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Taschenatlas Augenheilkunde (Thieme Verlag, 2004)

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13 Netzhaut und Glaskörper<br />

186<br />

A. Diabetische Retinopathie (Fortsetzung)<br />

Pars-plana-Vitrektomie: Indikationen für eine<br />

Vitrektomie (Glaskörperentfernung) mit Instrumentenzugang<br />

über die Pars plana des Ziliarkörpers<br />

sind:<br />

● Makula bedrohende oder progrediente traktive<br />

Ablatio retinae,<br />

● Glaskörperblutung ohne Resorption,<br />

● rezidivierende Glaskörperblutung,<br />

● therapierefraktäres Neovaskularisationsglaukom,<br />

● chronisches Makulaödem ohne positiven Therapieeffekt<br />

nach fokaler Laserkoagulation.<br />

Prognose. Folgende Risikofaktoren korrelieren<br />

positiv mit dem Beginn und der Progression der<br />

diabetischen Retinopathie:<br />

Dauer des Diabetes: Das Risiko der Entstehung<br />

und die Progression der diabetischen Retinopathie<br />

steigen mit zunehmender Dauer des<br />

Diabetes. Bei Typ-1-Diabetikern beträgt die<br />

Häufigkeit der diabetischen Retinopathie (NPDR<br />

und PDR) bei einer Erkrankungsdauer von bis<br />

zu 5 Jahren nach Diagnose 13 %. Der Anteil von<br />

Patienten mit einer diabetischen Retinopathie<br />

steigt auf 90 % bei einer Dauer der Erkrankung<br />

von 10 bis 15 Jahren. Während bei Typ-2-Diabetikern<br />

mit einer Erkrankungsdauer von 5 Jahren<br />

das Risiko einer PDR bei 2 % liegt, steigt<br />

dieser Anteil bei einer Diabetesdauer von 25<br />

Jahren und mehr auf 25 %.<br />

Blutzucker: Zahlreiche Studien haben den negativen<br />

Effekt eines ungenügend eingestellten<br />

Blutzuckers auf das Fortschreiten der diabetischen<br />

Retinopathie belegt. Bei Typ-1-Diabetikern<br />

ohne sichtbare Netzhautveränderungen<br />

verringert die strenge Blutzuckerkontrolle<br />

durch Insulintherapie das Entstehungsrisiko<br />

der Retinopathie um bis zu 75 % im Vergleich<br />

zu konventionell behandelten Patienten. Bei<br />

50 % der behandelten Typ-1-Diabetiker mit bestehender<br />

Retinopathie konnte diese Therapie<br />

eine Progression der Retinopathie im Vergleich<br />

zur Kontrollgruppe verhindern. Dabei soll berücksichtigt<br />

werden, dass die strenge Einstellung<br />

des Blutzuckers in den ersten 6 bis 12<br />

Monaten als Nebenwirkung zu einer Progression<br />

der bestehenden Retinopathie führen<br />

kann. Bei Typ-2-Diabetikern wird durch die<br />

strenge Blutzuckereinstellung das Entstehen<br />

und die Progression der diabetischen Retinopathie<br />

im Vergleich zu Kontrollpatienten (konservative<br />

Behandlungsgruppe) reduziert. Als<br />

Folge wird der Bedarf der Lasertherapie deutlich<br />

verringert.<br />

Andere Risikofaktoren: Arterielle Hypertonie,<br />

Hyperlipidämie, Nephropathie.<br />

Differenzialdiagnose.<br />

Okuläres Ischämiesyndrom: Kann einseitig auftreten.<br />

Die Netzhautarterien sind verengt, es<br />

zeigen sich ischämische Netzhautblutungen typischerweise<br />

in der mittleren Netzhautperipherie.<br />

Rubeosis iridis und Vorderkammerreiz<br />

als Erstbefund nicht selten. Verlängerte Arm-<br />

Netzhaut-Füllungszeit in der Fluoreszenzangiographie.<br />

Die Carotis-Doppler-Sonographie<br />

ist eine entscheidende Untersuchung.<br />

Venolenastverschluss: Sektorielle Verteilung<br />

der Blutungen und Netzhautverdickung. Im betroffenen<br />

Netzhautbereich zeigt sich eine dilatierte<br />

Netzhautvene.<br />

Fundus hypertonicus: Oberflächliche und streifenförmige<br />

Netzhautblutungen betont am hinteren<br />

Pol. Abhängig von der Ausprägung der<br />

Hypertonie können sich weiche Exsudate und<br />

Papillenschwellung zeigen.<br />

Strahlenretinopathie: Ischämische Netzhautblutungen<br />

in der mittleren Peripherie. Die Anamnese<br />

einer vorangegangenen Strahlenbehandlung<br />

(meist uveales Melanom) ist für die<br />

Diagnose entscheidend.<br />

Schwangerschaft und diabetische Retinopathie.<br />

Eine Schwangerschaft gilt als Risikofaktor<br />

für das Auftreten oder Fortschreiten einer diabetischen<br />

Retinopathie. Sollte eine NPDR (mild<br />

bis mäßig) zu Beginn der Schwangerschaft vorhanden<br />

sein, wird pro Trimester eine opthalmoskopische<br />

Kontrolle empfohlen. Wird eine<br />

Progression oder eine schwere Form der NPDR/<br />

PDR festgestellt, sind eine panretinale Laserkoagulation<br />

und monatliche Kontrollen zu empfehlen.<br />

Katarakt und diabetische Retinopathie. Nach<br />

Kataraktextraktion kann eine diabetische Retinopathie<br />

zunehmen. Vor Kataraktextraktion<br />

sollte deshalb eine ausreichende Behandlung<br />

der Retinopathie entsprechend oben genannter<br />

Kriterien erfolgt sein.<br />

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden!<br />

Aus T. Schlote u.a.: <strong>Taschenatlas</strong> <strong>Augenheilkunde</strong> (ISBN 3-13-131481-8) © <strong>2004</strong> Georg <strong>Thieme</strong> <strong>Verlag</strong>, Stuttgart

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