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Helicobacter pylori: - Österreichische Gesellschaft für ...

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Infektiologie<br />

Österreichische <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

Infektionskrankheiten und Tropenmedizin<br />

impfmedizin<br />

völkerung (mit Sicherheit alle Jahrgänge,<br />

die nach 1980 geboren und folglich<br />

nicht geimpft wurden) keine Immunität<br />

gegen das Variola-Virus mehr besitzt.<br />

Aus diesem Grund wurde weiter<br />

an der Entwicklung neuer Pockenimpfstoffe<br />

gearbeitet. Ein weiterer Grund<br />

für Forschung und Entwicklung in dieser<br />

Richtung besteht in der Tatsache,<br />

dass es andere, mit dem Variola-Virus<br />

verwandte Orthopox-Viren gibt, die<br />

weiter in der Natur kursieren und den<br />

Menschen über tierische Reservoire infizieren<br />

können.<br />

Drei Generationen von Impfungen<br />

Die erste Generation der Pockenimpfung,<br />

mit der die Eradikation der Pocken<br />

durchgeführt wurde, beruht auf<br />

dem sogenannten Vaccinia-Virus, das<br />

nicht der eigentliche Pockenerreger,<br />

sondern ein nah verwandtes Virus ist.<br />

Die auf dem Vaccinia-Virus beruhenden<br />

Pockenimpfstoffe der ersten Generation<br />

sind zwar hocheffektiv, aber mit,<br />

wenn auch seltenen, jedoch schweren<br />

Nebenwirkungen behaftet, die insbesondere<br />

immunsupprimierte Patienten<br />

trafen. 1, 2 Unerwünschte Wirkungen<br />

der Vaccinia-Impfung können Eczema<br />

vaccinatum, Myo- oder Perikarditis,<br />

Stevens-Johnson-Syndrom, Enzephalitis<br />

und sogar Tod sein. 3<br />

Deshalb wurde eine zweite Generation<br />

von Pockenimpfstoffen entwickelt, die<br />

auf zwei anderen Virusstämmen beruhte,<br />

einerseits auf dem Lister-Elstree-<br />

Stamm, andererseits auf dem „New<br />

York City Board of Health Vaccinia<br />

Virus“. 4, 5 So entstand ein Impfstoff mit<br />

dem Handelsnamen „ACAM2000 ® “.<br />

Obwohl dieser Impfstoff unter streng<br />

kontrollierten Bedingungen nach den<br />

Prinzipien der „Good Manufacturing<br />

Practice“ hergestellt wurde und in der<br />

Wirksamkeit der ersten Impfstoffgeneration<br />

nicht nachsteht, ist er immer<br />

noch mit einer erheblichen Rate<br />

an Nebenwirkungen behaftet. Es gibt<br />

Schätzungen, die behaupten, dass im<br />

Fall des Einsatzes dieses Impfstoffs in<br />

der breiten Bevölkerung in einem bioterroristischen<br />

Notfall eine Nebenwirkungsrate<br />

von bis zu 25% zu erwarten<br />

wäre. 6 Derzeit ist ACAM2000 ® in den<br />

USA zugelassen, wird jedoch nur für<br />

spezielle Personengruppen, wie z.B.<br />

Militärangehörige vor Auslandseinsätzen,<br />

verwendet.<br />

Inzwischen gibt es eine dritte Generation<br />

von Pockenimpfungen, die auf dem<br />

modifizierten Ankara-Vaccinia-Stamm<br />

beruht. Außerhalb von Europa ist diese<br />

Impfung unter dem Handelsnamen<br />

Imvamune ® bekannt. In Europa wurde<br />

dieser Impfstoff nun unter dem Namen<br />

Imvanex ® bei der „European Medicines<br />

Agency“ (EMA) zur Zulassung<br />

eingereicht. Am 30. Mai 2013 empfahl<br />

das „Committee for Medicinal Products<br />

for Human Use“ (CHMP) der<br />

Europäischen Kommission die Zulassung<br />

des Impfstoffs. Die Entscheidung<br />

stand bei Drucklegung noch aus.<br />

Bessere Verträglichkeit<br />

Die Empfehlung des CHMP beruht<br />

vor allem auf der Tatsache, dass der<br />

neue Pockenimpfstoff erheblich besser<br />

verträglich ist als seine Vorgänger und<br />

dass er auch für immunsupprimierte<br />

Personen geeignet sein soll. 7 Der Ankara-Stamm<br />

des Vaccinia-Virus wurde im<br />

Zuge der Impfstoffherstellung durch<br />

eine Reihe von Deletionen und Mutationen<br />

weitgehend seiner Replikationsfähigkeit<br />

im menschlichen Organismus<br />

und in den meisten Säugetieren<br />

beraubt. 8<br />

Da herkömmliche Effektivitätsstudien,<br />

wie sie bei anderen Impfstoffen üblich<br />

sind, bei einer eradizierten Erkrankung<br />

nicht durchgeführt werden können,<br />

haben Zulassungsbehörden wie die<br />

FDA die Zulässigkeit von adäquaten<br />

Tiermodellen bestätigt.<br />

In einer Studie wurden deshalb<br />

ACAM2000 ® sowie Imvamune ® /Imvanex<br />

® an Cynomolgus-Makaken erprobt,<br />

die mit einem Affenpockenvirus<br />

infiziert worden waren. 9 Dabei zeigte<br />

sich eine etwas bessere Wirkung des<br />

Zweitgenerationsimpfstoffs, der die<br />

Tiere nämlich bereits nach einer einmaligen<br />

Impfdosis vor schweren oder tödlichen<br />

Infektionen schützte, was unter<br />

Imvamune ® nicht in allen Fällen gegeben<br />

war. Um mit Imvamune ® die gleiche<br />

Schutzrate wie mit ACAM2000 ®<br />

zu erzielen, war eine Boosterdosis erforderlich.<br />

Weitere Parameter waren klinische<br />

Beobachtungen, radiologische Untersuchungen,<br />

die Messung der Viruslast<br />

in Blut, Rachenabstrichen und<br />

verschiedenen Gewebeproben, Vaccinia-spezifische<br />

Antikörpertiter, Immunphänotypisierung,<br />

extrazelluläre<br />

Zytokinspiegel und histopathologische<br />

Untersuchungen.<br />

Es fand sich kein signifikanter Unterschied<br />

in den Titern neutralisierender<br />

Antikörper bei Tieren, die mit einer<br />

Dosis ACAM2000 ® , und solchen, die<br />

mit zwei Dosen Imvamune ® geimpft<br />

worden waren. Nach einer Challenge<br />

mit Affenpockenvirus fanden<br />

sich Hinweise für eine Virusausscheidung<br />

bei zwei von sechs Tieren in der<br />

Imvamune ® -Gruppe, aber bei keinem<br />

Tier in der ACAM2000 ® -Gruppe.<br />

Aufgrund dieser Studienergebnisse<br />

muss ein Impfregime mit Imvamune ® /<br />

Imvanex ® beim Menschen mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit aus zwei Einzeldosen<br />

bestehen.<br />

n<br />

Literatur:<br />

1<br />

Bray M et al: Progressive vaccinia. Clin Infect Dis 2003;<br />

36(6): 766-774<br />

2<br />

Mayr A: Smallpox vaccination and bioterrorism with<br />

pox viruses. Comp Immunol Microbiol Infect Dis 2003;<br />

26(5-6): 423-430<br />

3<br />

Metzger W et al: Vaccines for preventing smallpox.<br />

Cochrane Database Syst Rev 2007(3): CD004913<br />

4<br />

Monath TP et al: ACAM2000 clonal Vero cell culture<br />

vaccinia virus (New York City Board of Health strain)--a<br />

second-generation smallpox vaccine for biological defense.<br />

Int J Infect Dis 2004; 8(suppl 2): S31-44<br />

5<br />

Greenberg RN et al: ACAM2000: a newly licensed cell<br />

culture-based live vaccinia smallpox vaccine. Expert<br />

Opin Investig Drugs 2008; 17(4): 555-564<br />

6<br />

Kemper AR et al: Expected adverse events in a mass<br />

smallpox vaccination campaign. Eff Clin Pract 2002;<br />

5(2): 84-90<br />

7<br />

Kennedy JS et al: IMVAMUNE: modified vaccinia Ankara<br />

strain as an attenuated smallpox vaccine. Expert Rev<br />

Vaccines 2009; 8(1): 13-24<br />

8<br />

Earl PL et al: Immunogenicity of a highly attenuated<br />

MVA smallpox vaccine and protection against monkeypox.<br />

Nature 2004; 428(6979): 182-185<br />

9<br />

Hatch GJ et al: Assessment of the protective effect of<br />

Imvamune and Acam2000 vaccines against aerosolized<br />

monkeypox virus in cynomolgus macaques. J Virol<br />

2013; 87(14): 7805-7815<br />

Bericht: Dr. Norbert Hasenöhrl<br />

jatros I Seite 20<br />

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