Das Projekt BÃCHERSCHATZ - Fachbereich Informatik - Universität ...
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4 Partizipative Softwareentwicklung<br />
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In diesem Kapitel beschreiben wir Sichtweisen, Modelle, Methoden und Techniken, die<br />
den gedanklichen Hintergrund der partizipativen Softwareentwicklung bilden. Wir<br />
benötigen die Theorie als einen Orientierungs- und Methodenrahmen für die Softwareentwicklung,<br />
an dem wir unser Handeln ausrichten können und der uns Spielräume<br />
läßt, wenn wir unseren Anspruch von Gestaltung einlösen wollen und mehr sein möchten<br />
als ‘unbekümmerte Macherinnen’ im Sinne von Volpert (s. Kapitel 1.2). Modelle,<br />
Methoden und Techniken müssen in eine von Menschen gestaltete und veränderliche<br />
Praxis umgesetzt werden und dementsprechend flexibel sein. Ausgehend von dem in<br />
Kapitel 3 beschriebenen <strong>Projekt</strong>rahmen passen wir das zugrundeliegende Entwicklungsmodell<br />
in das <strong>Projekt</strong> BÜCHERSCHATZ ein, beschreiben partizipative Methoden<br />
wie z.B. Prototyping und deren Bedeutung und Nutzen im <strong>Projekt</strong>, reflektieren über<br />
Grundlagen zur Entwicklung von Teamgeist und stellen Maßnahmen zur Unterstützung<br />
von Teamarbeit vor.<br />
4.1 SICHT AUF DIE SOFTWAREENTWICKLUNG<br />
„Programme sind formale Konstrukte, zu verstehen, was programmiert werden soll,<br />
geht jedoch über rein formale Fähigkeiten hinaus“ [Coy 1995, S. 34]. Ähnlich argumentiert<br />
Floyd:<br />
„Es (Software-Engineering, d. Verf.) stößt jedoch dort an Grenzen, wo seine Grundannahmen<br />
nicht (oder nicht mehr) greifen – bei den kreativen und kooperativen Anteilen<br />
des Konstruktionsprozesses, die einer Formalisierung nicht zugänglich sind und bei<br />
organisationsbezogener Softwareentwicklung, wo Probleme nicht fest vorgegeben, Anforderungen<br />
veränderlich und Softwareprodukte im Einsatz eng mit Arbeits- und Kommunikationsprozessen<br />
von Einzelpersonen oder von Gruppen verzahnt sind.“ [Floyd 1994,<br />
S. 29]<br />
Demzufolge ist Softwareentwicklung kein formaler linearer Prozeß. Die Entwicklung<br />
ist ein von Menschen geschaffener und getragener Prozeß der Problembewältigung, aus<br />
dem heraus Lösungsmöglichkeiten entstehen. Diese Lösungsmöglichkeiten umfassen<br />
sowohl Produkte wie Programme, Prototypen und Spezifikationen als auch Absprachen<br />
und Vereinbarungen zwischen den am Entwicklungsprozeß Beteiligten über Sprachund<br />
Umgangskonventionen, Informationswege, Informationsdarstellungen, Informationsvermittlungen<br />
und Terminvorstellungen. Die im folgenden aufgeführten, bei einer<br />
Softwareentwicklung auftretenden kreativen und kooperativen Anteile erläutern<br />
[Floyd 1993] aus der theoretischen Sicht auf die Softwareentwicklung, [Hofstetter<br />
1987] hinsichtlich der verhaltenswissenschaftlichen Aspekte der Softwareentwicklung<br />
und [Weltz/Ortmann 1992] auf der Basis von Erfahrungen in Softwareprojekten.<br />
Bei einer Software-Entwicklung müssen Fragen und Begriffe in Zusammenarbeit<br />
zwischen Entwicklern und Benutzern geklärt werden, da diese Fragen und Begrifflichkeiten<br />
sonst von der mächtigeren Stimme definiert werden und dieses in<br />
nachfolgenden Entwicklungsphasen zu Diskrepanzen führen kann. Erforderlich sind<br />
Vereinbarungen zum <strong>Projekt</strong>gegenstand (z.B. Neu- oder Weiterentwicklung) und zum<br />
<strong>Projekt</strong>ziel (z.B. Erstellung von Prototypen oder Standard-Software). In diesem<br />
Zusammenhang ist zu klären, in welchem Kontext ein Software-Produkt bewertet, in<br />
welcher Organisation ein Software-Produkt eingesetzt und für welche Benutzer ein