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<strong>IZT</strong> Seite: 48<br />
Nachhaltigkeitsorientierte Nutzerintegration im Innovationsprozess<br />
folgenabschätzung und ein proaktives Chancen- und Risikomanagement und damit eine<br />
frühzeitige und aktive Kundenintegration erforderlich.<br />
Neben den Faktoren, die den Bedarf zur Integration von Käufer- und Nutzerinformationen<br />
bestimmen, spielt für eine erfolgreiche Nutzerintegration auch die Frage eine Rolle, welche<br />
Nutzer sich dafür überhaupt eignen. Kapitel 3 hat gezeigt, dass grundsätzlich davon<br />
ausgegangen werden muss, dass die Gruppe (potenzieller) Kunden und Nutzer nicht homogen<br />
ist, sondern hinsichtlich ihrer Innovations- und Adoptionsfähigkeit und -bereitschaft<br />
Unterschiede aufweist. Außerdem stellen sich im Verlauf eines Innovationsprozesses<br />
unterschiedliche Aufgaben, für die nicht jeder Anwender in gleichem Maße geeignet ist. So sind<br />
beispielsweise in frühen Innovationsphasen trendführende Nutzer (Extremanwender, Anwender<br />
aus analogen Bereichen) 114 von besonderem Interesse, während es im Rahmen von Prototypentests<br />
z.B. für ein innovatives Massenmarktprodukt (neue Handygeneration etc.) auf „normale“<br />
Nutzer ankommt, die repräsentativ für einen Großteil der avisierten Kundengruppen sind.<br />
Die Untersuchungen im Rahmen des E-nnovation-Projektes zeigen, dass drei Nutzertypen<br />
identifiziert werden können, die im Innovationsprozess für nachhaltige Produkte und<br />
Nutzungssysteme eine zentrale Rolle spielen 115 :<br />
− Lead User: Der auf Hippel (1986) zurückgehende Ansatz der Lead-User-Methodik 116<br />
charakterisiert „Lead User“ als trendführende Nutzer, die ihrer Zeit voraus sind und heute<br />
Ideen und Anforderungen formulieren, die morgen oder übermorgen für den betreffenden<br />
Markt generell gelten. Lead User lassen sich vielfach unter Extremanwendern und Anwendern<br />
aus analogen Bereichen finden. 117 Sie sind mitunter auch Erfinder und Entwickler von<br />
Quasi-Prototypen, die einen Hersteller für ihre Innovationsidee suchen. Die Einbeziehung<br />
von Lead User erhöht die Chance für nachhaltige Problemlösungen insbesondere in zwei<br />
Fällen: Zum einen, wenn nach Innovationsideen in Feldern mit hohem Nachhaltigkeitspotenzial<br />
und hoher Veränderungsdynamik gesucht wird (erneuerbare Energien, nachwachsende<br />
Rohstoffe etc.) und zum anderen, wenn in die Zielsetzung und die Leitfragestellung von<br />
Lead-User-Projekten Nachhaltigkeitsanforderungen als orientierende Größe explizit<br />
aufgenommen werden.<br />
− Testanwender (Pilotkunden): Diese fungieren als Lieferanten von Anwendungswissen sowie<br />
von Bewertungs- und Akzeptanzinformationen. Je nachdem, ob es um die Evaluierung und<br />
Erprobung von frühen oder späten Prototypen geht, eignen sich als Testnutzer im ersten Fall<br />
Expertenanwender und im zweiten Fall repräsentative Anwender aus den anvisierten<br />
Zielmärkten. Als Testnutzer und Pilotkunden sollen sie relevante Akzeptanz- und Nutzungs-<br />
114 Vgl.dazu die Ausführungen in Kapitel 3.3.<br />
115 Mitunter nimmt ein und derselbe Kunde auch alle drei Rollen im Innovationsprozess wahr bzw.<br />
repräsentiert alle drei Nutzertypen. Solche Kunden lassen sich dann als Leitkunden oder „Launching<br />
costumer“ bezeichnen. Im Herstellerinnovationsprozess spielen sie sowohl als (Mit-)Initiator von<br />
Innovationsideen, als aktiver Mitgestalter der Produktentwicklung, als Testanwender und als<br />
Erstbesteller eine zentrale Rolle.<br />
116 Zur Lead-User-Methodik vgl. Kapitel 7.<br />
117 Vgl. Lettl 2004, 73 ff. sowie die Ausführungen in Kapitel 3.3.