Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2014-04-19 (Vorschau)
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Unternehmen&Märkte<br />
Tabus brechen<br />
SPANIEN | Deutsche Unternehmen tun sich bisher schwer damit,<br />
von der jüngsten wirtschaftlichen Gesundung des Landes zu profitieren.<br />
Zwei Beispiele zeigen, welche Chancen es für Mutige gibt.<br />
Engländer in Spanien<br />
Graham Johnson, Chef<br />
des IT-Unternehmens<br />
Connectis, glaubt an<br />
Spaniens Aufschwung<br />
Das Büro von Graham Johnson bietet<br />
gerade so eben Platz für einen<br />
schlichten weißen Schreibtisch und<br />
drei Bürostühle: einer für Johnson, zwei für<br />
Besucher. Der Geschäftsführer des spanischen<br />
IT-Unternehmens Connectis mit<br />
rund 1000 Mitarbeitern, groß, breitschultrig,<br />
braun gebrannt, Bürstenschnitt, hat<br />
rund 16 weiß gestrichene Quadratmeter<br />
zur Verfügung. Ein violett gestrichenes<br />
Quadrat hinter Johnsons Rücken ersetzt<br />
den Wandschmuck.<br />
Die Bescheidenheit ist Programm.<br />
Anfang 2012 wurde Connectis, damals<br />
noch Thales Information Systems, <strong>vom</strong><br />
Münchner Finanzinvestor Aurelius übernommen.<br />
Danach zog Johnson aus der<br />
Citylage um in diese funktionalen Räume<br />
in einem Industriegebiet nördlich von Madrid<br />
und drückte die Miete um zwei Drittel.<br />
Aus Fixgehältern wurde eine Mischung aus<br />
fixem und variablem Anteil. Die Gehälter<br />
wurden insgesamt etwas eingedampft –<br />
„vor allem bei den Führungskräften“, versichert<br />
Johnson.<br />
Jetzt ist Connectis wieder profitabel. Und<br />
wächst: Aurelius, einer der aktivsten Direktinvestoren<br />
in Spaniens IT-Branche, hat<br />
in den letzten anderthalb Jahren drei weitere<br />
Anbieter gekauft, die unter dem Dach<br />
von Connectis eingegliedert werden.<br />
„Spanien ist für einen Investor, der günstig<br />
einsteigen will, derzeit sehr attraktiv“,<br />
sagt Aurelius-Chef Dirk Markus. Das spanische<br />
Wirtschaftsministerium zählte 2013<br />
ausländische Netto-Direktinvestitionen<br />
von 15,4 Milliarden Euro. 2012 verlor Spanien<br />
noch drei Milliarden Euro mehr, als<br />
neue Investitionen ins Land kamen.<br />
REKORDZUFLÜSSE ERWARTET<br />
Doch während internationale Direktinvestoren<br />
kräftig auf die wirtschaftliche<br />
Gesundung Spaniens setzen, zögern die<br />
meisten Deutschen noch. Französische<br />
Direktinvestitionen in Spanien stiegen<br />
laut Wirtschaftsministerium um mehr<br />
als 100 Prozent, britische um 86 Prozent.<br />
Die aus Deutschland sanken 2013 um 3,7<br />
Prozent.<br />
Dabei wird Spanien, das vor nicht allzu<br />
langer Zeit als einer der gefährlichsten<br />
Krisenherde Europas galt, weiter zulegen:<br />
<strong>2014</strong> wird die Rekordsumme von mehr als<br />
40 Milliarden Euro an ausländischen<br />
Direktzuflüssen (FDI) erwartet, so die Wirtschaftsprüfung<br />
und Beratung Deloitte.<br />
Die UN-Organisation für Handel und<br />
Entwicklung (Unctad) zählte für Spanien<br />
2013 FDI-Zuflüsse von 37 Milliarden<br />
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FOTO: OFELIA DE PABLO FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
56 Nr. 17 <strong>19</strong>.4.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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