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Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar

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33<br />

Ω = Df {Ω}<br />

Aber das ist ke<strong>in</strong>e zulässige Def<strong>in</strong>ition, weil das Def<strong>in</strong>iendum im Def<strong>in</strong>iens wieder vorkommt.<br />

Man könnte das Def<strong>in</strong>iendum (im Unendlichen) zum Verschw<strong>in</strong>den br<strong>in</strong>gen, wenn<br />

man das Def<strong>in</strong>iens für es e<strong>in</strong>setzte, und zwar unendlich viele Male. Dann, nach unendlich<br />

vielen Schritten, blieben nur noch geschweifte Klammern übrig:<br />

Ω = {Ω} = {{Ω}} = ... = {{{...}}}<br />

Leider gibt es <strong>in</strong> unserer Sprache ke<strong>in</strong>e unendlich langen Ausdrücke. Man kann also Ω auf<br />

diese Weise nicht def<strong>in</strong>ieren, wohl aber so:<br />

Ω = diejenige Menge x mit: x = {x}<br />

Aczel hat gezeigt, daß man sich ke<strong>in</strong>en Widerspruch e<strong>in</strong>handelt, wenn man das Fundierungsaxiom<br />

durch das Antifundierungsaxiom ersetzt. Wenn die übliche Mengenlehre widerspruchsfrei<br />

ist, dann auch die ungewöhnliche Mengenlehre mit AFA.<br />

-- -- --<br />

Ich mache diesen kle<strong>in</strong>en Ausflug <strong>in</strong> die Mengenlehre, um unsere analytischen Freunde „zum<br />

Verstehen zu zw<strong>in</strong>gen“ (mit Fichte zu reden). Wenn sie sagen, sie verstünden nicht, was mit<br />

der E<strong>in</strong>ermenge ihrer selbst geme<strong>in</strong>t sei, dann haben nicht wir e<strong>in</strong> Problem, sondern sie. Denn<br />

nicht wir berufen uns auf formale Methoden, sondern sie. Und was die E<strong>in</strong>ermenge ihrer<br />

selbst ist, wird ja von Peter Aczel <strong>in</strong> glasklarer Mathematik erklärt.<br />

Vielleicht werden unsere Freunde sagen, sie glaubten nicht an die Existenz der E<strong>in</strong>ermenge<br />

ihrer selbst. Das ist ihr gutes Recht. Sie dürfen sich gern gegen Aczel auf den Standpunkt des<br />

Fundierungsaxioms stellen und behaupten:<br />

Es gibt ke<strong>in</strong> x mit: x = {x}<br />

Die Frage, ob es Ω gibt oder nicht, können wir offenlassen. Darüber müssen sich die Mengentheoretiker<br />

verständigen. Und sie werden vielleicht sagen: Man kann mit beiden Theorien<br />

arbeiten, mit der fundierten Mengenlehre und mit der unfundierten Mengenlehre.<br />

Wichtig ist nur folgendes: Alle Parteien verstehen, was die E<strong>in</strong>ermenge ihrer selbst ist bzw.<br />

was sie wäre, wenn es sie gäbe. Die Anhänger des Fundierungsaxioms behaupten ja:<br />

Es gibt ke<strong>in</strong> x mit: x = {x}<br />

Und wer die Existenz von Ω verne<strong>in</strong>t, muß wissen und verstehen, was er oder sie verne<strong>in</strong>t.<br />

-- -- --<br />

Die Mengenbildung (oder im Fall von Ω spezifischer die E<strong>in</strong>ermengenbildung) ist e<strong>in</strong>e Operation.<br />

Sie operiert an e<strong>in</strong>er Basis oder e<strong>in</strong>em Operandum und liefert e<strong>in</strong> Resultat oder e<strong>in</strong><br />

Operatum. Es handelt sich also um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>gabe/Ausgabe-Mechanismus. In der Mathematik<br />

ist dieser Mechanismus abstrakt, eben die Operation der E<strong>in</strong>ermengenbildung, aber wir<br />

können die Sache auch konkret machen, <strong>in</strong>dem wir zum Beispiel an e<strong>in</strong>e Kaffeemühle denken.<br />

Oben werden die Kaffeebohnen e<strong>in</strong>gegeben, und unten gibt die Mühle, wenn man sie <strong>in</strong><br />

Gang setzt, das Kaffeemehl aus.<br />

[Tafelbild: Kaffeemühle mit E<strong>in</strong>gabe (Bohne) und Ausgabe (Mehl)]<br />

Das ist e<strong>in</strong>e ganz e<strong>in</strong>fache Kaffeemühle für den Handbetrieb und nicht verstellbar. Wenn Sie<br />

merken, daß Ihnen das Mehl zu grobkörnig ist, können Sie die Mühle nicht anders e<strong>in</strong>stellen,<br />

sondern lassen sie laufen und geben am Ende das grobkörnige Mehl noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> die Mühle<br />

e<strong>in</strong> und erhalten e<strong>in</strong> etwas fe<strong>in</strong>körnigeres Mehl, und das können Sie noch e<strong>in</strong>mal und noch<br />

e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>geben usw., bis es Ihnen langweilig oder fe<strong>in</strong> genug wird.

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