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Helicobacter pylori: - Österreichische Gesellschaft für ...

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Hepatologie<br />

Kommentar<br />

nen in Haut, Nieren, Augen oder anderen<br />

Organen auftreten. Komplex und<br />

wenig verstanden ist die Assoziation<br />

mit Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen,<br />

Lichen planus und neuropsychiatrischen<br />

Erkrankungen wie<br />

Depression.<br />

Epidemiologie<br />

Erstaunlicherweise sind unsere Kenntnisse<br />

zur Epidemiologie der Infektion<br />

nach wie vor ausgesprochen lückenhaft<br />

und basieren überwiegend auf Extrapolationen<br />

von Ergebnissen von kleinen<br />

gut definierten Kohortenstudien. Dies<br />

ist umso bemerkenswerter, als wir seit<br />

Beginn der 1990er-Jahre über sensitive<br />

Antikörper-Testsysteme verfügen, die<br />

zu einem breiten Screening von definierten<br />

Populationen einladen, das im<br />

Blutspendewesen mit Elimination der<br />

Transfusionshepatitis bereits erfolgreich<br />

umgesetzt worden ist. Diese Testsysteme<br />

sind in letzter Zeit weiterentwickelt<br />

und verfeinert worden, sodass es<br />

heute möglich ist, um knapp 2 Euro in<br />

einer Speichelprobe Antikörper gegen<br />

Hepatitis C nachzuweisen, die im positiven<br />

Fall im Sinne der Infektion mittels<br />

PCR-Nachweis zu bestätigen sind.<br />

Nur eine lückenlose epidemiologische<br />

Überwachung kann Informationen zu<br />

Verteilung und Dynamik bestehender<br />

Infektionen als Basis für die Maßnahmen<br />

zum optimalen Management der<br />

Erkrankung liefern.<br />

KeyPoints<br />

Die WHO schätzt, dass weltweit gesehen<br />

nur 15%, in der westlichen Welt<br />

knapp 50%, der >185 Millionen Antikörper-positiven<br />

Personen über ihren<br />

Status Bescheid wissen. Die Prävalenz<br />

der HCV-Infektion in Österreich kann<br />

aufgrund fehlender eigener epidemiologischer<br />

Daten nur aus denjenigen benachbarter<br />

europäischer Staaten abgeleitet<br />

werden. Bei vorsichtigen Schätzungen<br />

kann angenommen werden, dass unsere<br />

Prävalenz unter 1%, aber über 0,5%<br />

liegt. Damit würde sich Österreich mit<br />

den anderen mitteleuropäischen Ländern<br />

zwischen die Länder mit hoher<br />

Prävalenz im Osten und Süden Europas<br />

(1–3%) und niedrigerer Prävalenz<br />

(15%,<br />

aber nicht wesentlich über 50% liegen.<br />

Das würde bedeuten, dass möglicherweise<br />

mehr als 20.000 betroffene Personen<br />

in Österreich nichts von ihrer<br />

chronischen Infektion wissen.<br />

• Die Prävalenz der HCV-Infektion liegt in Österreich nach Schätzungen zwischen 0,5 und 1%.<br />

• Die Dunkelziffer der Infizierten ist aufgrund fehlender Symptomatik hoch: wahrscheinlich gleich<br />

hoch wie die Zahl der Diagnostizierten.<br />

• Aufgrund inkompletter epidemiologischer Informationen müssen wir uns an Modellen,<br />

entwickelt aus gut definierten Populationen, orientieren.<br />

• Diese Modelle zeigen eine tickende Zeitbombe an Komplikationen der Infektion.<br />

• Risikogruppen wie die „Baby Boomer“-/„Wirtschaftswunder“-Generation, aktive und<br />

ehemalige Konsumenten von i.v. Drogen, Personen mit riskantem Sexualverhalten und<br />

Hinweisen auf Lebererkrankungen sind als Screening-Kandidaten definiert.<br />

Aus europäischen Untersuchungen wissen<br />

wir, dass weniger als 20% der Patienten<br />

mit chronischer Infektion aus<br />

unterschiedlichen Gründen einer Therapie<br />

zugeführt werden. Mit den bisherigen<br />

therapeutischen Optionen liegen<br />

die Heilungsraten in Abhängigkeit von<br />

Genotyp und Fibrosestadium zwischen<br />

40% und 85% mit den schlechtesten für<br />

fortgeschrittene Zirrhosestadien von ca.<br />

10%. Die exakte Prävalenz der Zirrhose<br />

in einer definierten Population ist unbekannt,<br />

aus Modellrechnungen wird<br />

jedoch angenommen, dass ca. 20% der<br />

Patienten mit chronischer HCV zirrhotisch<br />

sind. Besser ist die Information<br />

aus den Tumorregistern zum hepatozellulären<br />

Karzinom, das in 90% aus der<br />

Zirrhose entsteht. Dieser Krebs ist der<br />

mit der aktuell stärksten Zunahme in<br />

Österreich und dem Rest der westlichen<br />

Welt. Nach allen Modellrechnungen ist<br />

in den nächsten Jahren mit einer deutlichen<br />

Zunahme dieser Erkrankungen<br />

zu rechnen, falls die Dunkelziffer gleich<br />

hoch bleibt und keine therapeutischen<br />

Interventionen erfolgen.<br />

Populationsbasiertes HCV-Screening in<br />

den USA<br />

Die HCV-Infektion ist ein globales<br />

Problem mit besonders hohen Prävalenzen<br />

in den Ländern mit mangelhaft<br />

entwickelten Gesundheitssystemen und<br />

selbst dort lassen sich altersabhängige<br />

Risikogruppen definieren. So wird aus<br />

Ägypten in der Altersgruppe der vor<br />

1960 Geborenen, der Zeit einer Kampagne<br />

für die intravenöse Therapie<br />

von Schistosomiasis, eine Prävalenz<br />

von 15–50% beobachtet. Im Vergleich<br />

dazu beträgt die Prävalenz bei den später<br />

Geborenen nur 1–2%. Aus den USA<br />

liegen mehrere Kohortenstudien zur<br />

Prävalenz vor, in denen exakt gleich definierte<br />

Populationen jeweils in den Jahren<br />

1990, 2000 und 2010 untersucht<br />

wurden. Aus diesen Untersuchungen<br />

folgt, dass etwa drei Viertel aller mit<br />

HCV infizierten Personen in den USA<br />

zwischen 1945 und 1965, in den „Baby<br />

Boomer“-Jahren, geboren worden sind.<br />

Auf dieser Basis hat das US Center for<br />

Disease Control and Prevention (CDC)<br />

im August 2012 eine Screening-Empfehlung<br />

für diese Hochrisikokohorte<br />

herausgegeben. Kosten-Nutzen-Rechnungen<br />

haben klar gezeigt, dass damit<br />

die Zahl der bekannten HCV-Infizierten<br />

um 50% erhöht und die Morbidität<br />

und Mortalität durch entsprechende<br />

therapeutische Maßnahmen signifikant<br />

und somit kosteneffizient reduziert<br />

würden. Obwohl für Europa, insbesondere<br />

für Österreich, keine vergleichbaren<br />

Daten zur Verfügung stehen,<br />

erscheint es aufgrund der Gemeinsam­<br />

jatros I Seite 50<br />

3/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie

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