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Materialforschung mit Positronen: Von der Doppler-Spektroskopie zur

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Abbildung 2.4 zeigt die <strong>mit</strong>tlere Eindringtiefe z monoenergetischer <strong>Positronen</strong> für einige Elemente<br />

bis 30 keV. Für m = 1.9 liegt das Maximum <strong>der</strong> Verteilung bei 0.76 z . z ist reziprok<br />

von <strong>der</strong> Dichte abhängig und steigt im wesentlichen <strong>mit</strong> E n , wobei n für viele Materialien in<br />

<strong>der</strong> Nähe von 1.6 liegt. Die <strong>mit</strong>tlere Eindringtiefe ist nur als Anhaltspunkt für den Endpunkt<br />

des Energieverlusts zu verstehen, da die Makhov-Verteilung gerade bei Energien oberhalb<br />

10 keV um einige Mikrometer verschmiert ist. Zur Verdeutlichung ist <strong>der</strong> Bereich, <strong>der</strong> oberhalb<br />

des halben Maximums liegt, für Eisen in Abbildung 2.4 hellblau hinterlegt.<br />

Das Implantationsprofil von <strong>Positronen</strong> aus dem + -Spektrum folgt näherungsweise einem<br />

Exponentialgesetz [93]. Die <strong>mit</strong>tlere Eindringtiefe liegt je nach Material und Isotop im Bereich<br />

von einigen 10 µm – 1 mm.<br />

Bei Experimenten <strong>mit</strong> + -Strahlern ist es wichtig, daß die Daten nicht durch Annihilationsereignisse<br />

außerhalb <strong>der</strong> Probe verunreinigt werden. Die Hauptfehlerquelle liegt hier aber nicht<br />

in <strong>der</strong> oberflächennahen Annihilation, son<strong>der</strong>n bei <strong>Positronen</strong>, die die Probe durchdringen.<br />

Zwei recht nützliche Diagramme <strong>zur</strong> Abschätzung <strong>der</strong> minimalen Probendicke finden sich in<br />

Abbildung 2.5 für die E<strong>mit</strong>ter 22 Na und 68 Ge.<br />

2.2.4 Diffusion<br />

Nach dem Erreichen des thermischen Gleichgewichts diffundiert das Positron durch das Gitter,<br />

wobei seine Aufenthaltswahrscheinlichkeit im Zwischengitter am größten ist. Im ungestörten<br />

Gitter kann es als Bloch-artiges Wellenpaket interpretiert werden, das über den Bereich<br />

seiner deBroglie-Wellenlänge ( e+ = 5.2 nm (300/T) ½ ) delokalisiert ist. Bei Raumtemperatur<br />

ist e+ = 5.2 nm, was in <strong>der</strong> Größenordnung von 20 Gitterkonstanten liegt [13]. Ein<br />

thermalisiertes Positron sieht also ~10 3 atomare Positionen gleichzeitig.<br />

Klassisch entspricht die Diffusionsbewegung des Positrons oberhalb von ~10 K einem dreidimensionalen<br />

Random-Walk <strong>mit</strong> einer isotropen Streuung an Phononen [93,96]. Die Diffusionskonstante<br />

in Metallen liegt bei Raumtemperatur (RT) in <strong>der</strong> Größenordnung von 10 -4 m 2 /s<br />

[97], die <strong>mit</strong>tlerer freie Weglänge bei ~5 nm und die Anzahl <strong>der</strong> Streuereignisse bis <strong>zur</strong> Zerstrahlung<br />

in <strong>der</strong> Größenordnung von 10 3 . Daraus ergibt sich eine <strong>mit</strong>tlere Diffusionsweglänge<br />

für defektarme Metalle von 200 – 500 nm.<br />

Aus <strong>der</strong> hohen Beweglichkeit des Positrons erklärt sich seine enorme Empfindlichkeit für Gitterfehler.<br />

Während seiner Lebensdauer sieht ein einzelnes Positron 10 6 – 10 7 Gitterpositionen.<br />

Die untere Ansprechschwelle für leerstellenartige Defekte liegt bei ~10 -6 /Atom [98], während<br />

die obere Ansprechschwelle dadurch gegeben ist, daß die Wahrscheinlichkeit auf einen Defekt<br />

zu treffen sich 100% nähert [99]. Sie liegt in <strong>der</strong> Größenordung von 5×10 -4 /Atom für Einfachleerstellen<br />

[98,100].<br />

2.2.5 Einfang in Defekte<br />

Störungen im Kristallgitter, die <strong>mit</strong> einer Vergrößerung des Atomabstandes einhergehen führen<br />

zu einer lokalen Erniedrigung des von den Kernen erzeugten elektrischen Potentials. Bezüglich<br />

des Zwischengitterniveaus des idealen Kristalls bildet sich so ein effektiv negatives<br />

Potential aus, in dem das Positron lokalisieren kann [10,101]. Die Bindungsenergie E B des<br />

Positrons an den Defekt hängt dabei direkt von <strong>der</strong> Tiefe <strong>der</strong> Potentialmulde ab.<br />

Daraus folgt eine natürliche Skala <strong>zur</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Fehlstellen nach <strong>der</strong> kinetischen<br />

Energie des thermalisierten Positrons (~0.04 eV bei RT). Ist die Bindungsenergie wesentlich<br />

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