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Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar

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solcher Theoretiker wie Kepler und Galilei, qualitative mechanische Verhältnisse re<strong>in</strong> mathematisch<br />

ausdrücken zu wollen. Aber die verrückte Idee wurde dann durch den Erfolg bestätigt<br />

und schließlich auch von der <strong>Hegels</strong>chen <strong>Logik</strong> gerechtfertigt und verstehbar gemacht<br />

(zum<strong>in</strong>dest ist das <strong>Hegels</strong> Anspruch; wenn man se<strong>in</strong>e <strong>Logik</strong> der Quantität verstanden hat,<br />

versteht man zugleich, wieso die Mechanik als mathematisierte Theorie erfolgreich se<strong>in</strong> konnte.)<br />

Die Pythagoreer und dann Platon und die Akademie haben die „verrückte Idee“ schon <strong>in</strong> der<br />

Antike gehabt und ausprobiert. Aber es fehlte der durchschlagende Erfolg (abgesehen von der<br />

Geometrie als der Mathematik der physischen Raumes). Die massiven Köper lassen sich<br />

nicht gut auf re<strong>in</strong> geometrische Körper oder gar Flächen, L<strong>in</strong>ien, Punkte oder auf Zahlen zurückführen.<br />

So blieben die Zahlenspekulationen und die Spekulationen mit geometrischen<br />

Figuren <strong>in</strong> der antiken Physik e<strong>in</strong>e folgenlose Spielerei. Aristoteles hat auf solche Spekulationen<br />

verzichtet und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltlich-qualitative, nichtmathematische Physik entwickelt, die bis<br />

auf weiteres viel erfolgversprechender war.<br />

Erst die neuzeitlichen Platoniker – Kepler war e<strong>in</strong>er – fanden den Dreh, um Platons mathematische<br />

Physik gegenüber der Aristotelischen Inhaltsphysik endgültig zu rechtfertigen. Aber<br />

die neue mathematische Physik war dann gegenüber der alten, Platonischen auch kaum noch<br />

wiederzuerkennen.<br />

Was war geschehen? Was war Neues dazugekommen? Es war wohl e<strong>in</strong> Interesse an regelmäßigen<br />

Zusammenhängen von Zahlen, also an Zahlen-Verhältnissen. Im quantitativen Verhältnis<br />

haben wir zwei Quanta, die <strong>in</strong> ihrer jeweiligen Veränderung systematisch mite<strong>in</strong>ander<br />

verbunden s<strong>in</strong>d und die durch diese systematische Verb<strong>in</strong>dung wieder qualitativ werden. Und<br />

so s<strong>in</strong>d sie dann tauglich, Naturphänomene zu erfassen.<br />

Sie kennen das aus dem frühen Physikunterricht, wo Sie lernten, daß e<strong>in</strong>e bestimmte Größe<br />

e<strong>in</strong>er anderen proportional ist oder, <strong>in</strong> anderen Fällen, umgekehrt proportional. Hegel nennt<br />

diese beiden Fälle, wie wir schon wissen, das direkte und das umgekehrte Verhältnis. Und<br />

dann kommt drittens noch der Fall h<strong>in</strong>zu, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e Größe dem Quadrat e<strong>in</strong>er anderen Größe<br />

proportional ist: das Potenzenverhältnis. In solchen Gleichungen drückt die neuzeitliche<br />

Physik ihre Theoreme aus, und auf diese Weise ist es ihr gelungen, so etwas wie die quantitative<br />

Grundlage des Qualitativen aufzudecken.<br />

-- -- --<br />

Jetzt gebe ich noch kurz e<strong>in</strong>en Überblick über die wichtigsten Stationen und Gedankenbestimmungen<br />

der <strong>Logik</strong> der Quantität.<br />

Wir haben zunächst die re<strong>in</strong>e Quantität, die sich aus der Attraktion der vielen gleichen E<strong>in</strong>s<br />

zum E<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>s der Attraktion ergeben hat. Sie ist daher zunächst durch Attraktion geprägt,<br />

und das heißt, sie ist zunächst kont<strong>in</strong>uierliche Größe.<br />

Aber sie ist die Kont<strong>in</strong>uität der Vielen E<strong>in</strong>s, die <strong>in</strong> ihre zusammengezogen s<strong>in</strong>d und daher<br />

ebenso sehr diskrete Größe.<br />

Das ist e<strong>in</strong>e wichtige <strong>Hegels</strong>che E<strong>in</strong>sicht: daß die kont<strong>in</strong>uierliche Größe selber auch diskret<br />

ist, daß wir hier also nicht zwei verschiedene, getrennte Arten von Größen haben, sondern daß<br />

zur Größe als solcher beides gehört: Kont<strong>in</strong>uität und Diskretion. In der Anm. zu § 100 sagt<br />

Hegel dazu:<br />

1) Die kont<strong>in</strong>uierliche und diskrete Größe müssen daher nicht <strong>in</strong>sofern als Arten angesehen<br />

werden, als ob die Bestimmung der e<strong>in</strong>en der andern nicht zukomme, sondern<br />

sie unterscheiden sich nur dadurch, daß dasselbe Ganze das e<strong>in</strong>emal unter der e<strong>in</strong>en,<br />

das anderemal unter der andern se<strong>in</strong>er Bestimmungen gesetzt ist.

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