22.05.2014 Aufrufe

Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar

Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar

Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

63<br />

liegt hier e<strong>in</strong>e wechselseitige Verne<strong>in</strong>ung, e<strong>in</strong> wechselseitiges Aufheben von zwei endlichen<br />

Etwas vor. Und der ganze Progreß der Wechselbestimmung, der sich ohne weiteres zum<br />

Kreis zusammenfassen läßt, ist das affirmative Unendliche. Wir haben hier e<strong>in</strong>en EPG mit<br />

zwei Knoten und gegenläufigen Kanten, wobei die Knoten <strong>in</strong>haltlich differieren SOLLEN (es<br />

aber eigentlich gar nicht können): Nur e<strong>in</strong>er von ihnen soll der „Punkt“ des EPG se<strong>in</strong> und fürs<br />

Ganze stehen:<br />

[Tafelbild: Zwei Knoten mit e<strong>in</strong>em kreisförmigen Pfad aus zwei Kanten; e<strong>in</strong>er ist als<br />

„Punkt“ dekoriert mit dem Unendlichen (der andere soll das Endliche se<strong>in</strong>)<br />

Er<strong>in</strong>nern wir uns an die Situation des Etwas und des Anderen, an ihr wechselseitiges Aufheben<br />

<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander. Das Problem war, daß sie zugleich auch als selbständige USVs bestehen<br />

blieben. Vom Standpunkt des e<strong>in</strong>en war das andere aufgehoben, und umgekehrt. Und jedes<br />

war vom eigenen Standpunkt das unaufgehobene, selbständige, reale. Nur das jeweils andere<br />

war ideell. Das war die halbe, halbseitige Idealität, ganz symmetrisch gedacht.<br />

Wenn man annehmen dürfte, daß beide Etwas nur als aufgehobene vorkommen, so hätte man<br />

bereits die volle Idealität. (Da sie im Dase<strong>in</strong> aber auch noch als Daseiende selbständig vorkommen,<br />

hat man im Feld der Endlichkeit ke<strong>in</strong>e vollkommene Idealität.)<br />

Vollkommene Idealität aber ist nun erreicht im wahren Unendlichen. Das wahre Unendliche<br />

ist das vollkommene wechselseitige Aufgehobense<strong>in</strong> zweier Etwas <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander.<br />

Vollkommene Idealität (im wahrhaft Unendlichen):<br />

E1 restlos aufgehoben <strong>in</strong> E2<br />

E2 restlos aufgehoben <strong>in</strong> E3<br />

E1 ist das Endliche, E2 ist das schlecht Unendliche: E <strong>in</strong> U, U <strong>in</strong> E.<br />

Damit s<strong>in</strong>d E1 und E2 prima facie <strong>in</strong>haltlich vone<strong>in</strong>ander unterschieden. Das gibt die ausgefaltete<br />

Struktur des Unendlichen, bevor diese dann im Fürsichse<strong>in</strong> und schließlich ganz und<br />

gar im E<strong>in</strong>s zusammenbricht.<br />

Der Unterschied von E1 und E2 als E und U im Unendlichen ist also e<strong>in</strong> Pseudounterschied.<br />

Deswegen s<strong>in</strong>kt das Unendliche ja auch <strong>in</strong>s Fürsichse<strong>in</strong> zusammen. Aber zunächst e<strong>in</strong>mal ist<br />

der Unterschied da, als Erbstück und Überbleibsel des Dase<strong>in</strong>s. (Und <strong>in</strong>sofern gehört das Unendliche<br />

dann irgendwie auch noch dem Dase<strong>in</strong> an.)<br />

Das wahrhaft Unendliche als Werden besteht aber dar<strong>in</strong>, diesen Unterschied, zum<strong>in</strong>dest als<br />

e<strong>in</strong>en qualitativen, aufzuheben. Das Unendliche enthält sich selbst und se<strong>in</strong> verme<strong>in</strong>tlich Anderes<br />

als Momente; aber außerhalb des Unendlichen kommt sonst nichts vor im LR. Das Unendliche<br />

ist selbst der unendliche LR. Deswegen kann der <strong>in</strong>terne Unterschied nicht von außen<br />

stabilisiert werden.<br />

Wir sehen aber nebenbei, daß wir zunächst e<strong>in</strong> schlecht Unendliches als das Andere des Endlichen<br />

gew<strong>in</strong>nen mußten, damit es zu dieser vollkommenen Idealität und zum Fürsichse<strong>in</strong><br />

kommen konnte. Ich zitiere Hegel zum „Übergang“ vom Unendlichen <strong>in</strong>s Fürsichse<strong>in</strong>:<br />

Die Idealität kann die Qualität der Unendlichkeit genannt werden; aber sie ist wesentlich<br />

der Prozeß des Werdens und damit e<strong>in</strong> Übergang, wie [der] des Werdens <strong>in</strong> Dase<strong>in</strong>,<br />

der nun anzugeben ist. Als Aufheben der Endlichkeit, d.i. der Endlichkeit als solcher<br />

und ebensosehr der ihr nur gegenüberstehenden, nur negativen Unendlichkeit ist<br />

diese Rückkehr <strong>in</strong> sich, Beziehung auf sich selbst, Se<strong>in</strong>. Da <strong>in</strong> diesem Se<strong>in</strong> Negation<br />

ist, ist es Dase<strong>in</strong>; aber da sie ferner wesentlich Negation der Negation ist, ist sie das<br />

Dase<strong>in</strong>, welches Fürsichse<strong>in</strong> genannt wird. (WdL 1832, 151)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!