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Materialforschung mit Positronen: Von der Doppler-Spektroskopie zur

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Bei <strong>der</strong> <strong>Doppler</strong>-<strong>Spektroskopie</strong> stellt sich das prompte Gamma von 22 Na jedoch als ungemein<br />

störend heraus. Compton-Streuereignisse <strong>der</strong> 1275 keV -Quanten führen zu einem deutlichen<br />

Untergrund im Bereich um 511 keV. Form und Intensität des Compton-Spektrums hängen<br />

dabei stark von <strong>der</strong> Geometrie des Aufbaus sowie weiterer Faktoren, z.B. <strong>der</strong> Abschirmung<br />

des Detektors, ab. Hier erweist sich 68 Ge als vorteilhaft, da zu seinem -Spektrum nur ca. 3 %<br />

Ereignisse <strong>mit</strong> Energien höher als 511 keV (1077.4 keV) beitragen [26,28].<br />

68 Ge erzeugt <strong>Positronen</strong> über einen Mutter-Tochter-Prozeß: 68 Ge zerfällt <strong>mit</strong> einer brauchbaren<br />

Halbwertszeit zu 68 Ga (100% EC, ½ = 271 d), das wie<strong>der</strong>um über die Emission eines Positrons<br />

zu 68 Zn zerfällt (90% + , ½ = 68.4 m). Bei einer Endpunktsenergie des -Spektrums<br />

von 1.9 MeV werden <strong>mit</strong>tlere Eindringtiefen bis zu 800 µm erreicht.<br />

Nachteilig an 68 Ge ist seine schlechte kommerzielle Erhältlichkeit und die aufwendige Chemie<br />

<strong>der</strong> Standard-Verbindung 68 GeCl 4 , die bei Normalbedingungen gasförmig ist. 68 Ge läßt<br />

sich aber auf einfache Weise aus natürlichem Gallium über eine (d, 3n) Reaktion <strong>mit</strong> beschleunigten<br />

Deuteronen herstellen [29]. Diese Reaktion hat ihre Schwelle bei 14.1 MeV und<br />

<strong>der</strong> maximale Wirkungsquerschnitt von 550 mbarn wird bei 13.5 MeV oberhalb <strong>der</strong> Schwelle<br />

erreicht [30]. Zusätzlich wird bei <strong>der</strong> Bestrahlung 69 Ge <strong>mit</strong> dem dreifachen Wirkungsquerschnitt<br />

erzeugt [31], das aber <strong>mit</strong> einer Halbwertszeit von ½ = 39 h abklingt.<br />

Für den Einsatz im Labor ist eine Festkörperquelle wünschenswert. Als günstiges Ausgangsmaterial<br />

hat sich Galliumphosphid (GaP) herausgestellt, das als einkristalliner Wafer erhältlich<br />

ist. Die Reaktionsprodukte des Phosphors ( 31 S: ½ =2.58s, 30 S: ½ =2.18s [32]) können<br />

dabei aufgrund ihrer geringen Halbwertszeiten vernachlässigt werden. Nach <strong>der</strong> Bestrahlung<br />

und einer angemessenen Abklingzeit für das 69 Ge liegt <strong>der</strong> E<strong>mit</strong>ter in einer kontaminationssicheren<br />

Form vor, so daß keine Abdeckung <strong>der</strong> Quelle nötig ist. Weitere Details <strong>der</strong> Quellpräparation<br />

finden sich in [29].<br />

Das Isotop 58 Co wurde häufig als Quelle angewandt, wenn eine kurzzeitige hohe Intensität<br />

wichtiger war als die Langzeitstabilität des Gesamtaufbaus. Heutzutage hat 58 Co gegenüber<br />

22 Na an Bedeutung verloren, da es außer <strong>der</strong> höheren Aktivität keine signifikanten Vorteile<br />

bietet. Zecca zufolge soll es auch nicht mehr im Handel sein [33]. Für die Details <strong>der</strong> Herstellung<br />

von 58 Co und einen Vergleich <strong>mit</strong> 22 Na siehe [34,35].<br />

Eine Interessante Alternative <strong>zur</strong> Untersuchung von Titan-Legierungen, die in naher Zukunft<br />

technologisch wachsende Bedeutung bekommen, bietet 48 V. Es läßt sich auf einfache Weise<br />

über eine (p,n) Reaktion direkt in <strong>der</strong> Probe aus natürlichem Titan am Zyklotron aktivieren<br />

(E thresh = 4.9 MeV, max = 510 mbarn [30]). Eine solche intrinsische Quelle bietet einige Vorteile:<br />

Erstens kann sie durch eine Bestrahlungsmaske genau positioniert und dimensioniert<br />

werden, zweitens ist sie kontaminationssicher und eröffnet da<strong>mit</strong> die Möglichkeit von in-situ<br />

Experimenten auch in komplizierten und schlecht zugänglichen Geometrien, z.B. Ermüdungsversuche<br />

an einer Pleuelstange im laufenden Motor. Pleuelstangen aus <strong>der</strong> Titanlegierung<br />

TiAl6V4 sind im Rennsport Standart.<br />

2.1.2 Kurzlebige + -Strahler durch Aktivierung<br />

Eine Vielzahl von kurzlebigen E<strong>mit</strong>tern ist durch Aktivierung <strong>mit</strong> beschleunigten Protonen,<br />

Deuteronen o<strong>der</strong> Heliumkernen herstellbar. Tabelle II gibt einen Überblick über einige in <strong>der</strong><br />

Forschung genutzte Reaktionen. Auf diese Weise lassen sich sehr starke Quellen herstellen,<br />

<strong>der</strong>en Aktivität prinzipiell nur von Energie und Strom des Beschleunigers und <strong>der</strong> Kühlleistung<br />

am Target abhängt. Auf Grund <strong>der</strong> Halbwertszeiten im Bereich von Sekunden bis Mi-<br />

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