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Nachhaltigkeitsorientierte Nutzerintegration im Innovationsprozess <strong>IZT</strong> Seite: 51<br />

ist. 120 Das Konzept greift die Erkenntnis der Diffusionsforschung auf, wonach Kunden- und<br />

Nutzergruppen nicht homogen sind, sondern hinsichtlich der Übernahme (Adoption) von<br />

Innovationen und dem Grad der Fortschrittlichkeit („innovativeness“) erhebliche Unterschiede<br />

aufweisen. 121 Die Lead-User-Methodik unterstützt die Identifizierung und Einbindung<br />

trendführender Kunden in den Innovationsprozess. Mit dem Ansatz werden im Wesentlichen<br />

zwei Ziele verfolgt:<br />

1. Zum einen soll die Auswahl von Kunden unterstützt werden, die für die Teilnahme an<br />

Innovationsprojekten motiviert und qualifiziert sind (Lead User).<br />

2. Lead User sollen aktiv in die Suche und Ausarbeitung von Innovationsideen sowie in<br />

konkrete Entwicklungsprojekte des innovierenden Unternehmens eingebunden werden. Ziel<br />

der Einbindung sind ausgearbeitete Ideen bzw. Konzepte für innovative Marktangebote.<br />

Nach Hippel zeichnen sich Lead User durch zwei zentrale Merkmale aus:<br />

− „Lead users face needs that will be general in a marketplace – but face them months or years<br />

before the bulk of that marketplace encounters them, and<br />

− Lead users are positioned to benefit significantly by obtaining a solution to those needs.“ 122<br />

Neben der Fähigkeit, absatzrelevante Zukunftsbedarfe früher als durchschnittliche Kunden zu<br />

formulieren und von den mitinitiierten oder mitentwickelten Lösungen besonders profitieren zu<br />

können, zeichnen sich Lead User in der Regel auch dadurch aus, dass sie mit verfügbaren<br />

Marktangeboten unzufrieden sind, über ausreichendes Nutzungs- und Objektwissen verfügen<br />

und motiviert und in der Lage sind, eigene Lösungsvorschläge einzubringen. 123 Da die Lead-<br />

User-Methodik sich auf die Gewinnung, Bewertung und Ausarbeitung von Innovationsideen<br />

und erste Konzepte für neue Marktangebote konzentriert, kommt dem Anwender in der Lead-<br />

User-Methodik in erster Linie die Aufgabe des Bedürfnis- und Problemformulierers, des<br />

Erfinders und Ideengebers sowie des Konzeptentwicklers- und -bewerters zu.<br />

Die Lead-User-Methodik wurde mittlerweile sowohl im Industriegüterbereich als auch auf<br />

Endverbrauchermärkten erfolgreich eingesetzt. Angesichts der eingeschränkten Eignung<br />

traditioneller Marktforschungsmethoden setzen innovative Firmen wie 3M oder Hilti auf die<br />

Zusammenarbeit mit Lead Usern in frühen Phasen von Innovationsprojekten. 124 Ziel ist dabei<br />

die Entwicklung von Ansätzen für radikale Innovationen (Breakthrough-Innovationen). Die<br />

Lead-User-Methodik wurde seit der ersten Systematik von Hippels in zahlreichen Modellanwendungen<br />

detailliert und weiterentwickelt. Die Methodik ist für frühe Innovationsphasen<br />

konzipiert und wird in der Praxis bis dato in erster Linie für die Ideengewinnung und<br />

120 Die Lead-User-Forschung dient hier als Sammelbezeichnung für Untersuchungen, welche die Nutzung<br />

besonderer Kunden zur Generierung innovativer Konzepte zum Inhalt haben. Vgl. Lüthje 2000;<br />

Morrison et al. 2001; Franke/Shah 2002; Herstatt/Lüthje/Lettl 2003; Ernst/Soll/Spann 2004.<br />

121 Zu Diffusionsmodellen, dem Konzept der „innovativeness“ als Grad der Fortschrittlichkeit von Kunden<br />

sowie Adoptorentypologien vgl. Rogers 2003/1962, 267 ff.<br />

122 Hippel 1986, 796.<br />

123 Vgl. Lüthje 2000, 71 ff.<br />

124 Vgl. Herstatt/Lüthje/Lettl 2003.

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