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Materialforschung mit Positronen: Von der Doppler-Spektroskopie zur

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de Resultate durch Abbildung des <strong>mit</strong> <strong>Positronen</strong> bestrahlten Bereichs auf eine Kanalplatte<br />

wurden 1988 von Brandes et al. in Transmissionsgeometrie [78] und von van House et al. in<br />

Reflektionsgeometrie [237] erzielt. Die Reflektionsgeometrie bietet dabei den Vorteil, daß<br />

auch dicke Proben untersucht werden können, wenn ihre Oberfläche eine genügende Reinheit<br />

aufweist. 1995 wurde von Goodyear und Coleman ein weiteres PRM vorgestellt, das in Reflektionsgeometrie<br />

arbeitet [238].<br />

Bestrahlt man, ähnlich wie in einem Transmissions-Elektronenmikroskop (TEM), eine dünne<br />

Folie <strong>mit</strong> <strong>Positronen</strong> (E kin zwischen einigen keV und einigen 100 keV), kann ein Kontrast<br />

auch ohne die Mo<strong>der</strong>ationseigenschaften des Targets erzeugt werden. Durch seine entgegengesetzte<br />

Ladung unterscheidet sich die Wechselwirkung des Positrons <strong>mit</strong> dem Target dabei<br />

wesentlich von <strong>der</strong> des Elektrons, so daß an<strong>der</strong>e Kontraste als im TEM erhalten werden. Ein<br />

solches Transmissions-<strong>Positronen</strong>mikroskop (TPM) wurde erstmals 1988 von van House et<br />

al. aufgebaut [239]. Am KEK in Japan befindet sich <strong>der</strong>zeit ein TPM im Aufbau, das aus einem<br />

modifizierten kommerziellen TEM besteht, das an den langsamen <strong>Positronen</strong>strahl des<br />

KEK angeschlossen werden soll [240,241]. Bei den hier beschriebenen Geräten RPM und<br />

TPM ist die Größe des <strong>Positronen</strong>strahlflecks auf <strong>der</strong> Probe nicht relevant für die erreichte<br />

Ortsauflösung. Diese wird, wie auch beim TEM, ausschließlich durch die Qualität <strong>der</strong> Strahloptik<br />

bestimmt.<br />

Ein an<strong>der</strong>er Zugang zu hoher Ortsauflösung, <strong>der</strong> es ermöglicht die Fehlstellenverteilung in<br />

prinzipiell beliebigen Proben zu untersuchen, besteht darin, einen fein fokussierten <strong>Positronen</strong>strahl<br />

in die Probe zu implantieren und die Annihilationsparameter von Positron und Elektron<br />

zu messen. Dabei definiert die Diffusion des Positrons ein physikalisches Li<strong>mit</strong> für die<br />

minimal erreichbare Ortsauflösung, das für Strahlenergien von 1 - 50 keV nach [89,242] zu<br />

0.2 - 2 µm abgeschätzt werden kann, wobei <strong>der</strong> Diffusionsradius stark von <strong>der</strong> Dichte des untersuchten<br />

Materials und seiner Fehlstellenkonzentration abhängt. Zum Abrastern <strong>der</strong> Probe<br />

wird entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Positronen</strong>strahl <strong>mit</strong>tels Scan-Spulen wie beim Raster-Elektronenmikroskop<br />

(SEM) über die Probe geführt, o<strong>der</strong> die Probe bei feststehendem Strahl unter <strong>der</strong><br />

Strahlposition bewegt. Das erste Raster-<strong>Positronen</strong>mikroskop (Scanning Positron Microscope<br />

SPM), wurde 1988 von Brandes et al. realisiert [243], wobei jedoch nur eine Auflösung von<br />

Millimetern erreicht wurde. 1995 schlugen Seijbel et al. [244] und Zecca et al. [245,246] unabhängig<br />

voneinan<strong>der</strong> ein SPM vor. Seijbel setzte dabei auf ein modifiziertes kommerzielles<br />

SEM, das den <strong>Positronen</strong>strahl des Forschungsreaktors in Delft über eine Remo<strong>der</strong>atorstufe<br />

als primäre <strong>Positronen</strong>quelle verwendet.<br />

Der Entwurf von Zecca basiert auf einen gepulsten langsamen <strong>Positronen</strong>strahl <strong>mit</strong> 22 Na als<br />

Quelle, bei dem über die Pulsflanke ein Start-Signal <strong>zur</strong> Lebensdauermessung <strong>zur</strong> Verfügung<br />

steht. Der <strong>Positronen</strong>strahl <strong>mit</strong> einem Durchmesser von 2 mm wird durch eine von Shao et al.<br />

vorgeschlagene magnetische Linse (sog. Pfannenkuchenlinse [247]) am Probenort auf einige<br />

Mikrometer zusammengezogen. Dieses Konzept schließt ferromagnetische Materialien als<br />

Proben aus, da diese das Fokussierungsfeld verzerren würden. Das Gerät wurde 1997 in München<br />

realisiert und erste Testmessungen an einer Au/Si Struktur wurden veröffentlicht [248].<br />

Ein weiterer sehr ambitionierter Entwurf wurde 1997 von Sterne et al. vorgestellt [249,250].<br />

Wie das SPM von Zecca basiert es auf einem gepulsten <strong>Positronen</strong>strahl, dessen Phasenraum<br />

durch drei aufeinan<strong>der</strong>folgende Remo<strong>der</strong>ationsstufen verkleinert wird. Um trotzdem hohe<br />

mo<strong>der</strong>ierte Flüsse zu erreichen, sollte <strong>der</strong> am LINAC des LLNL erzeugte <strong>Positronen</strong>strahl als<br />

primäre <strong>Positronen</strong>quelle verwendet werden [55]. Es wurden Pulsraten von 20 MHz bei einer<br />

Zeitauflösung von 100 ps angestrebt. Dieses Projekt wurde aber lei<strong>der</strong> aus politischen Gründen<br />

eingestellt.<br />

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