Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar
Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar
Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
62<br />
real. Dieser Standpunkt wird überboten von der E<strong>in</strong>sicht des Idealismus: daß alles Endliche<br />
nur ideell ist.<br />
Idealismus: Alles Endliche ist ideell.<br />
Es ist ideell, heißt: es ist e<strong>in</strong>zig und alle<strong>in</strong> als Aufgehobenes, nicht auch noch als selbständiges<br />
und reales Anderes des Unendlichen. Die Sammelnegation, mit der das Unendliche alles<br />
Endliche negiert („¬[e, ~e, ~~e, ~~~e, ...]“), muß also <strong>in</strong>terpretiert werden als Idealisieren,<br />
gänzliches Aufheben.<br />
Aber im Unendlichen haben wir vorerst nur e<strong>in</strong>e halbe und daher prekäre Idealität (daraus<br />
resultiert auch der Rückfall); im Fürsichse<strong>in</strong> werden wir volle Idealität erreichen.<br />
Unendliches: Halbe, e<strong>in</strong>seitige Idealität<br />
Fürsichse<strong>in</strong>: Volle, „beidseitige“ Idealität<br />
Geme<strong>in</strong>t ist folgendes: Das negierende „Un“ des Unendlichen negiert und idealisiert nur nach<br />
<strong>in</strong>nen; was zwischen den eckigen Klammern steht, ist ideell, das Ganze aber ist real:<br />
¬[e, ~e, ~~e, ~~~e, ...]<br />
„¬“ hebt auf/idealisiert „[e, ~e, ~~e, ~~~e, ...]“<br />
Diese Halbheit rächt sich. Die unendliche Folge der Endlichen <strong>in</strong> der eckigen Klammer war<br />
zunächst die re<strong>in</strong>e Selbstzerstörung der Endlichen. Aber <strong>in</strong>dem sie nun zusammengefaßt und<br />
en bloc negiert werden – zu etwas bloß Ideellem herabgesetzt werden sollen –, treten sie dem<br />
negierenden äußeren Sachverhalt als e<strong>in</strong> Sachverhalt eigenen Rechtes gegenüber. Daher <strong>Hegels</strong><br />
oben zitierte Diagnose: „[D]as unmittelbare Se<strong>in</strong> des Unendlichen erweckt das Se<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Negation, des Endlichen, wieder, das zunächst im Unendlichen verschwunden schien.“<br />
Das Unendliche müßte also auch se<strong>in</strong>erseits se<strong>in</strong> unmittelbares Se<strong>in</strong> verlieren; die Idealität<br />
müßte auf es übergreifen. Und so geschieht es im Fürsichse<strong>in</strong>. Das Fürsichse<strong>in</strong> ist das wahrhaft<br />
unendliche, ideelle Se<strong>in</strong>. Das vorausgehende Unendliche ist vorerst nur das Werden des<br />
Fürsichse<strong>in</strong>s (unendliches Werden, nicht unendliches Se<strong>in</strong>).<br />
-- -- --<br />
Im e<strong>in</strong>zelnen müssen wir drei Stationen unterscheiden: 1) das Unendliche, das <strong>in</strong> die Kategorie<br />
des Etwas mit e<strong>in</strong>er Grenze zurückfällt und sich dar<strong>in</strong> als das „schlechte Unendliche“<br />
erweist (es verendlicht sich, <strong>in</strong>dem es dem Endlichen gegenübertritt); 2) das wahrhafte oder<br />
affirmative Unendliche, das aus der Wechselbestimmung des Endlichen und schlecht Unendlichen<br />
hervorgeht; 3) das unendliche Se<strong>in</strong>, welches das Fürsichse<strong>in</strong> ist.<br />
Schlecht Unendliches<br />
Wahrhaft Unendliches<br />
Fürsichse<strong>in</strong><br />
Das wahrhafte oder affirmative Unendliche ist im Grunde nur der Übergang <strong>in</strong>s Fürsichse<strong>in</strong>,<br />
wie das anfängliche Werden der Übergang <strong>in</strong>s Dase<strong>in</strong> gewesen war.<br />
Die Wechselbestimmung des U und des E kann man sich wie folgt vor Augen führen: Das E<br />
erhebt sich zum Unendlichen; das Unendliche aber erweckt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Rückfall das Endliche<br />
wieder als se<strong>in</strong> Anderes und wird dabei selber wieder endlich. Jetzt haben wir wieder das endliche<br />
Etwas, das sich zum Unendlichen erhebt, und dann kommt wieder der Rückfall usf.:<br />
e u e u e u e …<br />
De facto f<strong>in</strong>g dieser Wechsel mit dem Endlichen an; aber schon das anfängliche Endliche<br />
kann ebenso gut als Resultat des Rückfalls des Unendlichen betrachtet werden. Es ist egal, wo<br />
man anfängt; man hat e<strong>in</strong>e unendliche Abwechslung von E und U. In dieser Abwechslung<br />
aber s<strong>in</strong>d beide negiert (jeweils e<strong>in</strong>es durch das andere); ke<strong>in</strong>es kommt unnegiert vor. Insofern