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Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar

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3<br />

1. Preisgabe aller Voraussetzungen<br />

2. Bündnis mit dem Skeptizismus<br />

3. Postulat: Der Skeptizismus sei erfolgreich durchgeführt, vollbracht!<br />

4. Alle Voraussetzungen s<strong>in</strong>d damit beseitigt. (Siehe 1.)<br />

Dieses Programm der völligen Voraussetzungslosigkeit kann man <strong>in</strong> Freiheit beschließen;<br />

das ist der fünfte Punkt, und zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Freiheit, die von allem abstrahiert und dann ihre<br />

re<strong>in</strong>e Abstraktion (das leere Residuum) erfaßt, worunter offenbar das oben e<strong>in</strong>geführte re<strong>in</strong>e<br />

Se<strong>in</strong> zu verstehen se<strong>in</strong> soll:<br />

5. Freie Abstraktion von allem. Es bleibt: das re<strong>in</strong>e Se<strong>in</strong>.<br />

-- -- --<br />

Will man diese fünfteilige <strong>Hegels</strong>che Bemerkung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Grundregel zusammenziehen,<br />

so müßte sie wohl lauten: Die erste, re<strong>in</strong> logische Wissenschaft muß streng voraussetzungslos<br />

verfahren. Dies ist das<br />

Postulat der strengen Voraussetzungslosigkeit.<br />

Wir können es als unsere operative Arbeitshypothese formulieren:<br />

AH: Es gibt e<strong>in</strong>e (e<strong>in</strong>zige) voraussetzungslose Theorie (genannt WdL).<br />

Diese Arbeitshypothese muß uns nun leiten, wenn wir auf eigene Faust anfangen, die voraussetzungslose<br />

Theorie aufzustellen und sie mit dem, was Hegel sagt, zu vergleichen. Der Abgleich<br />

mit <strong>Hegels</strong> Text ist e<strong>in</strong>e doppelte Kontrolle: erstens dessen, was wir herausf<strong>in</strong>den, an<br />

dem, was Hegel sagt, und zweitens dessen, was Hegel sagt, an dem, was wir selber herausf<strong>in</strong>den.<br />

Gleichzeitig wird mit dieser doppelten Kontrolle <strong>Hegels</strong> Text verständlich werden müssen.<br />

Dies also soll unser Verfahren se<strong>in</strong>: Wir stellen uns, angeleitet von Hegel, auf den Boden der<br />

Arbeitshypothese, daß es e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>guläre voraussetzungslose Theorie (e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Denken)<br />

gibt, <strong>in</strong> das wir durch Abstraktion von allem h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>kommen können. Und dann entwickeln<br />

wir selbständig die voraussetzungslose Theorie, so gut das gehen mag, und gleichen sie mit<br />

<strong>Hegels</strong> Text ab. Dadurch wird <strong>Hegels</strong> Text verständlich und unsere eigene Theorie kontrolliert<br />

und ggf. korrigiert. Bisweilen können aber natürlich auch Korrekturen an <strong>Hegels</strong> Behauptungen<br />

nötig werden.<br />

-- -- --<br />

Unsere (AH) ist ke<strong>in</strong>e Voraussetzung, sondern nur e<strong>in</strong>e Arbeitshypothese. Wir probieren es<br />

e<strong>in</strong>mal mit ihr, dies aber völlig ergebnisoffen. Das heißt, wir müssen e<strong>in</strong>en möglichen Schiffbruch<br />

mit e<strong>in</strong>kalkulieren. Wir probieren es mit ihr und sehen zu, wie weit wir kommen mögen<br />

– vielleicht nicht eben weit. Das müssen wir abwarten.<br />

Zunächst wollen wir das Postulat der Voraussetzungslosigkeit noch e<strong>in</strong>mal dick unterstreichen.<br />

Die WdL soll <strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht voraussetzungslos se<strong>in</strong>: thematisch, begrifflich, methodisch<br />

und doktr<strong>in</strong>al.<br />

Die WdL ist voraussetzungslos,<br />

a) thematisch,<br />

b) begrifflich (term<strong>in</strong>ologisch),<br />

c) methodisch,<br />

d) doktr<strong>in</strong>al.<br />

Sie ist a) thematisch voraussetzungslos, d.h., wir wissen anfangs nicht e<strong>in</strong>mal, wovon sie<br />

denn handeln soll. Ist sie e<strong>in</strong>e Theorie des Se<strong>in</strong>s, also vielleicht e<strong>in</strong>e Ontologie? Oder e<strong>in</strong>e<br />

Theorie des Denkens, also vielleicht e<strong>in</strong>e <strong>Logik</strong>? Hegel nennt sie „<strong>Logik</strong>“ und läßt sie mit

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