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Einführung in Hegels Logik - Philosophisches Seminar

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In der Wesenslogik wird nun die Negativität zum Pr<strong>in</strong>zip des Se<strong>in</strong>s: als autonome Negativität.<br />

Sie hat ke<strong>in</strong> Unmittelbares mehr neben sich, sondern erzeugt aus sich heraus den Sche<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>facher Unmittelbarkeit und im übrigen die vermittelte Unmittelbarkeit des Wesens. Das<br />

Se<strong>in</strong> (als Existenz, D<strong>in</strong>g, Ersche<strong>in</strong>ung, Substanz) ist jetzt herleitbar geworden für das re<strong>in</strong>e<br />

Denken. Für uns als Theoretiker (<strong>in</strong> HL) bildet es ke<strong>in</strong>e theoretische Investition mehr, die wir<br />

erbr<strong>in</strong>gen müssen, sondern theoretischen Re<strong>in</strong>gew<strong>in</strong>n.<br />

Undurchschaubar, opak fürs re<strong>in</strong>e Denken (<strong>in</strong> OL) und e<strong>in</strong>e Investition für uns (<strong>in</strong> HL) ist nur<br />

noch die vermittelnde Negativität. Die WdL aber ist das Versprechen, daß auch das Vermittelnde<br />

nicht opak bleiben, sondern sich vollständig <strong>in</strong> sich vermitteln und aufklären wird.<br />

Am Unmittelbaren und Opaken hört das Denken auf. Das Unmittelbare und Opake begrenzt<br />

also das Denken und macht es endlich. Die Auflösung des Unmittelbaren und die Aufklärung<br />

des Opaken, die restlose Vermittlung (des Denkens und se<strong>in</strong>es Gegenstandes mit sich selbst)<br />

würde das Denken entgrenzen, unendlich machen, befreien.<br />

Auf dem Weg zur E<strong>in</strong>lösung dieses Versprechens kommt der Wesenslogik die entscheidende<br />

Rolle zu. Denn wenn <strong>in</strong> ihr die Operation alles ist, die ihre Operanda und Resultate aus sich<br />

heraus erzeugt, dann ist die Transparenz der Operanda de facto („an sich“) schon die Transparenz<br />

der Operation, und dies müßte „nur noch“ an ihr bzw. ihnen gesetzt werden:<br />

Wesenslogik: Die Operation (= Negation) ist alles, sie erzeugt ihre Operanda und Resultate.<br />

Mit deren Transparenz ist auch die Operation transparent.<br />

Gesetzt wird die Transparenz der Operation <strong>in</strong> der sog. Wechselwirkung. Zur Wechselwirkung<br />

gestaltet sich das Wesen, <strong>in</strong>dem es sich als Substanz „refundiert“ (d.h. wieder vollständig<br />

mit Realität anreichert, die zunächst im absoluten Sche<strong>in</strong> abhanden gekommen war). So<br />

erreicht das Wesen die Höhe der Sp<strong>in</strong>ozanischen Substanzmetaphysik.<br />

Friedrich He<strong>in</strong>rich Jacobi me<strong>in</strong>te bekanntlich, daß die Metaphysik Sp<strong>in</strong>ozas das philosophische<br />

Nonplusultra sei, das nicht mehr philosophisch überboten werden könne, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Salto mortale übersprungen werden müsse, h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Glauben an e<strong>in</strong>en persönlichen,<br />

freien Gott.<br />

Hegel stimmt dieser Diagnose aber ke<strong>in</strong>esfalls zu. Er möchte selbst hier nicht spr<strong>in</strong>gen, sondern<br />

logisch geregelt voranschreiten und die Sp<strong>in</strong>ozanische Substanz h<strong>in</strong>ter sich lassen, um<br />

<strong>in</strong>s Reich der Freiheit e<strong>in</strong>zutreten.<br />

Was es Hegel erlaubt, statt e<strong>in</strong>es Sprunges auch hier, am Ende der Wesenslogik, noch e<strong>in</strong>en<br />

logisch geregelten Schritt zu vollziehen, ist der Sachverhalt, daß das re<strong>in</strong>e Denken von vornhere<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Inkonsistenz befangen war und daß diese Inkonsistenz auch noch die Substanz<br />

prägt, bei der daher (anders als Jacobi glaubte) ke<strong>in</strong> Halten ist, sowenig wie auf früheren Stufen<br />

der logischen Entwicklung.

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