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Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar

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können wir uns nun ganz e<strong>in</strong>fach bei der gewöhnlichen Aussagenlogik bedienen, wir müssen,<br />

was wir dort f<strong>in</strong>den, nur nachher etwas abwandeln, damit es auf USVs paßt.<br />

In der Aussagenlogik gibt es die sogenannten Wahrheitsfunktionen, darunter e<strong>in</strong>stellige wie<br />

die Negation und mehrstellige, vor allem zweistellige wie die Konjunktion, die Alternation,<br />

das Konditional, das Bikonditional und andere.<br />

Aber die mehrstelligen scheiden von vornhere<strong>in</strong> aus, weil wir nur e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Sachverhalt<br />

haben, das re<strong>in</strong>e Se<strong>in</strong>, auf den wir e<strong>in</strong>e Wahrheitsfunktion anwenden können. Von den e<strong>in</strong>stelligen<br />

Wahrheitsfunktionen jedoch gibt es re<strong>in</strong> komb<strong>in</strong>atorisch genau vier. Diese also<br />

müssen wir uns näher anschauen, um diejenige unter ihnen zu f<strong>in</strong>den, die hier als e<strong>in</strong>zige <strong>in</strong><br />

Frage kommt.<br />

Die vier möglichen Wahrheitsfunktionen s<strong>in</strong>d die folgenden. Wir haben e<strong>in</strong>e Aussage „p“ mit<br />

e<strong>in</strong>em von zwei Wahrheitswerten, W oder F. Und nun gibt es zunächst die triviale Identitäts-<br />

Wahrheitsfunktion, die alles so läßt, wie es ist. Nennen wir sie i:<br />

p<br />

W<br />

F<br />

i(p)<br />

W<br />

F<br />

Sie führt zu nichts Neuem. Wir können sie also nicht brauchen. – Dann gibt es die ebenfalls<br />

triviale Wahrheitsfunktion, die alles wahr macht. Nennen wir sie w:<br />

p<br />

W<br />

F<br />

w(p)<br />

W<br />

W<br />

Da wir das Quasi-Theorem „Se<strong>in</strong>!“ als wahr behauptet haben, führt sie ebenfalls zu nichts<br />

Neuem, sondern bestätigt nur unser schon bekanntes Quasi-Theorem.<br />

Drittens gibt es die auch recht triviale Wahrheitsfunktion, die alles falsch macht, d.h. die beide<br />

Wahrheitswerte auf das Falsche abbildet. Nennen wir sie f:<br />

p<br />

W<br />

F<br />

f(p)<br />

F<br />

F<br />

Sie läßt nichts übrig, was wir noch als wahr <strong>in</strong> Anspruch nehmen könnten. Aber wir wollen <strong>in</strong><br />

unserer voraussetzungslosen Theorie ja Wahrheiten, nicht Falschheiten denken.<br />

So bleibt viertens noch diejenige Wahrheitsfunktion übrig, die die Wahrheitswerte umkehrt,<br />

die Umkehrfunktion. Nennen wir sie vorläufig u:<br />

p<br />

W<br />

F<br />

u(p)<br />

F<br />

W<br />

Diese Umkehrfunktion ist die e<strong>in</strong>zige, die zu e<strong>in</strong>er neuen Wahrheit führt (allerd<strong>in</strong>gs auf Kosten<br />

e<strong>in</strong>er alten). Wir haben erst „Se<strong>in</strong>!“ behauptet und behaupten nun zweitens die Umkehrung<br />

von „Se<strong>in</strong>!“. Damit erhalten wir e<strong>in</strong>e neue Wahrheit. Allerd<strong>in</strong>gs, wie schon angedeutet,<br />

zahlen wir dafür e<strong>in</strong>en Preis: Unsere erste Behauptung wird dadurch nämlich falsch.<br />

Natürlich ist die Umkehrfunktion ke<strong>in</strong>e andere als die vertraute aussagenlogische Negation.<br />

Wir können statt „u“ also das Negationszeichen (e<strong>in</strong>e Tilde) schreiben:<br />

p<br />

W<br />

F<br />

~(p)<br />

F<br />

W

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