Helicobacter pylori: - Österreichische Gesellschaft für ...
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Referat<br />
Hepatologie<br />
Intestinales Mikrobiom, Adipositas<br />
und Krebs<br />
Abb. 2: Bakterielles Mikrobiom und Tumoren<br />
Trotz der klaren epidemiologischen<br />
Evidenz werden Mechanismen, die<br />
den Zusammenhang zwischen Adipositas,<br />
NAFLD, HCC und Kolonkarzinom<br />
erklären könnten, relativ wenig<br />
verstanden. Einen faszinierenden Ansatz<br />
im Verständnis dieser Interaktion<br />
könnte das intestinale Mikrobiom<br />
(IM) bieten. So konnte in den letzten<br />
Jahren gezeigt werden, dass der intestinalen<br />
Mikrobiota eine entscheidende<br />
Rolle bei metabolischen Prozessen wie<br />
Nahrungsaufnahme, Energieextraktion<br />
und Detox ifizierung von Nahrungsbestandteilen<br />
zukommt. Darüber hinaus<br />
beeinflusst sie die Darmmotilität sowie<br />
die Barrierefunktion und spielt in<br />
der Interaktion mit dem Immunsystem<br />
eine Schlüsselrolle. Die Zusammensetzung<br />
der intestinalen Mikrobiota<br />
hat einen entscheidenden Stellenwert<br />
in der Entstehung von Insulinresistenz,<br />
Typ-2-Diabetes, kardiovaskulären Erkrankungen<br />
und der NAFLD. Sowohl<br />
im Tiermodell als auch im humanen<br />
Setting ließ sich eindrucksvoll nachweisen,<br />
dass eine Stuhltransplantation<br />
von gesunden, schlanken Individuen bei<br />
insulinresistenten Probanden zu einer<br />
Erhöhung der Insulinresistenz führte. 5<br />
Rezente Arbeiten zeigen, dass die im<br />
Rahmen der Adipositas auftretende intestinale<br />
Dysbiose mit der Entstehung<br />
von proinflam matorischen Metaboliten,<br />
NAFLD und in letzter Konsequenz mit<br />
der Entwicklung eines HCC in Zusammenhang<br />
gebracht wird. 6, 7 So konnten<br />
kürzlich Yoshimoto et al zeigen, dass<br />
die Desoxycholsäure, ein Adipositas-assoziiertes<br />
Abfallprodukt des mikrobiell<br />
modulierten Gallensäuremetabolismus,<br />
die hepatische Inflammation und die<br />
Progression zum HCC beeinflusst. 8 Einen<br />
weiteren entscheidenden Faktor in<br />
der Entstehung von Inflammation und<br />
Kanzerogenese sowohl beim HCC als<br />
auch beim CRC stellt die Beeinträchtigung<br />
der intestinalen Barrierefunktion<br />
durch eine Veränderung des intestinalen<br />
Mukus dar. Durch die Dysbiose-assoziierte<br />
Barrierefunktionsstörung mit<br />
abnormer Darmpermeabilität können<br />
vermehrt proinflammatorische Substanzen,<br />
aber auch pathogene Keime in die<br />
enterohepatische Zirkulation gelangen<br />
und so die Tumorneogenese in Darme<br />
9, 10, 11, 12<br />
pithel und Leber initiieren.<br />
Die Rolle des Mikrobioms in Tumorentstehung<br />
und -progression wird auch<br />
dadurch untermauert, dass die Gabe<br />
von Antibiotika im Tiermodell unter bestimmten<br />
Voraussetzungen nicht nur zu<br />
einer Verbesserung des adipösen Phänotyps,<br />
sondern auch zu einer Regression<br />
13, 14, 15<br />
von HCC und CRC führte (Abb. 2).<br />
Fazit<br />
Zusammenfassend kann festgehalten<br />
werden, dass Übergewicht, Adipositas<br />
und metabolisches Syndrom Risikofaktoren<br />
für multiple Malignome, vor allem<br />
des Gastrointestinaltraktes und des hepatobiliären<br />
Systems, darstellen. Dieser<br />
negative Impact bezieht sich nicht nur<br />
auf die frühe Phase der Kanzerogenese,<br />
sondern auch auf die Prognose nach Diagnosestellung.<br />
Da wir davon ausgehen<br />
müssen, dass die Prävalenz der Adipositas<br />
weiter zunehmen wird, wird dies<br />
indirekt auch zu einer Zunahme Adipositas-assoziierter<br />
Tumorformen führen.<br />
Wenngleich aus epidemiologischer<br />
Sicht die Assoziation zwischen Adipositas<br />
und erhöhtem Krebsrisiko etabliert<br />
ist, existieren noch keine prospektiven<br />
Studien, die zeigen können, dass Ernährungsumstellung<br />
und Gewichtsverlust<br />
sowie körperliches Training eine effektive<br />
Krebsprävention darstellen. In diesem<br />
Zusammenhang ist es auch naheliegend,<br />
dass ein besseres Verständnis der<br />
Zusammenhänge zwischen Adipositas,<br />
metabolischem Syndrom und Kanzerogenese<br />
zur Entwicklung gezielter medikamentös-chemopräventiver<br />
Strategien<br />
für übergewichtige Patienten führen<br />
wird. Wir sollten uns jedoch darüber im<br />
Klaren sein, dass Patienten mit Adipositas<br />
und NAFLD ein erhöhtes Risiko vor<br />
allem auch für potenziell vermeidbare<br />
Tumorformen wie das hepatozelluläre<br />
Karzinom und das Kolorektalkarzinom<br />
aufweisen. In diesem Zusammenhang<br />
müssen derzeit akzeptierte Screening-<br />
Guidelines überdacht und Patienten mit<br />
einem dokumentiert erhöhten Risiko<br />
früher in spezielle Vorsorgeuntersuchungen<br />
einbezogen werden.<br />
n<br />
Literatur:<br />
1<br />
Hull P et al, Nature Reviews Gastroenterol Hepatol<br />
2011; 8(4): 224-238<br />
2<br />
Stadlmayr A et al, J Int Med 2011<br />
3<br />
Wong VW et al, Gut 2011<br />
4<br />
Moon HS et al, Gut 2013<br />
5<br />
Vrieze A et al, Gastroenterology 2011<br />
6<br />
Park E et al, Cell 2010<br />
7<br />
Fei N et al, ISME 2013<br />
8<br />
Yoshimoto S et al, Sience 2013<br />
9<br />
Hakansson A et al, Nutrients 2011<br />
10<br />
Zhu Y et al, Cancer Letters 2011<br />
11<br />
Sobhani I et al, PloS One 2011<br />
12<br />
Grivennikov S et al, Nature 2012<br />
13<br />
Grivennikov S et al, Nature 2012<br />
14<br />
Yoshimoto S et al, Science 2013<br />
15<br />
Vijay-Kumar M et al, Science 2010<br />
Autor: Prim. Univ.-Prof. Dr. Christian Datz<br />
Vorstand der Abteilungen für Innere Medizin,<br />
Akutgeriatrie und Remobilisation<br />
Krankenhaus Oberndorf/Salzburg<br />
3/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie Seite 57 I jatros