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Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar

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04.06.2013<br />

Der LR ist nun Quantität. Was heißt das? Er ist „das re<strong>in</strong>e Se<strong>in</strong>, an dem die Bestimmtheit<br />

nicht mehr als e<strong>in</strong>s mit dem Se<strong>in</strong> selbst, sondern als aufgehoben oder gleichgültig gesetzt ist“<br />

(Enz § 99).<br />

Das Se<strong>in</strong>, das e<strong>in</strong>s mit se<strong>in</strong>er Bestimmtheit ist, ist Qualität: e<strong>in</strong> logisches Quale. Wenn es sich<br />

verändert, dann verändert es sich ganz und gar. Es liegt ihm nichts Festes zugrunde, das <strong>in</strong><br />

der Veränderung beharren und identisch bleiben könnte.<br />

Aus den kategorialen Strukturen der Lebenswelt kennen wir <strong>in</strong>dessen ganz andere Verhältnisse.<br />

Wir kennen zum Beispiel D<strong>in</strong>ge, die im Wandel ihrer Eigenschaften identisch bleiben.<br />

Aber so weit s<strong>in</strong>d wir hier <strong>in</strong> der <strong>Logik</strong> der Quantität noch nicht. Mit der Quantität wird nur<br />

e<strong>in</strong> allererster Schritt <strong>in</strong> diese Richtung vollzogen. Noch haben wir hier ke<strong>in</strong> festes Substrat<br />

des Wandels, ganz zu schweigen von e<strong>in</strong>em D<strong>in</strong>g oder e<strong>in</strong>er Substanz. Sondern das Se<strong>in</strong> als<br />

Quantität ändert sich sozusagen durch und durch (oder ganz und gar) und bleibt dennoch zugleich<br />

durch und durch (und ganz und gar) dasselbe, weil ihm die Änderung nichts ausmacht.<br />

Wir haben also nicht e<strong>in</strong>es, das gleichbleibt (e<strong>in</strong> Substrat, e<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g, e<strong>in</strong>e Substanz) und e<strong>in</strong><br />

anderes, das sich verändert (die Zustände, die Eigenschaften, die Akzidentien). Sondern e<strong>in</strong><br />

und dasselbe ändert sich und bleibt trotzdem gleich, weil die Änderung an ihm als gleichgültig<br />

gesetzt ist. Das also ist der Grundgedanke der Quantität.<br />

Se<strong>in</strong>slogik A (Qualität): Se<strong>in</strong> = Bestimmtheit<br />

Se<strong>in</strong>slogik B (Quantität): Se<strong>in</strong> mit gleichgültiger Bestimmtheit<br />

Se<strong>in</strong>slogik C (Ende Maß): Substrat mit wechselnden Zuständen<br />

Wesenslogik A/B: D<strong>in</strong>g mit Eigenschaften [1813: B; 1830:A]<br />

Wesenslogik C:<br />

Substanz mit Akzidentien<br />

Begriffslogik B:<br />

Objekt (im Mechanismus)<br />

Begriffslogik C:<br />

lebendiges Individuum<br />

-- -- --<br />

In der großen <strong>Logik</strong> ist der zweite Abschnitt überschrieben: „Die Größe (Quantität)“. Aber <strong>in</strong><br />

der kle<strong>in</strong>en <strong>Logik</strong> äußert Hegel Bedenken gegen den Ausdruck „Größe“ für das hier Geme<strong>in</strong>te.<br />

Ich zitiere die Anmerkung zu § 99, <strong>in</strong> der Hegel drei Punkte hervorhebt:<br />

Der Ausdruck Größe ist <strong>in</strong>sofern für Quantität nicht passend, als er vornehmlich die<br />

bestimmte Quantität bezeichnet. 2) Die Mathematik pflegt die Größe als das zu def<strong>in</strong>ieren,<br />

was vermehrt oder verm<strong>in</strong>dert werden kann; so fehlerhaft diese Def<strong>in</strong>ition ist,<br />

<strong>in</strong>dem sie das Def<strong>in</strong>itum selbst wieder enthält, so liegt doch dies dar<strong>in</strong>, daß die Größebestimmung<br />

e<strong>in</strong>e solche ist, die als veränderlich und gleichgültig gesetzt sei, so daß<br />

unbeschadet der Veränderung derselben, e<strong>in</strong>er vermehrten Extension oder Intension,<br />

die Sache, z.B. e<strong>in</strong>e Haus, Rot, nicht aufhöre, Haus, Rot zu se<strong>in</strong>. 3) Das Absolute ist<br />

re<strong>in</strong>e Quantität, – dieser Standpunkt fällt im allgeme<strong>in</strong>en damit zusammen, daß dem<br />

Absoluten die Bestimmung von Materie gegeben wird […]. – Sonst können der re<strong>in</strong>e<br />

Raum, die Zeit usf. als Beispiele der Quantität genommen werden, <strong>in</strong>sofern das Reale<br />

als gleichgültige Raum- oder Zeiterfüllung aufgefaßt werden soll.<br />

Der Reihe nach. 1) Die bestimmte oder begrenzte Quantität kann man Größe nennen. <strong>Hegels</strong><br />

offizieller Ausdruck für sie ist aber „Quantum“. Dem re<strong>in</strong>en Se<strong>in</strong> entspricht die Quantität als<br />

solche, dem bestimmten Se<strong>in</strong> oder Dase<strong>in</strong> entspricht das Quantum. Darauf werden wir <strong>in</strong> der<br />

Folge zu sprechen kommen.<br />

2) E<strong>in</strong> Haus kann durch Anbauten vermehrt oder durch e<strong>in</strong>en Teilabriß verm<strong>in</strong>dert werden<br />

und bleibt doch e<strong>in</strong> Haus. Ebenso, wenn es um die <strong>in</strong>tensive Größe geht, etwa e<strong>in</strong>e Farbe. Die<br />

Intensität von Rot kann vermehrt oder verm<strong>in</strong>dert werden; aber die betreffende Farbe bleibt

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