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Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar

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Dase<strong>in</strong>s vermittelt durch dieses Aufheben. Dies Aufgehobense<strong>in</strong> des Unterschieds ist<br />

die eigene Bestimmtheit des Dase<strong>in</strong>s; so ist es Insichse<strong>in</strong>; das Dase<strong>in</strong> ist Daseiendes,<br />

Etwas.<br />

Hegel fährt unmittelbar fort (im nächsten Absatz): „Das Etwas ist die erste Negation der Negation,<br />

als e<strong>in</strong>fache seiende Beziehung auf sich.“<br />

Das Etwas ist Insichse<strong>in</strong> (Daseiendes im LR des Dase<strong>in</strong>s); und es ist Negation der Negation,<br />

die erste Negation der Negation (sagt Hegel). Man sieht, auch Hegel hat wie wir die Vorgeschichte<br />

<strong>in</strong> die Geschichte here<strong>in</strong>geholt und durch dieses Here<strong>in</strong>holen die Geschichte neu <strong>in</strong>terpretiert.<br />

Denn andernfalls wäre ja schon das Dase<strong>in</strong> überhaupt die erste Negation der Negation.<br />

Wir haben also nun folgende Situation:<br />

Vorgeschichte: Se<strong>in</strong>, Werden, Dase<strong>in</strong><br />

Geschichte: Dase<strong>in</strong>, Werden 2 , Dase<strong>in</strong> 2<br />

Re<strong>in</strong>terpr. Gesch.: Dase<strong>in</strong>, Veränderung, Daseiendes (Etwas)<br />

Die Momente der Veränderung s<strong>in</strong>d nicht mehr Se<strong>in</strong> und Nichts bzw. Entstehen und Vergehen<br />

(wie im anfänglichen Werden), sondern Realität und Negation; Realität ist Dase<strong>in</strong> (denn<br />

das Dase<strong>in</strong> ist ja identisch mit se<strong>in</strong>er Bestimmtheit, Qualität, Realität), Negation ist ebenfalls<br />

Dase<strong>in</strong>, wenn auch negativ akzentuiertes. Im Werden, also nun <strong>in</strong> der Veränderung, haben<br />

wir daher e<strong>in</strong> Übergehen von e<strong>in</strong>em Dase<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Dase<strong>in</strong>, entweder von Realität zu Negation<br />

oder umgekehrt. So s<strong>in</strong>d nicht nur die <strong>in</strong>neren Momente, sondern auch die äußeren Flanken<br />

oder Seiten der Veränderung e<strong>in</strong> Dase<strong>in</strong> und e<strong>in</strong> anderes Dase<strong>in</strong>, d.h. Etwas und e<strong>in</strong> Anderes<br />

(von derselben Art wie das Etwas). Kurz, die Veränderung f<strong>in</strong>det statt zwischen Etwas<br />

und e<strong>in</strong>em Anderem.<br />

Wenn nun das re<strong>in</strong>e OL-Denken die Veränderung denkt, so muß es dessen beide Flanken oder<br />

Seiten, Dase<strong>in</strong> und e<strong>in</strong> anderes Dase<strong>in</strong>, d.h. Etwas und e<strong>in</strong> Anderes, ebenfalls denken können<br />

und auch schon tatsächlich gedacht haben. Jetzt also s<strong>in</strong>d wir berechtigt, die Teilung des LR<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Dase<strong>in</strong> und e<strong>in</strong> anderes Dase<strong>in</strong> (Etwas und e<strong>in</strong> Anderes) zu setzen, d.h. zu sagen, daß<br />

das re<strong>in</strong>e OL-Denken diese Teilung des LR selber vollzieht und mit ihr denkend vertraut ist.<br />

Wir können also noch e<strong>in</strong>e Zeile zu unserer „Geschichte“ und ihrer Re<strong>in</strong>terpretation h<strong>in</strong>zufügen:<br />

Vorgeschichte: Se<strong>in</strong> Werden Dase<strong>in</strong><br />

Geschichte: Dase<strong>in</strong> Werden 2 Dase<strong>in</strong> 2<br />

Re<strong>in</strong>terpr. Gesch.: Dase<strong>in</strong> Veränderung Daseiendes (Etwas)<br />

Re<strong>in</strong>terpretation 2 Daseiendes 1 (Etwas) Veränderung Daseiendes 2 (Anderes)<br />

Wichtig ist e<strong>in</strong> Punkt, den wir uns vormerken müssen: daß Hegel sagt, das Etwas sei die erste<br />

Negation der Negation. Was kann er damit me<strong>in</strong>en? War nicht schon das Dase<strong>in</strong> überhaupt<br />

die Negation des Werdens und das Werden die Negation des Se<strong>in</strong>s, das Dase<strong>in</strong> also die Negation<br />

der Negation des Se<strong>in</strong>s und <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>e Negation der Negation? – Aber das Wort „Negation“<br />

ist ja mehrdeutig; wir müssen also mit unseren Diagnosen vorsichtig se<strong>in</strong>. In Kürze<br />

werden wir Gelegenheit erhalten, auf diesen Punkt zurückzukommen.<br />

-- -- --<br />

Halten wir kurz <strong>in</strong>ne, um uns vor Augen zu führen, wie die voraussetzungslose OL funktioniert<br />

und was sie uns bisher gebracht hat. Sie liefert re<strong>in</strong> logische Denk<strong>in</strong>halte und zwar <strong>in</strong><br />

der Form von USVs – und dies wiederum <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Evolution des LR. Der LR selber<br />

beg<strong>in</strong>nt als unendlich kurzes Werden und wird zu Dase<strong>in</strong>, das sich verändert und sich teilt <strong>in</strong><br />

Etwas und e<strong>in</strong> Anderes. Das heißt, die gerade frisch gewonnenen Denk<strong>in</strong>halte können sofort

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