Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar
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chenontologie, darf man sich nicht darüber wundern, daß Wittgenste<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Beispiele für<br />
Gegenstände gibt. Es ist ja e<strong>in</strong>e Po<strong>in</strong>te se<strong>in</strong>er Tatsachenontologie, daß es ke<strong>in</strong>e solchen Beispiele<br />
geben kann.<br />
Die Gegenstände bilden nicht die Welt, die Totalität des Wirklichen, sondern sie def<strong>in</strong>ieren<br />
den logischen Raum, die Totalität des Möglichen.<br />
Logischer Raum: die Menge aller möglichen Sachverhalte (d.h. die Menge alles der<br />
Fall se<strong>in</strong> Könnenden und alles Denkbaren)<br />
Und die vielen möglichen Welten, von denen heute wieder viel die Rede ist, ergeben sich<br />
Wittgenste<strong>in</strong> zufolge, wenn man die logische Form <strong>in</strong> freier Komb<strong>in</strong>atorik auf die Gegenstände<br />
anwendet. Oder, da es die Gegenstände ja nicht wirklich gibt, wenn man die wirklichen<br />
Sachverhalte unter Wahrung der E<strong>in</strong>en logischen Form frei rekomb<strong>in</strong>iert, wobei dann die<br />
logische Form nur als Form der Abbildung, nicht als Form der Wirklichkeit fungiert (wie immer<br />
das möglich se<strong>in</strong> mag).<br />
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So weit Wittgenste<strong>in</strong>. Bei ihm gehören diese Überlegungen aber nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e voraussetzungslose<br />
Theorie, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e philosophische, d.h. apriorische Semantik. Se<strong>in</strong>e Fragestellung<br />
lautet: Was ist der S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Satzes? Oder: Wie und wodurch ist e<strong>in</strong> Satz s<strong>in</strong>nvoll? Und im<br />
Rahmen dieser Fragestellung kommt er zu verschiedenen Thesen, die er als Lehrsätze formuliert,<br />
etwa:<br />
- Es gibt e<strong>in</strong>fache Gegenstände (verschiedener logischer Sorten).<br />
- Es gibt etwas, was alle Sätze mite<strong>in</strong>ander geme<strong>in</strong> haben (die E<strong>in</strong>e logische Konstante,<br />
die aus möglichen Gegenständen wirkliche Sachverhalte macht).<br />
Usw. – Im Rahmen unserer (AH) werden wir zu ganz anderen Ergebnissen kommen. Nur <strong>in</strong><br />
dem e<strong>in</strong>en Punkt treffen wir uns mit Wittgenste<strong>in</strong>: daß wir e<strong>in</strong>e logische S<strong>in</strong>gularität postulieren<br />
müssen, die wir mit ihm die E<strong>in</strong>e logische Konstante nennen können (wenn wir wollen)<br />
und die das geme<strong>in</strong>same Wesen oder der geme<strong>in</strong>same Kern aller Aussagesätze se<strong>in</strong> müßte.<br />
Wir behaupten gar nicht, daß es so e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Kern wirklich gibt, sondern wir sagen<br />
nur: Wenn unsere (AH) e<strong>in</strong>e Chance haben soll, so müssen wir annehmen, daß es diesen<br />
geme<strong>in</strong>samen Kern gibt. Wir postulieren ihn also um unserer (AH) willen:<br />
Postulat aus (AH):<br />
Es gibt e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen, m<strong>in</strong>imalen Kern aller möglichen Aussage<strong>in</strong>halte,<br />
etwas, was von jedem Aussagesatz impliziert (mitausgesagt) wird.<br />
In jedem Aussagesatz wird ausgesagt, daß etwas – dies oder das – der Fall ist. Das Geme<strong>in</strong>same<br />
aller Aussagesätze wäre dann das schiere Der-Fall-Se<strong>in</strong> als solches, unangesehen dessen,<br />
was jeweils der Fall se<strong>in</strong> soll.<br />
Wie gesagt, dies ist nur e<strong>in</strong> Postulat aufgrund unserer (AH). Vielleicht gibt es so etwas wie<br />
das re<strong>in</strong>e, schiere Der-Fall-Se<strong>in</strong>, vielleicht auch nicht. <strong>Hegels</strong> PhG hatte zum Resultat, daß es<br />
diesen Kern wirklich gibt, daß wir also mit unserer (AH) <strong>in</strong>soweit noch auf der sicheren Seite<br />
s<strong>in</strong>d. Hegel hatte diesen Kern am Ende der PhG das absolute Wissen genannt. Aber wir wollen<br />
uns nicht von der PhG abhängig machen; das wäre ja e<strong>in</strong>e Voraussetzung. Wir bleiben<br />
also dabei, daß es sich hier nur um e<strong>in</strong> Postulat im Rahmen unserer (AH) handelt; wir haben<br />
diesen Kern durch willkürliche Abstraktion von allen bestimmten Aussage<strong>in</strong>halten gewonnen.<br />
Deswegen ist er auch völlig unbestimmt – wie Hegel es vom re<strong>in</strong>en Se<strong>in</strong> gesagt hatte.<br />
Wir können dieses schiere Der-Fall-Se<strong>in</strong> auch kurz das (re<strong>in</strong>e) Se<strong>in</strong> nennen. Das ist nur Nomenklatur,<br />
ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche Voraussetzung. Immerh<strong>in</strong> bilden wir auf diese Weise e<strong>in</strong>en allerersten,<br />
wenn auch noch ganz unbestimmten Begriff, eben den des (re<strong>in</strong>en) Se<strong>in</strong>s.