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Taschenatlas Augenheilkunde (Thieme Verlag, 2004)

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8 Hornhaut<br />

100<br />

A. Keratoconjunctivitis epidemica<br />

Ätiologie/Pathogenese. Infektion mit hochinfektiösen<br />

Adenoviren Typ 8 und 19. Übertragungsweg:<br />

Hand-Auge.<br />

Epidemiologie. Keine Alters- oder Geschlechtsdisposition.<br />

Klinik. Rascher unilateraler Beginn mit Epiphora,<br />

follikulärer Konjunktivitis, Plica- und<br />

Karunkelschwellung, Chemose, Epiphora, Blepharospasmus,<br />

verklebten Augen, Lymphknotenschwellung.<br />

Innerhalb kurzer Zeit ist auch<br />

das zweite Auge betroffen. An der Hornhaut<br />

zeigt sich typischerweise folgender Verlauf:<br />

● diffuse epitheliale Keratitis,<br />

● Keratitis punctata,<br />

● Stromatrübungen,<br />

● Nummuli (A) mit Visusminderung und Photophobie.<br />

Diagnose. Klinisches Bild. Schnelltestung.<br />

Differenzialdiagnose. Herpes-simplex-Keratokonjunktivitis,<br />

Keratitis superficialis Thygeson,<br />

Chlamydieninfektion, Molluscum contagiosum.<br />

Therapie. Weitere Ausbreitung unbedingt<br />

durch Händewaschen und Desinfektion vermeiden.<br />

Tränenersatzmittel. Antibiotische Augentropfen<br />

nur bei Superinfektion.<br />

Prognose. Die Inkubationszeit beträgt 8–9 Tage.<br />

Die Patienten sind noch 14 Tage nach Beginn<br />

der Erkrankung infektiös. Die Konjunktivitis<br />

besteht für etwa zwei Wochen. Es dauert Monate<br />

bis die Erkrankung abheilt, wobei eine<br />

Persistenz der Hornhautinfiltrate über Jahre<br />

möglich ist.<br />

B. Akanthamöben-Keratitis<br />

Ätiologie/Pathogenese. Bei Akanthamöben<br />

handelt es sich um ubiquitär vorhandene Protozoen.<br />

Es existiert ein bewegungsfähiger, sich<br />

replizierender Trophozoit sowie eine ruhende<br />

Zyste. Vor allem die zystische Form ist sehr resistent<br />

und kann in Schwimmbädern, heißem<br />

Wasser aber auch in Eis überleben.<br />

Epidemiologie. Häufig betroffen sind Träger<br />

weicher Kontaktlinsen oder Patienten nach<br />

Hornhauttrauma.<br />

Klinik. Blendungsempfindlichkeit, Visusreduktion,<br />

starke Schmerzen. Rezidivierende, fluoreszeinpositive<br />

Epitheldefekte, multilokuläre<br />

Stromainfiltrate (Ringinfiltrate). Die Infiltrate<br />

liegen dendriticaartig, jedoch subepithelial.<br />

Diffuse anteriore Skleritis oder Uveitis.<br />

Diagnose. Abstrich. Abkratzpräparat. Anzüchtung<br />

auf mit E. coli angereichertem Agar. Doppelwandige<br />

polygonale Zysten in der HE- oder<br />

PAS-Färbung. Kontaktlinsen mituntersuchen.<br />

Differenzialdiagnose. Die Erkrankung ist leicht<br />

mit einer Herpes-simplex-Keratitis oder mit<br />

einer Pilzkeratitis zu verwechseln.<br />

Therapie. Intensive lokale Antibiotika oder Biguanide.<br />

Prognose. Protrahierter Verlauf mit Remissionen<br />

und Rezidiven.<br />

C. Pilzkeratitis<br />

Ätiologie/Pathogenese. Eine Pilzkeratitis tritt<br />

nach okulären Traumen durch das Einbringen<br />

von pflanzlichen Materialien in das Auge auf.<br />

Es handelt sich meist um Aspergillus fusarium<br />

und Cephalosporium-Arten. Pilzinfektionen bei<br />

geschwächten oder immunsupprimierten Patienten<br />

werden dagegen eher durch Candida<br />

und andere Hefen ausgelöst.<br />

Epidemiologie. Es handelt sich um seltene Erkrankungen.<br />

Klinik. Das klinische Erscheinungsbild ähnelt<br />

der bakteriellen Keratitis. Es zeigt sich ein grauweißes<br />

Infiltrat mit feinen Ausläufern im Stroma<br />

(Satellitenläsionen, Ca, b). Häufig findet<br />

sich ein Hypopyon. Unter der Gabe von Steroiden<br />

verschlechtert sich das Krankheitsbild.<br />

Diagnose. Wegweisend ist die Anamnese. Bei<br />

Nichtansprechen einer antibiotischen Therapie<br />

sollte an eine Pilzkeratitis gedacht werden. Die<br />

Hornhautsensibilität ist herabgesetzt. Histologische<br />

Untersuchungen können an einem Abkratzpräparat<br />

vom Ulkusrand erfolgen.<br />

Differenzialdiagnose. Bakterielle Keratitis.<br />

Therapie. Lokale Gabe von Natamycin AS.<br />

Eventuell auf alternative Präparate ausweichen.<br />

Bei Vorderkammerreiz Mydriatika. Gelegentlich<br />

ist eine systemische Therapie mit<br />

Ketoconazol indiziert.<br />

Prognose. Meist langsamer Heilungsverlauf. In<br />

manchen Fällen muss eine perforierende Keratoplastik<br />

durchgeführt werden.<br />

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden!<br />

Aus T. Schlote u.a.: <strong>Taschenatlas</strong> <strong>Augenheilkunde</strong> (ISBN 3-13-131481-8) © <strong>2004</strong> Georg <strong>Thieme</strong> <strong>Verlag</strong>, Stuttgart

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