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Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar

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23.05.13<br />

Me<strong>in</strong>e Bemerkungen letzte Woche über das Verhältnis des Für-uns und das Für-es (für das<br />

re<strong>in</strong>e Denken) <strong>in</strong> der WdL waren offenbar mißverständlich, wie mir später gesprächsweise<br />

klar wurde. Ich versuche es daher noch e<strong>in</strong>mal, da es sich um e<strong>in</strong>en wichtigen Punkt handelt.<br />

In der PhG wird nicht das re<strong>in</strong>e Denken, sondern das Bewußtse<strong>in</strong> untersucht. Das Bewußtse<strong>in</strong><br />

ist das, was ich das Faktum der Wahrheit nenne, d.h. das Faktum, daß wir Wahrheitsansprüche<br />

erheben. (Sellars und Brandom nennen dieses Faktum das Spiel der Gründe.)<br />

Das Bewußtse<strong>in</strong> unterscheidet <strong>in</strong> sich selber e<strong>in</strong> An-sich und e<strong>in</strong> Für-es (für das Bewußtse<strong>in</strong>)<br />

und versucht, diese beiden Aspekte, se<strong>in</strong>e Proto-Ontologie und se<strong>in</strong>e Proto-Epistemologie, zur<br />

Deckung zu br<strong>in</strong>gen. In vielen Anläufen (den verschiedenen Bewußtse<strong>in</strong>sgestalten) mißl<strong>in</strong>gt<br />

ihm das immer wieder, bis es schließlich im sog. absoluten Wissen, doch erfolgreich ist, aber<br />

auf paradoxe Weise. An-sich und Für-es fallen zwar endlich zusammen, aber so nahtlos, daß<br />

nun das Bewußtse<strong>in</strong> selber aufgehoben wird. Was bleibt, ist absolutes Wissen oder re<strong>in</strong>es<br />

Denken, mit dem dann die WdL beg<strong>in</strong>nen kann.<br />

In der PhG haben wir also drei Ebenen zu unterscheiden:<br />

PhG:<br />

Für uns (die Theoretiker) = das (d.h. unser) An-sich<br />

Für es (das Bewußtse<strong>in</strong>)<br />

An sich (des Bewußtse<strong>in</strong>s) absoluten Wissen<br />

fällt zusammen im<br />

Für die WdL bleiben dann nur noch zwei Ebenen übrig:<br />

WdL:<br />

Für uns = unser An-sich (An-sich der HL)<br />

Gesetzt für das re<strong>in</strong>e Denken (Für-es und An-sich des re<strong>in</strong>en Denkens, d.h. der OL)<br />

-- -- --<br />

Noch e<strong>in</strong>e Bemerkung zu den logischen USVs. Am Anfang konnte man den E<strong>in</strong>druck gew<strong>in</strong>nen,<br />

als könne es nur e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen logischen USV geben, das re<strong>in</strong>e Se<strong>in</strong>. Mittlerweile aber<br />

sche<strong>in</strong>t es so, als müßten wir mit vielen logischen USVs rechnen: Se<strong>in</strong>/Nichts, Werden, Dase<strong>in</strong>,<br />

Etwas, Anderes usw.<br />

Aber im Grunde ist es gleichgültig, ob wir sagen, es gibt e<strong>in</strong>en oder es gibt viele logische<br />

USVs. Der e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige USV Se<strong>in</strong> enthält <strong>in</strong> nuce nämlich schon die ganze logische Entwicklung<br />

<strong>in</strong> sich und tritt nur sukzessiv <strong>in</strong> verschiedenen Gestalten auf. Dieser e<strong>in</strong>e logische USV<br />

ist der LR, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er logischen Evolution zu sich selbst kommt. Sagen wir es also so:<br />

In der WdL tritt der LR auf als e<strong>in</strong>e Abfolge von USVs, die aber alle nur Variationen<br />

desselben s<strong>in</strong>d.<br />

-- -- --<br />

Wir waren zuletzt bei der Zweiteilung des LR <strong>in</strong> zwei gleiche Hälften, das Etwas und das<br />

Andere, angekommen, die sich negativ zue<strong>in</strong>ander verhalten, sich aber nicht gegenseitig vernichten<br />

können und sich daher wechselseitig begrenzen und sich den LR teilen müssen.<br />

Bevor wir uns aber nun dem Verhältnis von Etwas und Anderem und damit der Endlichkeit<br />

zuwenden, treten wir e<strong>in</strong> Stück weit von der <strong>Hegels</strong>chen <strong>Logik</strong> zurück, um e<strong>in</strong>en Sachverhalt<br />

<strong>in</strong>s Auge zu fassen, den wir völlig unabhängig von <strong>Hegels</strong> <strong>Logik</strong> erkennen können und der<br />

ungeheuer wichtig ist – sowohl für die Philosophie überhaupt als auch für die <strong>Hegels</strong>che Philosophie<br />

im besonderen.

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