Helicobacter pylori: - Österreichische Gesellschaft für ...
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HIV/AIDS<br />
Altern von HIV-Patienten zur Diskussion<br />
und betonte, dass der Altersphänotyp<br />
bei HIV-Patienten vielen Einflüssen<br />
unterliegt. Man könne nicht präzise differenzieren<br />
zwischen Schädigungen, die<br />
HIV selbst, die HIV-Therapie hervorruft<br />
und solchen, die durch das allgemeine<br />
Altern bedingt sind. Sein Credo: „Wir<br />
sollten die Aussage kritisch hinterfragen,<br />
dass ,alles Alter‘ ist, und versuchen,<br />
einzelne Phänomene auch einzeln und<br />
vielleicht sogar erfolgreich zu behandeln.“<br />
Zu den o.g. Einflüssen zählen neben<br />
dem persistierenden Immundefekt<br />
und der Immunaktivierung auch der Lebensstil,<br />
Begleiterkrankungen, die ART-<br />
Toxizität und alle Manifestationen der<br />
physiologischen Alterung, woraus sich<br />
eine Vielzahl medizinischer und gesellschaftlicher<br />
Herausforderungen ergebe.<br />
Diese reichen von einer frühen Diagnose<br />
über die rechtzeitige Einleitung der<br />
ART, das Management von Begleiterkrankungen,<br />
die Unterstützung der<br />
Verhaltensmodifikation, die ärztliche<br />
Assistenz bei sozialen Risiken und die<br />
Vorbereitung auf End-of-Life-Szenarien<br />
bis zur Vorbereitung der <strong>Gesellschaft</strong><br />
und des medizinischen Systems auf die<br />
Pflege einer steigenden Zahl alternder<br />
Menschen mit HIV.<br />
AHIVCOS-Daten und Risikofaktoren für<br />
virales Versagen<br />
So groß die Fortschritte in der HIV-Therapie<br />
sind, so viele Fragen sind noch offen.<br />
Einen Beitrag zur Forschungsarbeit<br />
und gesundheitspolitischen Steuerung<br />
liefern Kohortenstudien. Sie dienen,<br />
qualitativ und quantitativ auf wissenschaftlich<br />
hohem Niveau durchgeführt,<br />
der Beurteilung verschiedener Aspekte<br />
der HIV/AIDS-Epidemie. Die vor 13<br />
Jahren etablierte „AHIVCOS“ ist in<br />
Österreich mit der Registrierung detaillierter<br />
Behandlungsabläufe sowie der<br />
systematischen Erfassung und Optimierung<br />
der klinischen Betreuung von HIV-<br />
Patienten das wichtigste Instrument zur<br />
HIV-Surveillance. In diesem Jahr konnte<br />
bereits der 23. AHIVCOS-Bericht mit<br />
aktuellen epidemiologischen Daten zum<br />
Therapiezugang, Erhebungen zur Mortalität,<br />
zum Outcome unter antiviraler<br />
Therapie, zu Resistenzen und Koinfektionen<br />
bei den ca. 7.500 bis 8.500 HIV-<br />
Infizierten in Österreich veröffentlicht<br />
werden. Etwa die Hälfte der Betroffenen<br />
befindet sich in Behandlung. Mit<br />
3.597 Teilnehmern erfasst AHIVCOS<br />
knapp über 90% aller an einem der<br />
sieben Zentren in antiretroviraler Therapie<br />
(ART) befindlichen Infizierten in<br />
Österreich.<br />
Sehr eindrucksvoll konnte in der Kohortenstudie<br />
der Rückgang der Sterblichkeit<br />
seit Einführung der ART gezeigt<br />
werden. Starben 1994 noch 47 Männer<br />
und 55 Frauen von 100 HIV-Infizierten,<br />
so ist diese Rate bei Männern auf unter<br />
10 und bei Frauen unter 5 gesunken.<br />
Dabei habe sich, wie Mag. Gisela Sturm<br />
für die AHIVCOS Group erläuterte, das<br />
Spektrum der Mortalität verändert und<br />
das Sterberisiko sei gesunken. Besonders<br />
interessant sei zudem die Erkenntnis,<br />
dass Patienten, die das Zentrum wechselten<br />
(warum sie dies tun, ist noch unklar),<br />
ein höheres Mortalitätsrisiko<br />
aufweisen würden. Auch Risikofaktoren<br />
für virales Versagen wurden in der<br />
AHIVCOS erfasst (Tab. 1). Mag. Gogl<br />
Interview mit Prof. Marcus Altfeld<br />
stellte die aktuelle Analyse vor und konstatierte,<br />
dass von fast 4.000 erfassten<br />
Patienten im Jahr 2012 bei 3,2% ein<br />
virales Versagen auftrat. Dies betraf<br />
vermehrt Patienten unter 45 Jahren und<br />
mehr Bewohner aus Wien im Vergleich<br />
zu anderen Landeshauptstädten. Patienten,<br />
die sich über i.v. Drogengebrauch<br />
anstecken, haben ein höheres Risiko<br />
für virales Versagen. Außerdem ist der<br />
CD4-Nadir ein Prädiktor: Je niedriger er<br />
ist, desto häufiger tritt virales Versagen<br />
auf. Als weiterer Risikofaktor wurden<br />
Resistenzen gegen NRTI und NNRTI<br />
identifiziert. Auch ein Therapiebeginn<br />
nach 1997 stellte sich als Risikofaktor<br />
heraus und es zeigte sich, dass ART-Unterbrechungen<br />
die Häufigkeit eines viralen<br />
Versagens erhöhen. Anhand der hier<br />
aufgedeckten Risikofaktoren kann das<br />
Management von Patienten unter ART<br />
optimiert werden.<br />
n<br />
Quelle: 6. Deutsch-Österreichischer Aids-Kongress<br />
(DÖAK), 12.–15. Juni 2013, Innsbruck<br />
Bericht: Elke Klug<br />
Beim Eindringen des HI-Virus in den Körper tut das angeborene<br />
Immunsystem offenbar nicht das, was es sollte. Wo liegt das Defizit<br />
im Immunsystem der betroffenen Patienten?<br />
M. Altfeld: Das HI-Virus wird erkannt, aber integriert sich schnell in das<br />
Genom von Zellen des Körpers, aus denen es nicht mehr entfernt werden<br />
kann. Die antivirale Immunantwort wird zwar aktiviert (dies manifestiert<br />
sich z.B. durch Fieber und Lymphknotenschwellung), aber sie reicht nicht<br />
aus, um die Infektion zu verhindern.<br />
Die Patienten leben heute unter ART deutlich länger, trotzdem ist die Lebenserwartung<br />
geringer. Woran sterben sie eher als HIV-negative Personen?<br />
M. Altfeld: An einer Reihe von Erkrankungen wie Tumoren, kardiovaskulären Erkrankungen<br />
(Herzinfarkt, Schlaganfall), Nierenversagen – in vielen Fällen ist insgesamt ein schnelleres Altern<br />
des Immunsystems zu beobachten.<br />
Welche Rolle spielt das bei chronischen Infektionen permanent aktive Immunsystem<br />
und welche neuen Erkenntnisse werden zukünftig die HIV-Therapie beeinflussen?<br />
M. Altfeld: Es ist mittlerweile klar, dass das im Rahmen der chronischen Infektion permanent<br />
aktive Immunsystem mit diesem schnelleren Alterungsprozess des Immunsystems sowie dem Auftreten<br />
von kardiovaskulären Erkrankungen assoziiert ist. Zukünftige Therapien müssen versuchen,<br />
nicht nur die Viruslast zu reduzieren, sondern auch die persistierende Immunaktivierung zu verringern.<br />
Gelten mögliche therapeutische Optionen für Männer und Frauen gleichermaßen?<br />
M. Altfeld: Diese Behandlungsstrategie der kombinierten Reduktion von Virusreplikation und<br />
Entzündung gilt sowohl für Frauen als auch Männer. Allerdings sind die Entzündungsmarker bei<br />
Frauen oft höher als bei Männern und eine Reduktion der Entzündungswerte bei Frauen ist daher<br />
in manchen Situationen dringend erforderlich.<br />
3/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie Seite 7 I jatros