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Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2014-04-19 (Vorschau)

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Management&Erfolg<br />

»<br />

innerhalb von 18 Monaten von 17 auf<br />

200 Mitarbeiter.<br />

So soll es weitergehen: Im März steckte<br />

die Investitionsbank Berlin 3,3 Millionen<br />

Euro in das Berliner Unternehmen – in<br />

Form eines Darlehens und eines Forschungszuschusses.<br />

Mit dem Geld will<br />

Behlau 50 neue Mitarbeiter einstellen und<br />

in ganz Europa zum Marktführer werden.<br />

„Langfristig ist für uns sogar ein Börsengang<br />

denkbar“, sagt der Gründer. „Als Unternehmer<br />

musst du schließlich immer bereit<br />

sein, neue Dinge zu wagen.“<br />

Letzteres können auch Friedrich von<br />

Ploetz und Tobias Wittmann bestätigen.<br />

Mit ihrer Idee, Bioabfall zu Kohle zu pressen,<br />

trafen die Suncoal-Gründer 2007 nicht<br />

nur den Zeitgeist, sie überzeugten 2008<br />

auch die Jury des WirtschaftsWoche-Gründerpreises.<br />

Zunächst deutete bei dem Start-up aus<br />

Ludwigsfelde bei Berlin auch alles auf einen<br />

schnellen Erfolg hin: Die vier Gründer<br />

fanden prompt Investoren, die den Aufbau<br />

von Pilotanlagen finanzieren und schnell<br />

expandieren wollten. Doch die Erwartungen<br />

an die Gründer stiegen schneller als<br />

ROBIN BEHLAU, 29 (LINKS)<br />

MARIO KOHLE, 29<br />

KÄUFERPORTAL<br />

Geschäftsidee Vermittlungsplattform<br />

für Produkte und Dienstleistungen<br />

Gegründet 2008<br />

Bilanz Starkes Wachstum, seit das Unternehmen<br />

auf Privatkunden fokussiert<br />

Umsatz und Kundenzahl. Zum Zeitpunkt<br />

der Insolvenz waren acht Geldgeber beteiligt.<br />

„Wahrscheinlich hätten wir von Anfang<br />

an besser nach einem Industrieunternehmen<br />

als Investor und Partner suchen<br />

sollen als nach wachstumsgetriebenen<br />

Wagniskapitalgebern“, sagt Gründer von<br />

Ploetz heute.<br />

Angesichts der drohenden Pleite legten<br />

er und Wittmann 2013 den Hebel um. Sie<br />

entschieden sich für eine geplante Insolvenz<br />

im sogenannten Schutzschirmverfahren:<br />

Unternehmen können diesen Schritt<br />

gehen, wenn sie noch zahlungsfähig sind<br />

und eine Sanierung möglich ist. Dann zahlt<br />

die Bundesagentur für Arbeit drei Monate<br />

lang die Gehälter; außerdem kann das Unternehmen<br />

für diesen Zeitraum die Zahlung<br />

von Betriebsausgaben aussetzen – etwa<br />

die Miete, Leasingraten und Steuern.<br />

RETTUNG IN DREI MONATEN<br />

Von Ploetz und Wittmann retteten so innerhalb<br />

eines Vierteljahres Produktionsanlagen<br />

und Patente, machten ihre Entscheidung<br />

freiwillig öffentlich, um möglichst<br />

schnell mit neuen Geldgebern ins Gespräch<br />

zu kommen. Und fanden tatsächlich<br />

einen neuen Investor, der Suncoal<br />

komplett übernahm und die Forderungen<br />

der Gläubiger zu mehr als 25 Prozent bediente<br />

– laut einer Studie des Bonner Instituts<br />

für Mittelstandsforschung deutlich<br />

mehr, als Gläubiger in Insolvenzverfahren<br />

im Schnitt erhalten.<br />

Im Sommer 2013 nahmen die Gläubiger<br />

den Insolvenzplan an, Suncoal war gerettet.<br />

Heute haben von Ploetz und Wittmann<br />

zwar nur noch fünf statt zehn Mitarbeiter,<br />

aber wieder gut zu tun: Im Labor und in der<br />

Produktionsanlage stapeln sich jetzt Säcke<br />

mit Materialproben – etwa Grün-Abfälle<br />

aus der Palmölproduktion in Malaysia.<br />

Suncoal bestimmt die Qualität und entwickelt<br />

Projekte für Anlagenbauer vor Ort, die<br />

aus den Abfällen Biokohle machen wollen.<br />

Inzwischen peilt das Unternehmen mehrere<br />

Hunderttausend Euro Umsatz pro Jahr<br />

an und ist nach eigenen Angaben profitabel.<br />

„Geld verdienen“, sagt Gründer Wittmann,<br />

„ist schöner als Geld bei Investoren<br />

einsammeln.“<br />

Zwar ist von Ploetz bei Suncoal jetzt nur<br />

noch Angestellter statt Miteigentümer.<br />

Doch seine Lektion hat er gelernt: „Als Unternehmer<br />

durchlebst du schwierige Phasen,<br />

in denen du Durchhaltevermögen beweisen<br />

musst“, sagt er. „Du musst bereit<br />

sein, dich immer neu zu erfinden.“<br />

jens.toennesmann@wiwo.de<br />

FOTOS: PR<br />

74 Nr. 17 <strong>19</strong>.4.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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