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Helicobacter pylori: - Österreichische Gesellschaft für ...

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Infektiologie<br />

News<br />

Pathogeninaktivierung in Blutpräparaten<br />

Innovatives Verfahren am<br />

LKH Innsbruck eingeführt<br />

Seit 1. März 2013 wird an der Blutbank des Landeskrankenhauses (LKH) Innsbruck bei der Gewinnung von<br />

Thrombozytenkonzentraten das neuartige INTERCEPT-Verfahren zur Inaktivierung gefährlicher Pathogene<br />

angewandt. In einem Expertengespräch mit anschließender Laborbesichtigung wurde umfassend über den<br />

Nutzen des neuen Systems und dessen praktische Implementierung informiert.<br />

Sicherheit und Bedarf an Blutpräparaten<br />

in Österreich<br />

„Die grundlegende Frage für eine sichere Gewinnung<br />

von Blutpräparaten scheint in Zukunft<br />

immer mehr auf eine Entscheidung zwischen der<br />

Sterilitätstestung oder der Pathogeninaktivierung<br />

der gewonnenen Spenden hinauszulaufen“,<br />

brachte Prim. Univ.-Doz. Dr. Harald Schennach,<br />

Vorstand des Zentralinstituts für Bluttransfusion<br />

der TILAK, die Ausgangslage bei der Einführung<br />

des neuen Systems auf den Punkt.<br />

Speziell der Bedarf an Thrombozytenkonzentraten<br />

belief sich im Jahr 2011 österreichweit<br />

auf annährend 38.000 verabreichte Präparate.<br />

Während die Zahl der Transfusionen von Erythrozytenkonzentraten<br />

durch blutsparende Maßnahmen<br />

und bessere chirurgische Methoden allein in<br />

den Jahren 2008–2011 österreichweit um 10%<br />

reduziert werden konnte, bleibt der Verbrauch<br />

von Thrombozyten nach wie vor auf demselben<br />

Niveau. Allein in Innsbruck werden jährlich etwa<br />

5.000 Blutplättchenpräparate verabreicht.<br />

Bei der Gewinnung von Thrombozyten kommt<br />

neben dem bekannten Risiko des diagnostischen<br />

Fensters bei der Sterilitätstestung<br />

erschwerend hinzu, dass sie bei Raumtemperatur<br />

gelagert werden müssen, um ihre Aggregationsfähigkeit<br />

zu erhalten. Insbesondere die<br />

Verunreinigung durch bakterielle Erreger stellt<br />

daher ein schwierig zu beseitigendes Problem<br />

dar. Während das Restrisiko, durch eine verabreichte<br />

Blutkonserve mit dem Hepatitis-B-Virus<br />

infiziert zu werden, heute bei 1:300.000 liegt,<br />

das Restrisiko für die Infektion mit Hepatitis<br />

C bei 1:1.500.000 und das für eine Infektion<br />

mit HIV bei 1:2.500.000, beträgt das Risiko eines<br />

Patienten, eine Sepsis durch ein bakteriell<br />

kontaminiertes Thrombozytenpräparat zu erleiden,<br />

ca. 1:1.000. „Neben der Problematik des<br />

Auftauchens von neuen ,emerging pathogens‘<br />

(z.B. West-Nil-Virus, Malaria, Chikungunya,<br />

Dengue-Fieber, Borrelien oder Barbesien) war<br />

dieses Problem einer der Hauptfaktoren für<br />

uns, den Einsatz des neuen Verfahrens routinemäßig<br />

zu etablieren“, so Schennach.<br />

INTERCEPT-Verfahren<br />

„INTERCEPT ist ein höchst spezifisches und<br />

sehr gut ausgetestetes Verfahren“, betonte Dr.<br />

Johannes Irsch, wissenschaftlicher Direktor der<br />

Herstellerfirma Cerus Europe B.V. „Es basiert im<br />

Wesentlichen auf zwei Komponenten: einerseits<br />

dem Psoralen Amotosalen – dabei handelt es<br />

sich um eine Substanz, die den Blutprodukten<br />

beigesetzt wird und sich dort ins Erbgut von<br />

enthaltenen Pathogenen einlagern kann – und<br />

andererseits auf der Bestrahlung der Präparate<br />

durch UVA-Licht, die bewirkt, dass die Separation<br />

der DNA-Stränge dieser Pathogene durch das<br />

eingelagerte Amotosalen verhindert wird. Die<br />

Gentranskription und somit die Replikation der<br />

Erreger werden folglich über einen empfindlichen<br />

Zeitraum hinweg blockiert.“<br />

Das INTERCEPT-Verfahren ist in Europa als Medizinprodukt<br />

der Klasse III für die Inaktivierung von<br />

Kontaminationen mit Viren, Bakterien und Protozoen<br />

zugelassen. „Schon vor der Einführung am<br />

LKH Innsbruck verfügten wir über umfassende<br />

praktische Erfahrungen mit dem System. Mittlerweile<br />

können wir auf insgesamt 2 Mio. transfundierte<br />

Präparate an mehr als 100 Zentren in 20<br />

Ländern der Welt verweisen, wo das Verfahren<br />

heute als Routineanwendung im Einsatz ist. In<br />

Ländern wie der Schweiz wird das System bereits<br />

seit 2011 flächendeckend eingesetzt.“<br />

Implementierung in der Praxis<br />

„Psoralene sind Substanzen, die in der Natur<br />

vermehrt im Gemüse, etwa in Zwiebeln, vorkommen“,<br />

erklärte Univ.-Doz. Dr. Walter Nussbaumer,<br />

Oberarzt am Zentralinstitut für Bluttransfusion<br />

der TILAK. „Erst durch die Bestrahlung mit UVA-<br />

Licht werden der Zellstoffwechsel und somit die<br />

Replikation von Pathogenen unmöglich gemacht.<br />

Anschließend werden die Wirksubstanz und deren<br />

Abbauprodukte absorbiert und dem Blutprodukt<br />

wieder entnommen, sodass nur noch geringe<br />

Restspuren darin enthalten bleiben.“<br />

Für die Einführung des Systems am LKH Innsbruck<br />

mussten auch Arbeitsabläufe und Produktionsstandards<br />

empfindlich umstrukturiert<br />

werden. „Durch die Möglichkeit, die Präparate<br />

nun sieben statt wie bisher fünf Tage zu lagern,<br />

konnten wir den Verlust durch das Verwerfen von<br />

nicht verwendeten Thrombozytenpräparaten alleine<br />

seit der routinemäßigen Einführung von zuvor<br />

10% auf 2% senken“, betonte Nussbaumer<br />

den konkreten Nutzen. Auch die bedeutenden<br />

Anschaffungskosten konnten durch zusätzliche<br />

Umstrukturierungsmaßnahmen beim Gewinnungsprozess<br />

neutralisiert werden. „Zumindest<br />

können wir sagen, dass dadurch die Gewinnung<br />

von Thrombozytenpräparaten für uns nicht teurer<br />

geworden ist“, so Nussbaumer abschließend. n<br />

Bericht: Redaktion<br />

Quelle: „Neue Maßstäbe bei der Sicherheit<br />

von Blutpräparaten: innovatives Verfahren zur<br />

Pathogen-Inaktivierung am LKH Innsbruck“<br />

Expertengespräch & Laborbesichtigung<br />

7. Mai 2013, Innsbruck<br />

jatros I Seite 60<br />

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