Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2014-04-19 (Vorschau)
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Unternehmen&Märkte<br />
»<br />
Betongold Der Deka Immobilienfonds<br />
investiert in das Geschäftshaus in Barcelona<br />
Dollar, 37 Prozent mehr als im Vorjahr.<br />
Spanien lag europaweit an dritter Stelle,<br />
übertroffen nur von Großbritannien und<br />
Irland.<br />
Wagemutig sind in Deutschland vor allem<br />
Mittelständler, die schon im Land präsent<br />
sind und dort etwa einen Zulieferer<br />
oder Vertragspartner kaufen. „Denn für<br />
Unternehmen, die nicht vor Ort sind, sind<br />
die Risiken nur schwer einzuschätzen“, sagt<br />
Georg Abegg, Partner bei der Kanzlei Rödl<br />
& Partner in Madrid. „Denn die Rahmenbedingungen<br />
rechtfertigen eine Investition<br />
bisher nur mit einer sehr hohen Renditeerwartung.“<br />
Aurelius-Chef Markus hat solche Probleme<br />
nicht: „Spanien macht bei uns jetzt<br />
nach Mitarbeiterzahl ein Viertel des Konzerns<br />
aus und rund ein Fünftel <strong>vom</strong> Gesamtumsatz.“<br />
Der lag 2013 bei rund 1,5 Milliarden<br />
Euro. Über die investierte Summe<br />
verrät Markus nur, sie habe „im niedrigen<br />
zweistelligen Millionenbereich“ gelegen:<br />
„Spanische Unternehmen sind zurzeit<br />
günstig zu haben.“<br />
Auf Einkaufstour ist auch Deka Immobilien.<br />
Die Frankfurter, die weltweit ein<br />
Fondsvermögen im Wert von rund 50 Milliarden<br />
Euro verwalten, kauften 2013 im<br />
Zentrum Barcelonas ein Büro- und Geschäftshaus<br />
in der Ronda de Sant Pedro für<br />
<strong>19</strong> Millionen Euro. Wenige Monate später<br />
erwarb Deka in der Madrider Edel-Meile<br />
Calle Serrano das Geschäftshaus Adolfo<br />
Dominguez mit 2500 Quadratmetern für<br />
rund 18 Millionen Euro. „An solche Top-<br />
Innenstadtlagen kommen wir normalerweise<br />
als ausländischer Investor gar nicht<br />
ran“, freut sich Deka-Geschäftsführer Torsten<br />
Knapmeyer.<br />
Seit dem dritten Quartal 2013 wächst die<br />
spanische Wirtschaft wieder leicht. „Die<br />
weiteren Aussichten sind besser als erwartet,<br />
die Risikoaufschläge für die Staatsanleihen<br />
gehen entsprechend runter“, sagt<br />
Knapmeyer. „Daher haben wir 2013 entschieden,<br />
in Spanien zu kaufen.“<br />
Seine beiden Fonds Deka-Immobilien-<br />
Europa und WestInvest InterSelect halten<br />
spanische Gewerbeimmobilien im Wert<br />
von insgesamt 830 Millionen Euro. „Beide<br />
Fonds wollen ihr spanisches Portfolio ausbauen“,<br />
sagt Knapmeyer.<br />
Zwar erwartet er für 2015 einen leichten<br />
Rückgang bei den Spitzen-Büromieten in<br />
Madrid. Aber in Bezug auf die durchschnittliche<br />
Entwicklung von Mieten und<br />
Immobilienwerten von 2013 bis 2018 übertrifft<br />
Madrid mit 7,3 Prozent plus laut Deka-Immobilienresearch<br />
alle anderen europäischen<br />
Städte. Barcelona steht mit 5,7<br />
Prozent erwartetem Ertragswachstum an<br />
zweiter Stelle.<br />
Investitionen in spanische Immobilien<br />
insgesamt stiegen 2013 um 67 Prozent. „In<br />
so einer Situation können die Preise dann<br />
auch schnell wieder steigen“, sagt Knapmeyer.<br />
„Wir investieren in das erwartete<br />
Wachstum hinein.“<br />
Das ist auch die Strategie von Aurelius.<br />
„Wer absolut sicher sein will, dass die Krise<br />
zu Ende ist, der sollte vielleicht noch warten“,<br />
sagt CEO Markus. Doch schon jetzt<br />
gebe es positive Zeichen für den Wandel.<br />
Gerade der von Aurelius bisher favorisierte<br />
IT-Sektor hat in den Krisenjahren extrem<br />
gelitten, weil der Sektor stark von staatlichen<br />
Auftraggebern abhängt. Und die öffentliche<br />
Hand musste sparen. „Der Trend<br />
DerWiederaufstieg<br />
Entwicklung der Nettoinvestitionen<br />
in Spanien (in Milliarden Euro)<br />
13,3 20,8 26,5 -3,1 15,4<br />
2009 2010 2011 2012 2013<br />
Quelle: spanisches Wirtschaftsministerium<br />
ist jetzt gestoppt, wir sehen erste leichte<br />
Anzeichen, dass die Talsohle durchschritten<br />
ist“, berichtet Markus.<br />
Auch sonst sei einiges im Umbruch, beobachtet<br />
der Aurelius-Chef: „Verkrustete<br />
Strukturen werden aufgebrochen. Vonseiten<br />
der Mitarbeiter etwa ist die Bereitschaft<br />
viel größer, das ein oder andere Tabu zu<br />
brechen.“ Die gestiegene Flexibilität spürte<br />
sein Spanien-Statthalter Johnson etwa, als<br />
es um die Veränderung der Gehaltsstruktur<br />
seiner Mitarbeiter oder um Mobilität innerhalb<br />
des Unternehmens ging.<br />
LEICHT BESSERE ZAHLUNGSMORAL<br />
Verbessert habe sich auch die Zahlungsmoral<br />
bei staatlichen Kunden, allerdings<br />
nur „von hundsmiserabel zu schlecht“,<br />
so Markus. Früher zahlten Regional- und<br />
Lokalregierungen oder sonstige öffentliche<br />
Stellen ihre Rechnungen oft über<br />
Jahre nicht. 2013 beglichen öffentliche Stellen<br />
ihre Rechnungen nun im Schnitt innerhalb<br />
von 111 Tagen – immer noch fast<br />
viermal länger als die neue gesetzliche Vorgabe<br />
von 30 Tagen. Mit dieser muss der<br />
Staat nun sogar schneller zahlen als private<br />
Unternehmen, die 60 Tage Zeit haben.<br />
Bei ihnen waren es 2013 im Durchschnitt<br />
85 Tage.<br />
Unternehmen wie die Aurelius-Tochter<br />
Connectis profitierten zudem von Sonderkreditlinien<br />
in Höhe von insgesamt 42 Milliarden<br />
Euro, die die Regierung den Regionen<br />
und Gemeinden seit Mitte 2012 gewährte,<br />
damit diese ihre teilweise noch aus<br />
Peseta-Zeiten stammenden unbezahlten<br />
Rechnungen begleichen konnten. „Das hat<br />
funktioniert“, lobt Markus.<br />
Der Aurelius-Chef ist alle vier bis sechs<br />
Wochen in Spanien. Er trifft sich mit Beratern<br />
in Madrid und Barcelona oder schaut<br />
direkt bei Konzernen vorbei, die Randbereiche<br />
verkaufen wollen – das ist die Spezialität<br />
von Aurelius. Interessant seien vor<br />
allem Branchen, die „von einem wachsenden<br />
Konsum profitieren werden“.<br />
Denn die spanische Notenbank hat ihre<br />
Konjunkturprognose nach oben korrigiert<br />
und erwartet jetzt 1,2 Prozent Wachstum in<br />
diesem und 1,7 Prozent im kommenden<br />
Jahr – vor allem weil der private Konsum<br />
schneller anzieht.<br />
Für Connectis-Geschäftsführer Johnson<br />
steht indes fest: Selbst wenn sein Unternehmen<br />
stark wächst, wird er kein größeres<br />
Büro für sich reklamieren. „Es ist immer<br />
gut, die schlechten Zeiten nicht zu vergessen“,<br />
sagt der Engländer lächelnd. n<br />
anne grüttner | Madrid, unternehmen@wiwo.de<br />
FOTO: PR<br />
58 Nr. 17 <strong>19</strong>.4.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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