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Taschenatlas Augenheilkunde (Thieme Verlag, 2004)

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6 Strabismus<br />

58<br />

A. Sekundäres Auswärtsschielen<br />

Das Auswärtsschielen tritt nach länger andauernder<br />

Sehbehinderung eines Auges auf. Der<br />

Schielwinkel nimmt langsam über Jahre zu.<br />

Durch eine Augenmuskeloperation kann die<br />

Augenstellung gebessert werden.<br />

B. Assoziierte Schielformen<br />

Diese Schielformen können in Begleitung einer<br />

horizontalen Augenfehlstellung, meist beim<br />

frühkindlichen Einwärtsschielen vorkommen.<br />

Bei der A- oder V-Inkomitanz (Ba) beschreiben<br />

die Spurlinien beider Augen beim Auf- und Abblick<br />

ein A oder ein V, d. h. der horizontale<br />

Schielwinkel ändert sich bei Auf- und Abblick.<br />

Eine Störung des Gleichgewichtes der Zugkräfte<br />

der schrägen Augenmuskeln (z. B. Unterfunktion<br />

des M. obliquus inferior bei der A-Inkomitanz)<br />

verursacht diese Inkomitanz. Beim<br />

dissoziierten Höhenschielen (Bb, c) weicht das<br />

Auge, das nicht fixiert, nach oben ab. Wechselt<br />

die Fixation, dann wechselt auch das Höhenschielen<br />

auf das andere Auge.<br />

Als Strabismus sursoadductorius (Bd) wird ein<br />

Höherstand des adduzierenden Auges bei Seitblick<br />

bezeichnet. Diese Schielform ist häufig<br />

mit einer V-Inkomitanz assoziiert und es besteht<br />

meist eine Überfunktion des M. obliquus<br />

inferior. Ein einseitiger Strabismus sursoadductorius<br />

kann auch Zeichen einer Trochlearisparese<br />

sein.<br />

C. Latentes Schielen<br />

Beim Unterbrechen der Fusion, z. B. beim wechselseitigen<br />

Abdecktest, kann bei ca. 80 % der<br />

Bevölkerung eine Einstellbewegung des aufgedeckten<br />

Auges beobachtet werden. Es zeigt sich<br />

eine horizontale oder seltener eine vertikale<br />

Abweichung, die als Heterophorie, z. B. Esophorie<br />

beim latenten Einwärtsschielen beschrieben<br />

wird. Besteht wieder beidäugiges<br />

Sehen, wird die Phorie durch die Fusion ausgeglichen.<br />

Einen Krankheitswert bekommt eine<br />

Heterophorie erst, wenn bei Fusionsanstrengung<br />

asthenopische Beschwerden auftreten<br />

oder die Abweichung nicht mehr fusioniert<br />

werden kann. Besonders bei körperlicher oder<br />

seelischer Belastung und unter Medikamenten-<br />

oder Alkoholeinfluss kann eine Heterophorie<br />

dekompensieren. Die Therapie umfasst<br />

als erstes das Korrigieren einer Refraktionsanomalie.<br />

Bestehen die Symptome weiter, kann<br />

durch Prismenverordnung die Heterophorie<br />

gebessert werden. Schielwinkel über 6° werden<br />

durch eine Augenmuskeloperation korrigiert.<br />

D. Lähmungsschielen<br />

Das Lähmungsschielen ist eine Augenmuskelfunktionsstörung<br />

im Sinne einer Parese oder<br />

einer Paralyse (vollständige Lähmung). Die<br />

Ursache ist entweder in der Orbita, im Sinus<br />

cavernosus, in der hinteren Schädelgrube oder<br />

im supratentoriellen Bereich lokalisiert. Sind<br />

mehrere Hirnnerven betroffen, handelt es sich<br />

meist um eine Läsion im Sinus cavernosus oder<br />

in der Fissura orbitalis superior. Beim Lähmungsschielen<br />

ist der Schielwinkel und der Abstand<br />

der Doppelbilder blickrichtungsabhängig<br />

(Inkomitanz) mit dem größten Schielwinkel<br />

beim Blick in die Zugrichtung des betroffenen<br />

Augenmuskels. Bei Fixation mit dem gesunden<br />

Auge ist der Schielwinkel kleiner (primärer<br />

Schielwinkel) als bei Fixation mit dem betroffenen<br />

Auge (sekundärer Schielwinkel). Neben<br />

der Augenfehlstellung und der Motilitätsstörung<br />

wird häufig eine Kopfzwangshaltung zur<br />

Minimierung der Doppelbilder eingenommen.<br />

Der Kopf wird in Richtung der Hauptfunktion<br />

des paretischen Muskels gedreht. Das paretische<br />

Schielen ist bei Erwachsenen häufiger<br />

als bei Kindern. Als wichtigste Ursache sind<br />

Durchblutungsstörung, Schädelhirntrauma, Kompression<br />

durch Raumforderung und Entzündung<br />

nennen. Differenzialdiagnostisch kommen<br />

angeborene Augenbewegungsstörungen<br />

und Muskelerkrankungen in Betracht. Da sich<br />

Paresen wieder zurückbilden können, ist zunächst<br />

eine konservative Therapie angezeigt.<br />

Störende Doppelbilder werden durch Abdecken<br />

mit Mattfolie oder durch Prismen beseitigt.<br />

Eine Operation wird bei konstantem Befund<br />

(meist nach 1 Jahr) durchgeführt. Ziel der Operation<br />

ist ein möglichst großes Blickfeld mit<br />

binokularem Einfachsehen ohne Kopfzwangshaltung.<br />

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden!<br />

Aus T. Schlote u.a.: <strong>Taschenatlas</strong> <strong>Augenheilkunde</strong> (ISBN 3-13-131481-8) © <strong>2004</strong> Georg <strong>Thieme</strong> <strong>Verlag</strong>, Stuttgart

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