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Materialforschung mit Positronen: Von der Doppler-Spektroskopie zur

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Im Folgenden werden einige Anwendungsbeispiele <strong>zur</strong> Abbildung <strong>der</strong> plastischen Zone <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> BPM gezeigt. Als die erste "bildgebende", d.h. zweidimensionale Messung <strong>mit</strong> <strong>Positronen</strong><br />

wurde 1998 die plastische Zone vor einem Ermüdungsriß im austenitischen Stahl ASI 321<br />

vermessen [364]. Der Riß wurde in einer miniaturisierten CT-Geometrie <strong>mit</strong> Abmaßen von<br />

17 × 18 mm 2 und einer Dicke von 1.8 mm erzeugt.<br />

max max<br />

Es wurde eine sinusförmige symmetrische Steueramplitude von ±50 µm (R = 1: )<br />

unter Dehnungskontrolle bei einer Frequenz von 1 Hz verwendet. Da die herkömmliche hydraulische<br />

Wechselverformungsmaschinen <strong>der</strong>artig kleine Hübe im Allgemeinen nicht fahren<br />

können, kam eine piezogetriebene Wechselverformungsmaschine [99] zum Einsatz. Der<br />

Spannungsintensitätsbereich kann aus <strong>der</strong> Geometrie und dem Hub auf K = 50 MPa√m abgeschätzt<br />

werden. Vor <strong>der</strong> Ermüdung wurde die Probe thermisch ausgeheilt (3h bei 1000°C<br />

im Hochvakuum) und nach <strong>der</strong> Rißerzeugung keiner weiteren Behandlung unterzogen, um eine<br />

Oberflächenschädigung durch Schleifen zu vermeiden. Abbildung 4.17 zeigt die Verteilung<br />

des S-Parameters in einer Höhenprofil-Darstellung vor <strong>der</strong> Rißspitze. Der Strahldurchmesser<br />

wurde auf 20 µm bei einem Bildraster<br />

von 150 µm × 150 µm eingestellt. Jedem<br />

Bildpunkt entspricht eine Anzahl von<br />

~3 × 10 5 Ereignissen im Annihilationspeak.<br />

Direkt an <strong>der</strong> Rißspitze und an den Rän<strong>der</strong>n<br />

des Risses ist ein Anstieg des S-Parameters<br />

um knapp 10 % zu beobachten, <strong>der</strong> <strong>mit</strong> zunehmen<strong>der</strong><br />

Entfernung <strong>zur</strong> Rißspitze kontinuierlich<br />

zum Wert des ausgeheilten Stahls<br />

hin abnimmt. Unter dem Elektronenmikroskop<br />

erscheint die plastische Zone deutlich<br />

kleiner. Durch die Ermüdung bedingte Verän<strong>der</strong>ungen<br />

(z.B. Gleitlinien) sind nur in <strong>der</strong><br />

Nähe <strong>der</strong> Rißspitze sichtbar. Die Grenze, innerhalb<br />

<strong>der</strong>er diese Verän<strong>der</strong>ungen noch im<br />

SEM-Bild zu erkennen sind, liegt bei einem<br />

S-Parameter oberhalb von ~1.06 (siehe<br />

blaue Linie in Abbildung 4.17 (a)). Diese erste<br />

Messung <strong>mit</strong> <strong>der</strong> BPM belegt die enorme<br />

Empfindlichkeit <strong>der</strong> ortsaufgelösten <strong>Positronen</strong>spektroskopie<br />

für die Abbildung plastischer<br />

Zonen bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Materialermüdung.<br />

Als weiteres Beispiel zeigt Abbildung 4.19<br />

die plastische Zone in <strong>der</strong> Titan-Legierung<br />

TiAl6V4, erzeugt im Umlauf-Biege-Versuch.<br />

Der relative S-Parameter ist farbkodiert<br />

dargestellt [256]. Bei einem Umlauf-<br />

Biege-Versuch (siehe Abbildung 4.18) wird<br />

eine rotationssymmetrische Probe auf <strong>der</strong><br />

einen Seite in einem Lager fest eingespannt<br />

und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite an einem Loslager<br />

92<br />

rel. Spannung [a.u.]<br />

Festlager<br />

Loslager<br />

Last<br />

Zug<br />

Position in <strong>der</strong> Kehle [a.u.]<br />

Druck<br />

Abbildung 4.18: Skizze zum Umlaufbiegeversuch:<br />

Eine rotationssymmetrische, in <strong>der</strong> Mitte ausgekehlte<br />

Probe wird einseitig in einem Festlager eingespannt<br />

und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite an einem Loslager<br />

belastet. Die Kurve oben zeigt den relativen<br />

Verlauf <strong>der</strong> Spannung (Zug und Druck) an <strong>der</strong> Probenoberfläche<br />

in <strong>der</strong> Auskehlung.

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