Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2014-04-19 (Vorschau)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Paradies Deutschland<br />
»<br />
Seit Januar<br />
hat unser<br />
Mischdepot<br />
den Dax 30<br />
um Längen<br />
geschlagen<br />
könnte der Garantiezins für Neukunden<br />
gar auf 1,25 Prozent sinken. Im Schnitt zahlen<br />
Versicherer zwar noch deutlich mehr<br />
aus, zuletzt 4,3 Prozent. Doch die freiwillige<br />
Überschussbeteiligung sinkt, weil auch sie<br />
mit neu angelegtem Geld immer weniger<br />
Rendite schaffen. Bleibt die Zinswende<br />
dauerhaft aus, werden Versicherte das zu<br />
spüren bekommen – vor allem bei neuen<br />
Verträgen. Weil Versicherer bis vor einigen<br />
Jahren sogar noch vier Prozent garantierten,<br />
wächst jetzt für neue Kunden das Risiko,<br />
dass sie demnächst die alten Kunden<br />
ihres Versicherers subventionieren müssen.<br />
Ergo und Allianz haben neue Varianten<br />
eingeführt – ohne lebenslange Garantien,<br />
dafür mit der vagen Hoffnung auf<br />
höhere Renditen. Die<br />
wollen die Versicherer erreichen,<br />
indem sie das<br />
Geld der Kunden auch in<br />
Aktienfonds stecken.<br />
n Aktien. Ein Aktienportfolio<br />
können sich Anleger<br />
aber selbst zusammenstellen.<br />
In einem langfristig<br />
ausgerichteten Depot<br />
sollten Aktien, so die<br />
schon seit mehreren Jahren<br />
erfolgreich praktizierte<br />
Strategie (zum Beispiel<br />
WirtschaftsWoche<br />
27/2009 und 3/2012), wenigstens<br />
30 Prozent ausmachen. Um das<br />
Depot vor Kursstürzen zu schützen, fließt<br />
das restliche Geld in Anleihen (ebenfalls 30<br />
Prozent), Gold (25 Prozent) und Tagesgeld<br />
(15 Prozent). Je nach Anlagedauer und<br />
Risikoneigung können Anleger die Anteile<br />
variieren. Wichtig ist aber, an der einmal<br />
gewählten Aufteilung festzuhalten und die<br />
Depotanteile wieder auf das Ausgangsniveau<br />
zu bringen, etwa ein Mal jährlich.<br />
Seit Jahresbeginn hat ein so ausgerichtetes<br />
Depot 2,2 Prozent plus gebracht, während<br />
der Dax 2,9 Prozent verlor. Seit Anfang<br />
2008 kamen Anleger mit dem Mischdepot<br />
sogar auf 5,8 Prozent Rendite pro Jahr – mit<br />
einem reinen Dax-Investment nur auf 2,3<br />
Prozent (siehe Grafik Seite 80). Seit 2009<br />
sind die Aktienkurse aber wieder kräftig gestiegen<br />
– ohne Aktien wäre der Erfolg des<br />
Mischdepots auf Dauer also nicht möglich.<br />
Einzelinvestments, die nur kurzfristig<br />
reüssieren, sind angesichts des Säbelrasselns<br />
zwischen Russland und der Nato sowie<br />
drohenden Problemen aus China und<br />
den anderen Schwellenländern prinzipiell<br />
riskant. Anleger können auf kostengünstige<br />
Indexfonds (ETFs) ausweichen, die alle<br />
Aktien eines Index abdecken. Auch für Unternehmensanleihen<br />
gibt es passende<br />
ETFs, zum Beispiel von iShares (ISIN<br />
DE0002511243). Gold kaufen Anleger am<br />
besten physisch, etwa Anlagemünzen wie<br />
den Krügerrand.<br />
CHANCEN IN DER ZWEITEN REIHE<br />
Doch auch mit Einzelaktien lässt sich das<br />
Risiko streuen. Ein Korb aus Aktien von<br />
Unternehmen verschiedener Branchen,<br />
mit zyklischem und nichtzyklischem Geschäft,<br />
mit oft attraktiven Dividenden und<br />
meist zu vernachlässigenden Schulden<br />
sollte auf lange Sicht das Depot bereichern.<br />
Dass Großinvestoren wie Credit Suisse<br />
gerade mit Investitionen in Werte aus der<br />
zweiten Reihe, aus den<br />
Indizes abseits des Dax,<br />
den jeweils 50 Werte umfassenden<br />
MDax und<br />
SDax und den 30 Werte<br />
umfassenden TecDax,<br />
werben, ist kein Zufall.<br />
Gemessen an wichtigen<br />
Kennzahlen wie dem<br />
Kurs-Gewinn-Verhältnis<br />
und der Dividendenrendite<br />
sind die Nebenwerte<br />
zwar in der Regel einen<br />
Tick teurer als der Dax.<br />
Allerdings sind sie auch<br />
häufig wachstumsstärker,<br />
und viele haben, im Gegensatz zu etlichen<br />
Großkonzernen, keine Schuldenprobleme.<br />
Dazu kommt, dass es oft straff geführte Familienunternehmen<br />
sind, die bereits jede<br />
Menge politischer und wirtschaftlicher<br />
Krisen überstanden haben. Andere wiederum<br />
haben in der Vergangenheit gezeigt,<br />
dass ihr Geschäft robust genug ist, sich<br />
nach jedem Börsencrash aufzurappeln.<br />
Investments in kleinere Unternehmen<br />
eignen sich für aktive Anleger vor allem<br />
deshalb, weil sie in der Regel weniger<br />
Aufmerksamkeit von Analysten und Investoren<br />
genießen als höher kapitalisierte<br />
Werte. „Gerade institutionelle Anleger<br />
bevorzugen in der Regel große Titel, weil<br />
diese eine größere Liquidität aufweisen.<br />
Das führt tendenziell zu einer fundamentalen<br />
Unterbewertung der kleinen Werte“,<br />
so Will Jump, Investmentstratege bei Axa<br />
Rosenberg.<br />
Mit unserem Korb aus zehn interessanten<br />
Nebenwerten aus dem MDax, dem<br />
SDax und dem TecDax können Anleger intelligent<br />
den Aktienanteil ihres breit gestreuten<br />
Depots abdecken.<br />
christof.schuermann@wiwo.de, niklas hoyer<br />
DMG Mori Seiki<br />
Umsatz/Gewinnwachstum 2009–2013:<br />
74 Prozent/1810 Prozent<br />
Kaufargument: Starke globale Allianz<br />
Was zeichnet das Unternehmen aus?<br />
So leicht geht es Börsianern noch nicht<br />
über die Lippen: Aus Gildemeister ist vor<br />
einem halben Jahr DMG Mori Seiki geworden.<br />
Die Bielefelder sind mit den Japanern<br />
seit Jahren verbunden: Diese halten ein<br />
knappes Viertel der Aktien an DMG, die<br />
Deutschen wiederum gut zehn Prozent an<br />
Mori Seiki Nippon. Bis 2020 soll die Komplettfusion<br />
stehen, so das Ziel. Im Angebot<br />
haben die Partner High-Tech-Maschinen,<br />
den dazugehörigen Service sowie Software-<br />
und Energielösungen. Werkzeugmaschinen<br />
sind dabei Kernkompetenz. In<br />
mehr als 140 nationalen und internationalen<br />
Standorten arbeiten 6700 Mitarbeiter.<br />
Wie sieht die Bilanz aus?<br />
DMG Mori Seiki ist auf Rekordkurs. 2013<br />
erreichten sowohl das Vorsteuerergebnis<br />
als auch der Konzernjahresüberschuss jeweils<br />
den höchsten Wert in der langen,<br />
knapp 144 Jahre währenden Unternehmensgeschichte.<br />
Der Umsatz stieg von<br />
2037 auf rekordhohe 2054 Millionen Euro.<br />
Exporte machten zwei Drittel aus. Noch ist<br />
ordentlich Bestand abzuarbeiten: Per 31.<br />
Dezember lagen Aufträge über 1032 Millionen<br />
Euro vor – drei Prozent mehr als ein<br />
Jahr zuvor. Im ersten Quartal sollen die<br />
neuen Orders um gut 30 auf rund 550 Millionen<br />
Euro zulegen. Rasant wuchs das Eigenkapital:<br />
Der verbesserte Jahresüberschuss<br />
und Kapitalerhöhungen zogen das<br />
den Aktionären zustehende Kapital um gut<br />
389 Millionen auf mehr als 1164 Millionen<br />
Euro nach oben. Die Eigenkapitalquote<br />
liegt damit bei sehr üppigen 57,9 Prozent.<br />
Wie bewertet die Börse?<br />
Ordentlich. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf<br />
Basis des für <strong>2014</strong> geschätzten Gewinns liegt<br />
bei 14,5, der Marktwert von 1,7 Milliarden<br />
Euro macht stolze 80 Prozent des erwarteten<br />
Jahresumsatzes für <strong>2014</strong> aus. Am 16. Mai<br />
wird die Hauptversammlung voraussichtlich<br />
50 Cent je Aktie als Dividende beschließen:<br />
Das entspricht 2,3 Prozent Rendite.<br />
Was treibt langfristig den Kurs?<br />
Die Bielefelder sind finanzschuldenfrei,<br />
abwertungsgefährdete Prämien aus Übernahme<br />
(Goodwill) machen nur sechs Pro-<br />
82 Nr. 17 <strong>19</strong>.4.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.