Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar
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ziehung auf sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Äußerlichkeit ist [nämlich im Potenzenverhältnis, weil <strong>in</strong> ihrer<br />
Potenz e<strong>in</strong>e Zahl sich auf sich selbst bezieht und sich durch sich bestimmt] […], ist<br />
es das Maß.<br />
-- -- --<br />
Das Maß ist zunächst e<strong>in</strong>mal etwas ganz Simples: e<strong>in</strong> qualitatives Quantum, „zunächst als<br />
unmittelbares, e<strong>in</strong> Quantum, an welches e<strong>in</strong> Dase<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong>e Qualität gebunden ist“ (§ 107).<br />
Das ist das unmittelbare spezifische Quantum.<br />
Der Mensch als Spezies hat e<strong>in</strong>e spezifische Größe, sagen wir 1,70 m plus/m<strong>in</strong>us. Es gibt sehr<br />
kle<strong>in</strong>e (ausgewachsene) Menschen und sehr große Menschen; aber Däuml<strong>in</strong>ge und Riesen<br />
gibt es nur <strong>in</strong> der Fiktion.<br />
Das spezifische Quantum ist also jeweils mit e<strong>in</strong>em bestimmten Spielraum verbunden, und<br />
dar<strong>in</strong> ist es „bloßes Quantum, und das Dase<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>er Vermehrung und Verm<strong>in</strong>derung fähig,<br />
ohne daß das Maß, welches <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>e Regel ist, dadurch aufgehoben wird“ (§ 108).<br />
Andererseits ist der Spielraum der Vermehrung und Verm<strong>in</strong>derung auch begrenzt. Dar<strong>in</strong> zeigt<br />
sich der qualitative Charakter des Maßes. Wenn e<strong>in</strong>e Sache über ihr Maß h<strong>in</strong>aus vermehrt<br />
oder verm<strong>in</strong>dert wird, schlägt die zunächst bloß quantitative Veränderung <strong>in</strong>s Qualitative um.<br />
Die Sache hat ihr Maß verloren; es tritt etwas Maßloses e<strong>in</strong>.<br />
Wenn jemand e<strong>in</strong>en großen Acker hat und ständig Streifen davon verkauft, dann ist der Rest<br />
irgendwann ke<strong>in</strong> Acker mehr, sondern hat das Maß des Ackers verloren. Aber das Maßlose<br />
des Ackers ist nichts Maßloses schlechth<strong>in</strong>: Der vormalige Ackerbesitzer besitzt jetzt e<strong>in</strong><br />
Beet, und das Beet hat se<strong>in</strong> eigenes Maß. Dazu Hegel (§ 109):<br />
Das Maßlose ist zunächst dies H<strong>in</strong>ausgehen e<strong>in</strong>es Maßes durch se<strong>in</strong>e quantitative Natur<br />
über se<strong>in</strong>e Qualitätsbestimmtheit. Da aber das andere quantitative Verhältnis, das<br />
Maßlose des ersten, ebensosehr qualitativ ist, so ist das Maßlose gleichfalls e<strong>in</strong> Maß<br />
[das Maßlose des Ackers ist das Maß des Beetes]; welche beiden Übergänge von Qualität<br />
[Acker] <strong>in</strong> Quantum [e<strong>in</strong> Beet von bestimmter Größe, die verr<strong>in</strong>gert werden kann]<br />
und von diesem <strong>in</strong> jene [e<strong>in</strong> Fleckchen Erde] wieder als unendlicher Progreß vorgestellt<br />
werden können [<strong>in</strong> der <strong>Logik</strong> eher als <strong>in</strong> der Natur], – als das sich im Maßlosen<br />
Aufheben und Wiederherstellen des Maßes.<br />
So ergeben sich Reihen und Knotenl<strong>in</strong>ien von Maßverhältnissen (etwa, was den Aggregatzustand<br />
des Wassers angeht, die Knoten bei 0 und 100 Grad Celsius: Gefrierpunkt und Siedepunkt).<br />
Aber im unendlichen Progreß der Knotenl<strong>in</strong>ie (der <strong>in</strong> der Natur faktisch abgebrochen<br />
wird, aber im Logischen weiterläuft).<br />
Das Maß hebt sich also <strong>in</strong> das Maßlose auf, dies aber so, daß es im Maßlosen, das selber auch<br />
E<strong>in</strong>heit der Qualität und Quantität ist, wieder zum Maß wird, also mit sich zusammengeht.<br />
„Was hier<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Tat geschieht, ist, daß die Unmittelbarkeit, welche noch dem Maße als<br />
solchem zukommt, aufgehoben wird […].“ (Enz. § 110)<br />
Dieses Übergehen von Qualität <strong>in</strong> Quantität und von Quantität <strong>in</strong> Qualität usf. ist e<strong>in</strong>e Variante<br />
der Wechselbestimmung des Endlichen und des schlecht Unendlichen. Wie dort, so wird<br />
aus diesem endlosen Fortgang auch hier aber e<strong>in</strong> Kreis, und <strong>in</strong> diesem Kreis ist nun das wechselseitige<br />
Übergehen von Qualität <strong>in</strong> Quantität gesetzt. Und damit ist die Se<strong>in</strong>slogik im Grunde<br />
schon vollendet.<br />
Sie beg<strong>in</strong>nt mit dem USV der Qualität, der wegen se<strong>in</strong>es <strong>in</strong>neren Widerspruches <strong>in</strong> Quantität<br />
übergeht, und die Quantität erweist sich ebenfalls als <strong>in</strong>tern widersprüchlich und geht im Maß<br />
wieder <strong>in</strong> Qualität zurück, d.h. wieder <strong>in</strong> ihren alten Widerspruch. Zunächst fiel es dem rei-