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„Richte immer die Gedanken... - Adolf-Reichwein-Verein

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eichwein forum Nr. 17/18 Mai 2012<br />

39<br />

<strong>Reichwein</strong>s Worten. Folglich scheidet<br />

<strong>Reichwein</strong> als Autor des „Vermerks“<br />

aus.<br />

Zunächst werden Abreisezeit und Ankunftszeit<br />

in Posen, <strong>die</strong> Besprechung<br />

mit Koppe von 16.30 Uhr bis 19.30<br />

Uhr, „in Anwesenheit seines Stabes,<br />

unter anderem Standartenführer<br />

Hübner“, und <strong>die</strong> Rückreise nach Berlin<br />

am 25.6. in der Frühe genau dokumentiert.<br />

Dann folgt der entscheidende<br />

Satz: “ Der Obergruppenführer<br />

hat mich zu sich gebeten, um Fragen<br />

der volkserzieherischen Betreuung im<br />

Warthegau mit ihm zu besprechen.“<br />

Das Ganze solle „unter dem Titel und<br />

mit den Mitteln von 'Festigung des<br />

deutschen Volkstums' stattfinden;<br />

<strong>die</strong>s ist <strong>die</strong> Auflösung der Abkürzung<br />

„Reichskommissar f.d.F.d.V.“. Es folgt<br />

der Hinweis, dass Koppe <strong>die</strong> Federführung<br />

bei sich behalten wolle und<br />

mit den von mir vorgeschlagenen<br />

Dienstellen (Schulverwaltung, Arbeits<strong>die</strong>nst,<br />

BDM) in dem von mir zu<br />

bestimmenden Sinn zusammenarbeiten<br />

wolle. Dann folgt der Satz: „Ich<br />

muß ihm eröffnen, dass ich persönlich<br />

nur gelegentlich für Mitarbeit in Frage<br />

käme und dass der Schwerpunkt meiner<br />

Arbeit in Berlin läge; daß ich mich<br />

aber gerne um zeitweilige Mitarbeiter<br />

für das Vorhaben Warthegau bemühen<br />

würde.“<br />

Im übrigen ist von den gleichen Dingen<br />

<strong>die</strong> Rede wie im obigen „Vermerk“,<br />

wieder wird nur von den „neu<br />

angesiedelten Volksgruppen“ gesprochen.<br />

Schließlich wird eine Aufgabenund<br />

Arbeitsteilung zwischen <strong>Reichwein</strong><br />

und Koppe skizziert. Neben den<br />

Aufgaben für <strong>Reichwein</strong>, <strong>die</strong> wir bereits<br />

aus dem „Vermerk“ kennen,<br />

übernimmt „der Obergruppenführer“<br />

(Koppe): 1. <strong>die</strong> Bereitstellung einer<br />

geeigneten Schul(ungs)stätte, 2. <strong>die</strong><br />

Bereitstellung der Mittel … 3. <strong>die</strong> organisatorische<br />

Vorbereitung der Lehrgänge<br />

… 4. <strong>die</strong> Bereitstellung von<br />

Lastwagen und Chauffeur für <strong>die</strong> Ausstellung<br />

„Bäuerliches Kulturgut“.<br />

6. „An den Herrn Reichserziehungsminister<br />

(mit Anschrift), Betrifft:<br />

Landjahr“<br />

Bei <strong>die</strong>sem Dokument handelt es sich<br />

um einen halbseitigen Brief, der auf<br />

den 25.8.42 datiert und von „R. Professor“<br />

signiert wurde. In <strong>die</strong>sem Brief<br />

geht es vor allem um <strong>die</strong> Beantragung<br />

eines viermaligen, 2-3 tägigen Urlaubs<br />

für ein Fräulein Seidel, Leiterin der<br />

„Reichswerkschule des Landjahres“,<br />

<strong>die</strong> für <strong>die</strong> Wiederbelebung des<br />

volkshandwerklichen Binsenflechtens<br />

„bahnbrechendes geleistet“ habe,<br />

und zwar für <strong>die</strong> geplanten Lehrgänge<br />

im Warthegau. Der Brief ist also eine<br />

der Folgen, <strong>die</strong> sich aus der Besprechung<br />

<strong>Reichwein</strong>s mit dem SS<br />

Obergruppenführer Koppe am<br />

24.6.1942 in Posen ergeben haben. Er<br />

beginnt – ohne Anrede – mit dem<br />

Satz: „Der Unterzeichnete ist vom<br />

Reichskommissar für <strong>die</strong> Festigung<br />

des deutschen Volkstums aufgefordert<br />

worden, im Warthegau … praktische<br />

Lehrgänge für Werk und Gestaltung<br />

vorzubereiten und zu leiten, … „.<br />

Danach folgt eine Beschreibung des<br />

Projekts in allgemeinen, sachlichen,<br />

ideologieunverdächtigen Formulierungen.<br />

Es handelt sich also eigentlich<br />

nicht um einen Brief an den Minister,<br />

sondern um eine Eingabe, einen Antrag<br />

an sein Ministerium. Dass <strong>Reichwein</strong><br />

hier nicht den SS-<br />

Obergruppenführer Koppe, sondern<br />

den „Reichskommissar f.d.F.d.V“ als<br />

Auftraggeber nennt, dem Koppe<br />

wahrscheinlich unterstellt war, war<br />

vermutlich eine Taktik, mit der er im<br />

Reichserziehungsministerium mehr zu<br />

erreichen hoffte. Vielleicht, weil man<br />

in <strong>die</strong>sem Ministerium auf <strong>die</strong> SS weniger<br />

gut zu sprechen war als auf politische,<br />

ideologische NS-Kader. Über<br />

<strong>die</strong> Maßnahme „Landjahr“ des Erziehungsministeriums,<br />

das Betreff des<br />

Schreibens, ist mir nichts bekannt,<br />

vermutlich gehörten <strong>die</strong> im „Vermerk“<br />

vom 24.6.42 erwähnten „Land<strong>die</strong>nstmädel“<br />

zu <strong>die</strong>ser Maßnahme.<br />

7. „Volkswerkliche Lehrgänge im<br />

Warthegau 1942“<br />

Dieses Dokument ist gut eine Seite<br />

lang und besteht aus mehreren Teilen<br />

bzw. Abschnitten, in denen <strong>die</strong> Lehrgänge<br />

im Warthegau im Jahr 1942<br />

kurz beschrieben werden. Der erste<br />

Teil bzw. Abschnitt wurde von<br />

<strong>Reichwein</strong> am 19.10.(1942) signiert,<br />

der zweite Abschnitt wurde auch mit<br />

einer „Signatur“, vermutlich von ihm<br />

versehen, aber ohne Datum, der dritte<br />

wurde von einem B.A. Elsas, vermutlich<br />

ein Mitarbeiter <strong>Reichwein</strong>s,<br />

unterzeichnet, ebenfalls ohne Datum.<br />

Im ersten Teil weist <strong>Reichwein</strong> einleitend<br />

noch einmal auf das Gespräch<br />

mit Koppe am 24. Juni, auf <strong>die</strong> verantwortlichen,<br />

bereits bekannten<br />

Veranstalter und auf <strong>die</strong> verabredete<br />

Aufgabenteilung hin, wobei erstmals<br />

auch der Reichsstatthalter im oder<br />

des Warthegaus erwähnt wird. Danach<br />

werden vier durchgeführte<br />

Lehrgänge mit jeweils ca. 40 Teilnehmern<br />

aufgezählt. Als Ziel der Lehrgänge<br />

wird genannt: „Die Teilnehmerinnen<br />

für <strong>die</strong> volkstümliche Werkarbeit<br />

in Schulen, bäuerlichen Familien (Umsiedler)<br />

und Lagern anzuregen und in<br />

deren Grundlagen auszubilden.“ Ergänzend<br />

wird auf einen „Lehrplan“ in<br />

der Anlage verwiesen. Anschließend<br />

notiert <strong>Reichwein</strong> seine eigenen Beiträge,<br />

<strong>die</strong> Mitwirkenden bei der praktischen<br />

Werkarbeit (Dozentin Zietin,<br />

Werklehrerin Stahlmann (<strong>Reichwein</strong><br />

Sekretärin im Museum), Fräulein Seidel,<br />

Stud.Rat Wilhelm Seelig) und vier<br />

Termine von jeweils 5 Tagen zwischen<br />

dem 14.9. und dem 10.10.42, an denen<br />

<strong>die</strong> vier Lehrgänge durchgeführt<br />

wurden. Letzter Satz: „Professor<br />

<strong>Reichwein</strong> ist jeweils sonntags (ab<br />

Charlottenburg 7.41) angereist, Montag<br />

und Dienstag zur Leitung des<br />

Lehrganges in der Führerschule<br />

Schrimm, Warthegau gewesen und<br />

war Mittwoch früh zurück zum Dienst<br />

in Berlin.“<br />

Im zweiten, ebenfalls mit <strong>Reichwein</strong>s<br />

Signatur versehenen Abschnitt, wird<br />

über einen 5. Lehrgang vom 13. bis<br />

22.11. mit 25 Teilnehmern, „vorwie-

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