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<strong>IZT</strong> Seite: 78<br />
Nutzerintegration bei der Entwicklung netzgestützter Mediendienste<br />
sant“ 192 . Nachteil offener Foren und Communities ist, dass hier auch Wettbewerber Einsicht<br />
haben und Anregungen aufgreifen bzw. Lead-User identifizieren können.<br />
Die Nutzung von virtuellen Börsen schließlich stellen eine interaktive und anreizbezogene<br />
Methode zur Identifizierung von Lead Usern dar. Virtuelle Börsen sind eine neue Methode der<br />
Marktforschung, die für verschiedene Gebiete eingesetzt werden kann. Sie sind erstmalig als<br />
sogenannte „Wahlbörsen“ im Bereich der politischen Wahlforschung eingesetzt worden und<br />
haben sich dort als eine Möglichkeit zur Prognose von Wahlergebnissen bewährt. 193 Auf diesen<br />
Wahlbörsen werden Kandidaten- oder Parteiaktien gehandelt, deren Auszahlung den Wahlerfolg<br />
des Kandidaten bzw. der Parteien bei einer Wahl wiederspiegeln. Die guten Ergebnisse von<br />
Wahlbörsen haben dazu geführt, dass virtuelle Börsen auch zur Prognose betriebswirtschaftlicher<br />
Fragestellungen aufgegriffen wurden. 194 Die Anwendung virtueller Börsen zur<br />
Identifizierung von Lead Usern stellt einen neuartigen Einsatzbereich dar. Von zentraler<br />
Bedeutung ist dabei die sogenannte Informationseffizienzhypothese. Diese steht für die<br />
Annahme, dass der Preis für eine Aktie auf einem effizienten Kapitalmarkt alle Informationen<br />
der Marktteilnehmer bezüglich des Wertes dieser Aktie widerspiegelt. 195 Marktteilnehmer<br />
offenbaren durch Kauf- und Verkaufsaufträge auf einem Kapitalmarkt ihre Einschätzungen über<br />
den Wert einer Aktie. Für die Marktforschung lässt sich daraus die Chance ableiten, dass die<br />
Erwartungen bezüglich eines zukünftigen Marktzustandes wie z.B. die Nutzung neuer E-Paper-<br />
Technologien oder neuer Telekommunikationsdienste wie UMTS, durch die geeignete<br />
Gestaltung einer Aktie handelbar gemacht werden können. Auf dieser Basis wird die<br />
Vermutung aufgestellt, dass erfolgreiche Händler eine bessere Prognosefähigkeit bezüglich der<br />
gehandelten Aktien haben und virtuelle Börsen zu Identifikation informierter Händler genutzt<br />
werden kann. Dabei wird erwartet, dass unter den „guten Händlern ein hoher Anteil von Lead<br />
Usern ist, das Lead User in der Regel ein hohes Wissen über von ihnen verwendeten Produkte<br />
auszeichnet.“ 196 Ob sich dies allerdings in der Praxis so einlösen lässt, ist noch offen. Virtuelle<br />
Börsen, die von Konsumgüterherstellern betrieben werden, existieren bislang nämlich noch<br />
nicht. 197 Außerdem bereitet die Programmierung des Handelplatzes einen nicht geringen<br />
Aufwand und das Verfahren erfordert die Kombination mit anderen Methoden, da im zweiten<br />
Schritt noch ein Screening „guter“ Händler auf Lead-User-Eigenschaften vorgenommen weden<br />
muss.<br />
192 Vgl. Henkel/Sander 2003, 98.<br />
193 Vgl. Forsythe/Rietz/Ross 1999.<br />
194 Vgl. Spann 2002 sowie Spann/Skiera 2003.<br />
195 Vgl. Fama 1991.<br />
196 Ernst/Soll/Spann 2004, 130.<br />
197 Vgl. Ernst/Soll/Spann 2004, 135.