Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2014-04-19 (Vorschau)
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Paradies Deutschland<br />
Aktienparadies<br />
statt Zinswüste?<br />
GELDANLAGE | Immobilien sind teuer, Lebensversicherungen unattraktiv, Aktien heiß<br />
gelaufen. Da hilft nur, systematisch zu streuen. Wer Rendite will, braucht auch Aktien.<br />
Deshalb hier: zehn deutsche Werte, die Sie auch noch Ihren Kindern vererben können.<br />
Dass in der Finanzbranche<br />
jemand von anderen kein<br />
Geld mehr nimmt, kommt<br />
so selten vor wie ein Skirennen<br />
in der Sahara. Doch in<br />
diesem Jahr musste die Fondsabteilung der<br />
Schweizer Credit Suisse Anleger davor warnen,<br />
sie weiter mit Geld für ihr Produkt<br />
Equity Fund Small and Mid Cap Germany<br />
zuzuschütten. Der Fonds müsse „temporär“<br />
geschlossen werden, weil sich die Manager<br />
außer Stande sehen, mehr als ein Volumen<br />
von 700 Millionen Euro sinnvoll in<br />
deutsche Nebenwerte, für die das Produkt<br />
konzipiert ist, zu investieren.<br />
Solche Probleme haben Privatanleger<br />
nicht. Sie sehen sich eher außer Stande,<br />
real, also nach Abzug von Inflation und<br />
Steuern, ihr Geld über die Runden zu bringen.<br />
Dazu braucht es Aktien. Nicht nur,<br />
aber eben auch.<br />
ZINSWENDE ERST MAL ABGESAGT<br />
Denn die Zustände, die Anleger vorfinden,<br />
wenn sie in andere Anlageklassen investieren,<br />
sind derzeit nicht berauschend:<br />
n Anleihen. Der globale Konjunkturaufschwung<br />
ist gefährdet – die Wende zu steigenden<br />
Zinsen in weite Ferne gerückt. Die<br />
Russland-Krise, die Probleme der Schwellenländer<br />
von China bis Brasilien und die<br />
Sparprogramme in Südeuropa sorgen für<br />
Verunsicherung. Inflation, die Notenbanken<br />
zwingen würde, die Zinsen anzuheben,<br />
ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Sorgen<br />
der Finanzmärkte vor Deflation, also fallenden<br />
Preisen, sind groß wie seit Jahren nicht.<br />
Im Süden Europas fallen die Preise bereits.<br />
Die Agenda der Europäischen Zentralbank<br />
deutet daher auf weiter fallende Zinsen hin:<br />
So könnten die Zentralbanker Anleihen<br />
kaufen, Zinsen direkt senken oder gar Negativzinsen<br />
auf Einlagen berechnen.<br />
Damit würden Anleihekäufe noch unattraktiver.<br />
Immerhin: Wer bereits Anleihen<br />
besitzt, würde bei Deflation zu den Gewinnern<br />
zählen. Denn in diesem Fall würde<br />
sich das in die Anleihen investierte Kapital<br />
trotz Niedrigzins real mehren.<br />
n Immobilien. In Deutschland werden Immobilien<br />
immer teurer – noch. Laut Verband<br />
der Pfandbriefbanken stiegen die<br />
Preise für Wohnimmobilien 2012 und 2013<br />
im Schnitt um jeweils vier Prozent. Daten<br />
Aktien gehören dazu<br />
Anlageaufteilung für ein breit gestreutes<br />
Mischdepot (in Prozent)<br />
Tagesgeld<br />
Gold<br />
Rendite pro Jahr für Aktien<br />
und das Mischdepot<br />
(in Prozent)*<br />
5,8<br />
2,3<br />
25<br />
15<br />
30<br />
30<br />
13,2<br />
8,8 10,9 7,0 9,4 4,4<br />
Aktien<br />
Anleihen<br />
seit 2008 seit 2009 seit 2010 seit 2011 seit 2012<br />
*Mischdepot, bei dem die Depotanteile jedes<br />
Jahr wieder auf das Ausgangsniveau gebracht<br />
werden; Quelle: Bloomberg, eigene Berechnung<br />
21,7<br />
6,2<br />
des Internet-Dienstes Immobilienscout24,<br />
basierend auf Angebotspreisen, signalisieren<br />
in begehrten Lagen bereits Überhitzung.<br />
In Berlin etwa sind Preise bestehender<br />
Wohnungen seit 2008 um 40 Prozent,<br />
in München um 56 und in Hamburg um 46<br />
Prozent gestiegen. Jüngste Daten zeigen,<br />
dass der Preiszuwachs abflacht.<br />
n Gold. Die Aussichten für Goldinvestoren<br />
haben sich aufgehellt. Hohe Zinsen, die<br />
zinsloses Gold weniger attraktiv machen,<br />
sind nicht in Sicht. Zudem gibt es deutliche<br />
Signale, dass die Verkaufswelle bei Goldfonds<br />
ausläuft. Bei physischem Gold – also<br />
Barren und Münzen – ist die Nachfrage seit<br />
Jahren größer als das Angebot, vor allem<br />
dank chinesischer Käufer. Seit Mitte Dezember<br />
2013 hat Gold in Dollar um zehn<br />
Prozent zugelegt. Doch auch Gold ist – abgesehen<br />
von seiner wichtigen Funktion als<br />
Krisenversicherung – für Anleger derzeit<br />
kein Selbstläufer. Die physischen Käufe<br />
könnten bei einer Eintrübung der wirtschaftlichen<br />
Lage in China (Wirtschafts-<br />
Woche 16/<strong>2014</strong>) nachlassen. Schon jetzt<br />
rechnet der World Gold Council, eine Lobby-Organisation<br />
der Goldminenbetreiber,<br />
für dieses Jahr nicht mit großen Nachfragesteigerungen<br />
dort: Viele Chinesen hätten<br />
Schmuck- und Anlagekäufe 2013 vorgezogen.<br />
Zudem steckt vielen Anlegern der<br />
Preisverfall beim Gold noch in den Knochen<br />
(minus 32 Prozent seit dem Hoch bei<br />
über <strong>19</strong>00 Dollar im September 2011).<br />
n Lebensversicherung. Wer jetzt noch eine<br />
Lebensversicherung abschließt, bekommt<br />
nur noch magere 1,75 Prozent Rendite garantiert.<br />
Und die auch nicht auf seine gesamte<br />
Prämie, sondern nach Abzug von<br />
Vertriebs- und Verwaltungskosten. 2015<br />
»<br />
FOTOS: FUCHS PETROLUB, GETTY IMAGES, VARIO IMAGES<br />
80 Nr. 17 <strong>19</strong>.4.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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