Das Projekt BÃCHERSCHATZ - Fachbereich Informatik - Universität ...
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gelten kann. Auch ohne diese Brücke hätten wir einen OPAC-Prototypen herstellen<br />
können: Da es noch keinen Kinder-OPAC in Deutschland gab, vor uns also ein ziemlich<br />
‘unbeackertes Feld’ lag, hätten wir durch Beobachtung des Gebiets jenseits des<br />
Grabens sicherlich ‘etwas zum Algorithmisieren’ gefunden. Dieses Vorgehen hätte ein<br />
System ergeben, das zwar korrekt programmiert, aber vermutlich am Bedarf und den<br />
aktuellen Problemen des Anwendungsgebiets vorbeigegangen wäre.<br />
Im <strong>Projekt</strong> BÜCHERSCHATZ hat sich unsere Vorgehensweise des ‘Brückenbaus’<br />
bewährt, weil wir aus dem Verständnis über Probleme und Akteure des Anwendungsbereiches<br />
heraus Modelle und Methoden der <strong>Informatik</strong> in den <strong>Projekt</strong>rahmen eingepaßt<br />
haben. Sie haben sich in fruchtbarer Weise mit dem Gegenstandbereich Bibliothekswesen<br />
verbunden, wie aus der Rückmeldung von Professorin Schulz zum <strong>Projekt</strong>ende<br />
deutlich wird:<br />
„Es gibt durchaus Bibliotheken mit begabten Programmierern, die keineswegs den Angeboten<br />
der Softwarefirmen hilflos ausgeliefert sind. Doch gelang es bisher nicht, eine<br />
Brücke von der eigenen Technik- und Machbarkeitsbegeisterung zum Informationsverhalten<br />
und Vorwissen der Kundschaft zu schlagen. Software wurde nach eigenem Gutdünken<br />
und Insider-Konventionen gestaltet. Programmierung reicht eben nicht - professionelle<br />
Konzepte müssen her, wissenschaftliche Neugierde ist gefragt. (...) Fazit: Die<br />
berühmte Benutzerorientierung ... ist seit Einzug neuer Informationsmedien ohne interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit mit <strong>Informatik</strong>erInnen nicht mehr möglich.“ (s. Anhang 13)<br />
Wir haben uns im <strong>Projekt</strong> BÜCHERSCHATZ größtenteils im Anwendungsgebiet, d.h. ‘in<br />
der Fremde’ aufgehalten. Für eine über die Erarbeitung von Prototypen hinausgehende<br />
Entwicklung eines einsatzfähigen Systems wäre es jetzt sinnvoll, die aufgenommenen<br />
Anforderungen des Anwendungsgebietes zurück über die Brücke in die Welt der <strong>Informatik</strong><br />
zu tragen, sich dort ein Weilchen zurückzuziehen, auf Methoden des Softwareentwurfs<br />
zu besinnen, um anschließend mit einer Entwurfsspezifikation zurückzukehren.<br />
Im Anwendungsgebiet zählen die sichtbaren Lösungen; der konzeptionelle, softwaretechnischen<br />
Gütekriterien genügende Softwareentwurf sollte ‘zu Hause’ in der<br />
<strong>Informatik</strong> erfolgen. So kann sich die <strong>Informatik</strong> Kerngebiete bewahren und gleichzeitig<br />
eine Grenzdisziplin im Sinne von Pflüger sein.<br />
Weiterhin halten wir es für erforderlich, daß die Anwendungsdisziplin ihrerseits<br />
‘Brücken’ zur <strong>Informatik</strong> baut und sich über den Gebrauch konkreter<br />
Softwareprodukte hinausgehendes Verfügungs- und Orientierungswissen hinsichtlich<br />
Softwareentwicklung, Datenbankentwurf und Modellbildung erarbeitet, damit von<br />
dieser Seite ein Verständnis über die Möglichkeiten und Grenzen der<br />
Informationstechnik aufgebaut werden kann. Angesichts der zunehmenden<br />
Verbreitung von EDV-Systemen in Bibliotheken ist hier der FB Bibliothek und<br />
Information als Ausbilderin von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren gefordert. 61<br />
Partizipation<br />
Die Gefahr der inflationären Verwendung der Begriffe ‘benutzungsfreundlich’ und<br />
‘Partizipation’ ist groß. Wer beginnt ein Softwareprojekt mit der Intention, die Bedürfnisse<br />
von Benutzern zu ignorieren und Systeme so zu entwerfen, daß sie möglichst<br />
schwer bedienbar sind? Man startet in guter, partizipativer Absicht und endet oft in<br />
61 Auch die Auseinandersetzung mit dem Begriff Information, auf dem sowohl die <strong>Informatik</strong> mit Blick auf die ‘regelhafte<br />
Verarbeitung’ als auch das Fachgebiet Bibliothek und Information mit Blick auf die ‘regelhafte Erschließung’<br />
aufsetzt, erscheint uns für ein aufeinander Zugehen beider Bereiche sinnvoll und notwendig. Um so mehr, als daß<br />
mit dem sich ankündigenden Wandel der Industriegesellschaften zu Informationsgesellschaften die Bedeutung von<br />
Informations- und Kommunikationsdienstleistungen steigen wird (vgl. [Kubicek/Tisborn 1995]).