Gesünder, leckerer, günstiger - Children for a better world
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ge Musiker und liest vor: Geflügelwiener und<br />
Reissalat, türkische Linsensuppe, Bratfisch und<br />
Salzkartoffeln, Gemüse und Reis, Berliner Erbsensuppe,<br />
Milchreis mit Anis statt mit Zimt...<br />
„Essen verbindet Kulturen und ist der Schlüssel<br />
zur Integration“, ein großer Satz, den Moritz Kahan<br />
täglich mit Leben füllt. Denn die Themen Ernährung<br />
und Esskultur sind Anknüpfungspunkte,<br />
die er konstruktiv für die pädagogische Arbeit<br />
nutzt – „als sinnstiftende Erweiterung unserer<br />
sonstigen Angebote“. Eine kulturelle Integration,<br />
erklärt der junge Mann, sei nur durch Wissen<br />
erreichbar. Dabei sei gemeinsames Essen<br />
eine einfache, schnelle und niedrigschwellige<br />
Form, sich kennenzulernen und auszutauschen.<br />
Kids integrieren sich besser, wenn sie frühzeitig<br />
lernen, sich auf andere einzulassen.<br />
Beim Essen lernt man sich<br />
schnell kennen<br />
In den Alltag übersetzt, heißt das zunächst,<br />
sich den einzelnen Geschmäckern anzunähern,<br />
verschiedene Rezepte auszuprobieren, fremde<br />
Gewürze in traditionelle Gerichte zu integrieren<br />
oder zu erklären, weshalb es bei uns am Freitag<br />
immer Fisch gibt. Viele bringen Gerichtvorschläge<br />
oder Gewürze aus ihren Familien und deren<br />
Herkunftsländern mit. Die meist muslimischen<br />
Kinder und Jugendlichen achten darauf, kein<br />
Schweinefleisch zu essen. „Wir haben auch themenspezifisch<br />
gekocht“, erzählt Moritz Kahan.<br />
So gab es afrikanisches, indisches, arabisches<br />
und türkisches Frühstück und Mittagessen. Ein<br />
Renner ist der interkulturelle Garten, der sich<br />
hinter dem Integrationshaus befindet. Hier können<br />
die Kids Obst und Gemüse auf natürliche<br />
und biologische Art anpflanzen, pflegen, ernten<br />
und essen. „Unser Motto ist riechen, fühlen,<br />
schmecken“, sagt der Betreuer. Der Garten ergänzt<br />
die KMA-Küche und enthält auch Pflanzen<br />
aus anderen Ländern wie den türkischen<br />
Haselnussbaum, die japanische Weinbeere und<br />
die Goji-Beere. Da wird so mancher Geschmack<br />
neu entdeckt.<br />
Vom gemeinsamen Kochen zum<br />
Beruf<br />
Den Einstieg über das Essen nutzt Moritz Kahan<br />
auch, um das Gruppengefühl zu stärken und ein<br />
„Miteinander statt Gegeneinander“ einzuüben:<br />
gemeinsam Mahlzeiten zubereiten, den Tisch<br />
decken, zur Ruhe kommen, essen und abräumen.<br />
Doch das alles ist „richtig viel Arbeit“. Er<br />
muss öfter kleine und größere Konflikte schlichten,<br />
bei den Jugendlichen wie bei den Erwachsenen<br />
in der Küche. Doch seine Geduld und Motivationsfähigkeit<br />
lohnen sich, weil das Kochen<br />
auch berufliche Perspektiven eröffnet: „Immer<br />
mehr Jungs ohne Schulabschluss sagen uns,<br />
dass ihre Zukunft in der Gastronomie liegt“, freut<br />
sich der Betreuer und nennt zwei Beispiele: Ein<br />
15-Jähriger bekam dadurch eine andere Sichtweise<br />
auf die Schule und will jetzt Koch werden.<br />
„Das Lernen beim Kochen motiviert ihn, auch<br />
wieder für die Schule zu lernen“, berichtet Moritz<br />
Kahan. Ein junger Mann mit iranischen Wurzeln<br />
eröffnet gerade einen Burgerladen, „sein<br />
Know-how hat er bei uns erworben“.<br />
Steckbrief<br />
Seit der Gründung 1987 holt die Kreuzberger<br />
Musikalische Aktion (KMA) in Berlin Kinder<br />
und Jugendliche von der Straße und stärkt mit<br />
zahlreichen Angeboten ihre Fähigkeiten und ihr<br />
Selbstwertgefühl. Musisch-mediale Projekte,<br />
Begegnungsprojekte und Qualifizierungsmaßnahmen<br />
für Ausbildung und Arbeitsmarkt sorgen<br />
für soziale und kulturelle Integration. Dabei<br />
arbeitet die KMA aktiv gegen Rassismus, Diskriminierung,<br />
Fremdenfeindlichkeit und Gewalt.<br />
www.kma-ev.de<br />
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