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Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2014-04-19 (Vorschau)

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Geld&Börse | Geldwoche<br />

IMMOBILIENFONDS<br />

Der Fiskus verdient an<br />

der Zerschlagung<br />

An der Kreuzung Büroturm<br />

des SEB-Fonds ist jetzt Hotel<br />

Die Lust auf Immobilienfonds<br />

lässt nach: Wurden im Januar<br />

2013 noch eine Milliarde Euro<br />

netto in die Fonds investiert,<br />

war es im Januar <strong>2014</strong> nur die<br />

Hälfte. Und im Februar sanken<br />

die Zuflüsse gegenüber dem<br />

Vorjahresmonat um 400 Millionen<br />

Euro auf nur noch 100<br />

Millionen. Turnusmäßig<br />

schütten Milliardenfonds wie<br />

DekaImmobilien Europa oder<br />

Grundbesitz Europa von der<br />

Deutschen Bank im Januar Erträge<br />

an Anleger aus. Und üblicherweise<br />

wird das Geld wieder<br />

in die Fonds investiert. Aber offenbar<br />

lassen die seit Juli verschärften<br />

Rückgabefristen Anleger<br />

zögern: Wer jetzt offene<br />

Immobilienfonds über die<br />

Fondsgesellschaft kauft oder die<br />

Erträge in den Fonds zurück investiert,<br />

muss die Anteile mindestens<br />

24 Monate halten. Er<br />

kommt erst an sein Geld, wenn<br />

er zwölf Monate vorher kündigt.<br />

Die Kündigung kann der Anleger<br />

zwar schon innerhalb der ersten<br />

24 Monate aussprechen, aber die<br />

beliebte tägliche Verfügbarkeit<br />

fällt weg. Freibeträge gibt es für<br />

neue Anteile auch nicht mehr.<br />

Wer nicht mehr frei über sein<br />

Geld verfügen kann, wünscht<br />

sich offenbar mehr als die 2,0<br />

bis 2,7 Prozent, die die bewährten<br />

Fondsriesen in einem Jahr<br />

erzielten. Mehr verdienten Anleger,<br />

die Fonds über die Börse<br />

kaufen und dort zum aktuellen<br />

Kurs verkaufen können.<br />

Dort lässt sich auch mit den<br />

Fonds spekulieren, die aufgelöst<br />

werden. Oliver Weinrich,<br />

Vorstand des Beratungsunternehmens<br />

Drescher & Cie ImmoConsult,<br />

und Sandra Kielholz<br />

haben sie untersucht.<br />

Anhand der Lage und der Qualität<br />

der Gebäude, der Vermietung<br />

und des Geschicks der<br />

Fondshäuser bei der bisherigen<br />

Abwicklung haben die Immobilienexperten<br />

für die Portfolios<br />

einen fairen Wert ermittelt. Der<br />

Axa Immoselect wirkt günstig.<br />

Doch das vermeintliche<br />

Schnäppchen hat Tücken: Im<br />

Oktober geht das Portfolio an<br />

die Depotbank über, die die bereits<br />

stark abgewerteten Immobilien<br />

mit weiteren Nachlässen<br />

verkaufen darf, wenn sie Käufer<br />

findet – die Portfolioqualität ist<br />

überwiegend schlecht. Für die<br />

Übertragung der derzeit noch<br />

fünf deutschen Immobilien auf<br />

die Depotbank würde zudem<br />

Grunderwerbsteuer an den<br />

deutschen Fiskus fällig.<br />

Besser sieht es beim SEB ImmoInvest<br />

aus, der aber an der<br />

Börse nicht mehr so günstig ist.<br />

Durch erfolgreiche Neu- und<br />

Anschlussvermietungen hat die<br />

SEB das Portfolio hübsch gemacht.<br />

Und sie hat noch Zeit bis<br />

2017 für die Abwicklung. „Da<br />

potenzielle Käufer hauptsächlich<br />

auf den laufenden Ertrag<br />

schauen, ist eine gut vermietete<br />

Immobilie für sie am attraktivsten“,<br />

sagt Weinrich.<br />

Anleger des TMW Immobilien<br />

Weltfonds können nur<br />

hoffen, dass der Sieger bei<br />

der Portfolioqualität auch Käufer<br />

überzeugt. Für sie gab<br />

es seit Januar 2012 keine Ausschüttung<br />

mehr.<br />

Billig an der Börse einkaufen?<br />

Studie von DC ImmoConsult offenbart Stärken und Schwächen der großen Immobilien-Publikumsfonds, die aufgelöst werden<br />

Fondsname<br />

Axa Immoselect<br />

0,8 Okt. <strong>2014</strong> 3 24 10. 10,4 7,5 21,90 15,13 50 4 –23,0 –7,2<br />

Preise der bislang verkauften Immobilien im Schnitt 16 Prozent unter den von Sachverständigen festgestellten Werten; nur 86 Prozent der Flächen vermietet, weitere Verträge enden<br />

bald, das erschwert den Immobilienverkauf; übernimmt im Oktober die Depotbank das Immobilienportfolio zum weiteren Verkauf, wird für heimische Objekte Grunderwerbsteuer fällig.<br />

Credit Suisse CS Euroreal<br />

4,6 April <strong>2014</strong> 3 90 8. <strong>19</strong>,9 20,3 42,61 29,14 21 –2,9 –0,2<br />

Noch hoher Bestand, vor allem in Deutschland und Großbritannien; niedrige Vermietungsquote (85 Prozent) erschwert Verkauf an Investoren; rund ein Drittel des Immobilienbestands ist<br />

teurer als 100 Millionen Euro, und für diese Größenordnung gibt es nicht mehr so viele Kaufinteressenten.<br />

Degi International<br />

0,6 Okt. <strong>2014</strong> 3 13 6. 6,6 14,0 23,68 16,40 36 –5,7 –5,8<br />

73 Prozent der Immobilien sind jünger als zehn Jahre, das fördert Verkauf ebenso wie relativ gute Vermietungsquote von 90 Prozent und geringe Abhängigkeit von Banken; aber hoher<br />

Anteil der Immobilien im schwachen italienischen Markt erschwert den Verkauf.<br />

KanAm Grundinvest<br />

3,6 Dez. 2016 3 40 2. 26,1 15,0 39,27 27,41 12 –7,2 –1,7<br />

Gut vermietete Objekte, allerdings leichter Anstieg bei Leerstand; gute Standorte; vergleichsweise geringe Wertverluste; 64 Prozent der Immobilien teurer als 100 Millionen Euro<br />

erschwert Käufersuche; viele Kredite.<br />

SEB ImmoInvest<br />

5,5 April 2017 3 42 5. 29,2 9,6 34,97 22,47 21 –1,0 –0,2<br />

Hohe Abhängigkeit von finanzierenden Banken durch Kredite; niedrige Vermietungsquote von 86 Prozent und weiter auslaufende Mietverträge erschweren Verkauf; aber 60 Prozent<br />

der Immobilien unter 100 Millionen Euro Wert, solche Objekte finden mitunter schneller Käufer.<br />

TMW Immobilien Weltfonds<br />

0,4 Mai <strong>2014</strong> 3 10 1. 27,0 20,0 26,13 16,90 20 –15,1 –10,8<br />

Trotz bester Beurteilung bei der Portfolioqualität durch DC ImmoConsult in der Abwicklungsphase bislang noch keine Ausschüttung an Anleger; hohe Kreditquote macht von Banken abhängig;<br />

schlechte Vermietung von nur 69 % der Flächen erschwert Verkauf; hoher Bestand in den Niederlanden, wo Markt schwach ist; Grunderwerbsteuer bei Übergabe an Depotbank.<br />

Ohne Wertung: Degi Europa<br />

Ohne Wertung: Morgan Stanley P2 Value<br />

Fondsvolumen<br />

(in Mrd. Euro)<br />

0,4<br />

0,1<br />

Auflösung<br />

bis<br />

Depotbank 3<br />

Depotbank 3<br />

Anzahl<br />

der<br />

Immobilien<br />

7<br />

2<br />

Ranking<br />

Portfolioqualität<br />

1<br />

–<br />

–<br />

1 Bewertung durch DC ImmoConsult anhand von Immobilienlage, Gebäudequalität, Vermietung etc.; 2 in Prozent, 3 Depotbank übernimmt verbliebene Immobilien nach Auflösungstermin<br />

und verkauft ohne Zeitlimit weiter; 4 letzte hohe Ausschüttung an Anleger im März wurde bei der Berechnung noch nicht berücksichtigt; Quelle: Drescher & Cie ImmoConsult,<br />

Morningstar (Wertentwicklung); Stand: 14. April <strong>2014</strong> (Immobiliendaten: teilweise Fonds-Jahresberichte)<br />

Kreditquote<br />

2<br />

–<br />

–<br />

Liquiditätsquote<br />

2<br />

–<br />

–<br />

Offizieller<br />

Fondspreis<br />

(in Euro)<br />

13,93<br />

3,99<br />

Börsenkurs<br />

Frankfurt<br />

(in Euro)<br />

9,17<br />

2,87<br />

Börsenabschlag<br />

zum fairen<br />

Wert 1, 2<br />

–<br />

–<br />

Wertentwicklung<br />

(Basis offizieller<br />

Fondspreis)<br />

1 Jahr 2<br />

–18,1<br />

–21,1<br />

5 Jahre p.a. 2<br />

–11,8<br />

–<strong>19</strong>,3<br />

FOTOS: PALLADIUM.DE, PETER SCHINZLER<br />

96 Redaktion Fonds: Martin Gerth, Heike Schwerdtfeger<br />

Nr. 17 <strong>19</strong>.4.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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