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Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2014-04-19 (Vorschau)

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Paradies Deutschland<br />

Mehr Quellen anzapfen<br />

Kabelhersteller Leoni will die<br />

Europa-Abhängigkeit senken<br />

Leoni<br />

Umsatz/Gewinnwachstum 2009–2013:<br />

81 Prozent/–138,1 auf +105,5 Mio. Euro<br />

Kaufargument: Kluge Expansionsstrategie<br />

Was zeichnet das Unternehmen aus?<br />

Leoni ist einer der führenden europäischen<br />

Anbieter von Kabelsystemen für die<br />

Autobranche (75 Prozent Erlösanteil) und<br />

weitere Industrien. Die Nürnberger entwickeln,<br />

produzieren und verkaufen weltweit<br />

Drähte und optische Fasern, Kabel und Kabelsysteme,<br />

dazu kommen Services. Im<br />

Bereich Fahrzeugleitungen für Automobile<br />

und Spezialkabel für die Solarindustrie ist<br />

die <strong>19</strong>17 gegründete Leoni Weltspitze.<br />

Wie sieht die Bilanz aus?<br />

827,6 Millionen Euro Eigenkapital und eine<br />

Quote von 34,5 Prozent sind angemessen<br />

für einen Automobilzulieferer. Die Nettofinanzschulden<br />

stiegen zuletzt leicht, sie<br />

sind aber mit nur 257 Millionen Euro überschaubar.<br />

2013 legte der Umsatz auf einen<br />

Rekordwert von 3,92 (2012: 3,81) Milliarden<br />

Euro zu. Der Überschuss sackte dagegen<br />

auf 105,5 nach 155,7 Millionen Euro ab.<br />

Erwartungsgemäß, da im Vorjahr der Verkauf<br />

einer Tochter gewinnsteigernd war.<br />

Das reduziert die Dividende je Aktie auf<br />

1,00 von 1,50 Euro. Zahltag ist der 9. Mai.<br />

Wie bewertet die Börse?<br />

Die Aktie ist mit einem KGV <strong>2014</strong> von 12,2<br />

recht günstig bewertet. Das Kurs-Umsatz-<br />

Verhältnis bleibt mit gut 0,4 im Rahmen.<br />

Was treibt langfristig den Kurs?<br />

Leoni will klotzen und legt die Messlatte<br />

hoch. 2016 soll Leoni fünf Milliarden Euro<br />

Umsatz erreichen und will dabei sieben<br />

Prozent Ebit-Marge schaffen, das wären<br />

dann 350 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen<br />

und Steuern. Bis 2025 wollen die Franken<br />

um durchschnittlich acht Prozent jährlich<br />

wachsen, die Erlöse könnten dann bei<br />

zehn Milliarden Euro liegen. Zudem soll<br />

die Europa-Abhängigkeit reduziert werden.<br />

Zuletzt trug Europa noch zwei Drittel<br />

zum Umsatz bei, 2018 soll der Anteil auf<br />

knapp 60 Prozent zurückgehen. Langfristig<br />

strebt Leoni eine Gleichverteilung des Geschäfts<br />

auf Europa, Asien und Amerika an.<br />

Was könnte den Kurs belasten?<br />

Der überraschend angekündigte Abschied<br />

von Konzernchef Klaus Probst, der seinen<br />

Vertrag auf eigenen Wunsch nur um ein<br />

halbes Jahr bis zum 30. Juni 2015 verlängerte,<br />

ist ein Belastungsfaktor; ein Nachfolger<br />

soll erst im kommenden Jahr vorgestellt<br />

werden. Der muss die von Probst aufgestellten<br />

Pläne dann erst einmal umsetzen.<br />

Fazit: Gehen Leonis ehrgeizige Pläne auf<br />

und bewertet die Börse die Aktie langfristig<br />

wie heute, müsste der Kurs je nach Kennzahl<br />

um zehn bis zwölf Prozent pro Jahr zulegen<br />

– plus Dividende.<br />

Grenkeleasing<br />

Umsatz/Gewinnwachstum 2009–2013:<br />

65 Prozent/91 Prozent<br />

Kaufargument: Skalierbares Geschäft<br />

Was zeichnet das Unternehmen aus?<br />

Grenke konzentriert sich auf das Leasing<br />

für Bürokommunikation und dabei auf Anschaffungen<br />

ab 500 Euro und bis zu 25 000<br />

Euro. Auf fast 370 000 Verträge kam das<br />

<strong>19</strong>78 von Wolfgang Grenke gegründete Unternehmen<br />

Ende 2013. Das Vermietvolumen<br />

lag bei 3023 (Vorjahr: 2602) Millionen<br />

Euro. Zum Großteil werden IT-Produkte<br />

verleast; dazu Medizin- und Sicherheitstechnik,<br />

Fahrzeuge und Maschinen. 2009<br />

wurde die Hesse Newman Bank gekauft<br />

und zur Grenke Bank umgebaut. Seither finanziert<br />

sich Grenke auch direkt über die<br />

Einlagen privater und gewerblicher Kunden.<br />

Die Bank richtet sich vorrangig an<br />

deutsche mittelständische Kunden, das<br />

begrenzt die Risiken. Die Einlagen stiegen<br />

2013 um 22 Prozent auf 255,6 Millionen Euro.<br />

Als drittes Standbein betreibt Grenke<br />

das margenstarke Geschäft der Eintreibung<br />

von Geldforderungen (Inkasso).<br />

Wie sieht die Bilanz aus?<br />

Um elf Prozent auf 47 Millionen Euro legte<br />

Grenkeleasing 2013 beim Gewinn zu. Vor<br />

allem die verbesserte Differenz aus Zinsausgaben<br />

und -einnahmen mit einem Plus<br />

von gleich 17 Prozent auf 130,5 Millionen<br />

Euro zeigte sich stark. Die Eigenkapitalquote<br />

von 16,7 Prozent ist für einen Finanzdienstleister<br />

komfortabel.<br />

Wie bewertet die Börse?<br />

Schon mehr als eine Milliarde Euro ist die<br />

einst kleine Leasingschmiede jetzt wert.<br />

Investoren honorieren damit die seit Jahren<br />

starken kontinuierlichen Gewinnsteigerungen.<br />

Das KGV von gut <strong>19</strong> ist der Preis<br />

für so viel Gewinn-Qualität.<br />

Was treibt langfristig den Kurs?<br />

Das Unternehmen strebt einen „nachhaltig<br />

hohen Return on Equity bei gleichzeitig<br />

solider Eigenkapitalausstattung an“, sagt<br />

Jörg Eicker, Finanzvorstand der Grenkeleasing.<br />

Als Zielgröße für die Nachsteuerrendite<br />

auf das Eigenkapital nennt Eicker<br />

„16 Prozent“. Für <strong>2014</strong> erwartet das Management<br />

ein Wachstum des Neugeschäftes<br />

zwischen 13 und 16 Prozent. Der<br />

Konzernüberschuss soll zwischen 52 und<br />

56 Millionen Euro liegen. Zudem internationalisiert<br />

Grenke sein Geschäft. In Europa<br />

sollen die letzten weißen Flecken getilgt<br />

werden, etwa „durch den Eintritt in Kroatien“,<br />

so Eicker. Außerhalb Europas startete<br />

Grenke zuletzt schon in Brasilien, Dubai<br />

und Kanada. Vorteil: „Unser erfolgreiches<br />

Geschäftsmodell lässt sich aufgrund der<br />

maximalen Effizienz und Standardisierung<br />

schnell auf neue regionale Märkte übertragen“,<br />

so Eicker.<br />

Was könnte den Kurs belasten?<br />

Neue Konkurrenz. Die Eintrittsbarrieren<br />

ins Leasinggeschäft sind vergleichsweise<br />

gering. Zudem ist es für das Unternehmen<br />

wichtig, „besondere, über das normale<br />

Maß hinausgehende Risiken frühzeitig zu<br />

erkennen“, so Eicker. Sonst stiegen die Leasingausfälle,<br />

was auf den Gewinn drückt.<br />

Fazit: In ein ausgewogenes Nebenwerte-<br />

Portfolio gehört die Aktie auf jeden Fall.<br />

FOTOS: PR<br />

84 Nr. 17 <strong>19</strong>.4.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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