Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar
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liegt hier e<strong>in</strong>e wechselseitige Verne<strong>in</strong>ung, e<strong>in</strong> wechselseitiges Aufheben von zwei endlichen<br />
Etwas vor. Und der ganze Progreß der Wechselbestimmung, der sich ohne weiteres zum<br />
Kreis zusammenfassen läßt, ist das affirmative Unendliche. Wir haben hier e<strong>in</strong>en EPG mit<br />
zwei Knoten und gegenläufigen Kanten, wobei die Knoten <strong>in</strong>haltlich differieren SOLLEN (es<br />
aber eigentlich gar nicht können): Nur e<strong>in</strong>er von ihnen soll der „Punkt“ des EPG se<strong>in</strong> und fürs<br />
Ganze stehen:<br />
[Tafelbild: Zwei Knoten mit e<strong>in</strong>em kreisförmigen Pfad aus zwei Kanten; e<strong>in</strong>er ist als<br />
„Punkt“ dekoriert mit dem Unendlichen (der andere soll das Endliche se<strong>in</strong>)<br />
Er<strong>in</strong>nern wir uns an die Situation des Etwas und des Anderen, an ihr wechselseitiges Aufheben<br />
<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander. Das Problem war, daß sie zugleich auch als selbständige USVs bestehen<br />
blieben. Vom Standpunkt des e<strong>in</strong>en war das andere aufgehoben, und umgekehrt. Und jedes<br />
war vom eigenen Standpunkt das unaufgehobene, selbständige, reale. Nur das jeweils andere<br />
war ideell. Das war die halbe, halbseitige Idealität, ganz symmetrisch gedacht.<br />
Wenn man annehmen dürfte, daß beide Etwas nur als aufgehobene vorkommen, so hätte man<br />
bereits die volle Idealität. (Da sie im Dase<strong>in</strong> aber auch noch als Daseiende selbständig vorkommen,<br />
hat man im Feld der Endlichkeit ke<strong>in</strong>e vollkommene Idealität.)<br />
Vollkommene Idealität aber ist nun erreicht im wahren Unendlichen. Das wahre Unendliche<br />
ist das vollkommene wechselseitige Aufgehobense<strong>in</strong> zweier Etwas <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander.<br />
Vollkommene Idealität (im wahrhaft Unendlichen):<br />
E1 restlos aufgehoben <strong>in</strong> E2<br />
E2 restlos aufgehoben <strong>in</strong> E3<br />
E1 ist das Endliche, E2 ist das schlecht Unendliche: E <strong>in</strong> U, U <strong>in</strong> E.<br />
Damit s<strong>in</strong>d E1 und E2 prima facie <strong>in</strong>haltlich vone<strong>in</strong>ander unterschieden. Das gibt die ausgefaltete<br />
Struktur des Unendlichen, bevor diese dann im Fürsichse<strong>in</strong> und schließlich ganz und<br />
gar im E<strong>in</strong>s zusammenbricht.<br />
Der Unterschied von E1 und E2 als E und U im Unendlichen ist also e<strong>in</strong> Pseudounterschied.<br />
Deswegen s<strong>in</strong>kt das Unendliche ja auch <strong>in</strong>s Fürsichse<strong>in</strong> zusammen. Aber zunächst e<strong>in</strong>mal ist<br />
der Unterschied da, als Erbstück und Überbleibsel des Dase<strong>in</strong>s. (Und <strong>in</strong>sofern gehört das Unendliche<br />
dann irgendwie auch noch dem Dase<strong>in</strong> an.)<br />
Das wahrhaft Unendliche als Werden besteht aber dar<strong>in</strong>, diesen Unterschied, zum<strong>in</strong>dest als<br />
e<strong>in</strong>en qualitativen, aufzuheben. Das Unendliche enthält sich selbst und se<strong>in</strong> verme<strong>in</strong>tlich Anderes<br />
als Momente; aber außerhalb des Unendlichen kommt sonst nichts vor im LR. Das Unendliche<br />
ist selbst der unendliche LR. Deswegen kann der <strong>in</strong>terne Unterschied nicht von außen<br />
stabilisiert werden.<br />
Wir sehen aber nebenbei, daß wir zunächst e<strong>in</strong> schlecht Unendliches als das Andere des Endlichen<br />
gew<strong>in</strong>nen mußten, damit es zu dieser vollkommenen Idealität und zum Fürsichse<strong>in</strong><br />
kommen konnte. Ich zitiere Hegel zum „Übergang“ vom Unendlichen <strong>in</strong>s Fürsichse<strong>in</strong>:<br />
Die Idealität kann die Qualität der Unendlichkeit genannt werden; aber sie ist wesentlich<br />
der Prozeß des Werdens und damit e<strong>in</strong> Übergang, wie [der] des Werdens <strong>in</strong> Dase<strong>in</strong>,<br />
der nun anzugeben ist. Als Aufheben der Endlichkeit, d.i. der Endlichkeit als solcher<br />
und ebensosehr der ihr nur gegenüberstehenden, nur negativen Unendlichkeit ist<br />
diese Rückkehr <strong>in</strong> sich, Beziehung auf sich selbst, Se<strong>in</strong>. Da <strong>in</strong> diesem Se<strong>in</strong> Negation<br />
ist, ist es Dase<strong>in</strong>; aber da sie ferner wesentlich Negation der Negation ist, ist sie das<br />
Dase<strong>in</strong>, welches Fürsichse<strong>in</strong> genannt wird. (WdL 1832, 151)