06.11.2014 Aufrufe

Taschenatlas Augenheilkunde (Thieme Verlag, 2004)

Taschenatlas Augenheilkunde (Thieme Verlag, 2004)

Taschenatlas Augenheilkunde (Thieme Verlag, 2004)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

16 Medikamentöse Nebenwirkungen<br />

230<br />

A. Veränderungen der Netzhaut<br />

Die als Antiglaukomatosa heute kaum noch<br />

verwandten Adrenergika Adrenalin und sein<br />

Prodrug Dipivefrin sind wegen der Auslösung<br />

eines Makulaödems bei aphaken Patienten<br />

kontraindiziert. Für die ebenfalls in der Glaukomtherapie<br />

lokal eingesetzten Prostaglandinanaloga<br />

besteht kein gesicherter Zusammenhang<br />

zwischen Medikament und Auslösung<br />

eines Makulaödems. Bei aphaken/pseudophaken<br />

Patienten empfiehlt sich jedoch die engmaschige<br />

Kontrolle. Die Miotika Pilocarpin und<br />

Carbachol können sehr selten eine rhegmatogene<br />

Netzhautablösung auslösen, v. a. bei<br />

vorbestehenden retinalen Veränderungen. Bei<br />

Patienten mit Risikofaktoren für eine Netzhautablösung<br />

sind Miotika deshalb nur sehr zurückhaltend<br />

anzuwenden.<br />

Die Langzeitanwendung von Chloroquin und<br />

Hydroxychloroquin in der Behandlung von<br />

Kollagenosen und rheumatischen Erkankungen<br />

kann zu irreversiblen retinalen Schädigungen<br />

führen. Bei adäquater Dosierung (Chloroquin<br />

250 mg/die oder weniger als 3,5–4,0 mg/kg/die;<br />

Hydroxychloroquin 400 mg/die oder weniger<br />

als 6,0–6,5 mg/kg/die) ist diese Nebenwirkung<br />

selten (häufiger durch Chloroquin). Im Frühstadium<br />

finden sich feine Pigmentveränderungen<br />

der Makula, die noch nicht mit Veränderungen<br />

der Sehschärfe oder des Gesichtsfeldes<br />

einhergehen. Im Spätstadium kommt es dann<br />

zu ausgeprägten Pigmentveränderungen im<br />

Makulabereich (Schießscheibenmakulopathie),<br />

Reduktion der Sehschärfe und Gesichtsfeldausfällen.<br />

Der Befund ist dann auch nach Therapiebeendigung<br />

nicht reversibel und kann sich<br />

weiter verschlechtern. Die Therapie besteht im<br />

Absetzen des Medikaments in Rücksprache mit<br />

den behandelnden Internisten. Prinzipiell sollte<br />

ein Screening der Patienten (Visus, Farbensehen,<br />

Makulabefund) unter dieser Therapie<br />

erfolgen (Basisuntersuchungen, Kontrolle alle 6<br />

Monate).<br />

Das zur Therapie des Mammakarzinoms eingesetzte<br />

Antiöstrogen Tamoxifen kann selten (in<br />

bis zu 6 %) zu gelb-weißen, teils reflektierenden,<br />

intraretinalen Ablagerungen unter Bevorzugung<br />

der Makula führen, die mit einem<br />

Makulaödem einhergehen können ( Aa). Entsprechend<br />

kann eine Reduktion der Sehschärfe<br />

eintreten. In Rücksprache mit den behandelnden<br />

Onkologen sollte in diesen Fällen eine<br />

Dosisreduktion oder Therapiebeendigung angestrebt<br />

werden.<br />

Makulaveränderungen sind noch für eine Reihe<br />

weiterer Medikamente bekannt wie Chinin,<br />

Hydrochlorothiazit, Indomethazin oder Mitomycin<br />

C (Hypotoniemakulopathie nach fistulierender<br />

Glaukomchirurgie). Insbesondere<br />

Patienten mit feuchter altersbedingter Makuladegeneration<br />

haben ein erhöhtes Risiko für<br />

die Entwicklung massiver intraokularer Blutungen<br />

unter Antikoagulanzientherapie. Für<br />

Thrombozytenaggregationshemmer ließ sich<br />

ein solches erhöhtes Risiko nicht belegen.<br />

Der Einsatz von α-Interferon v. a. zur Therapie<br />

der chronischen Hepatitis B und C kann mit<br />

der Ausbildung retinaler Gefäßveränderungen<br />

(Cotton-Wool-Herde, Punktblutungen, Zentralvenen-,<br />

Venenast- und Arterienastverschlüsse)<br />

einhergehen (Ab). Häufigkeit und Pathogenese<br />

sind unklar.<br />

Die Phenothiazine Thioridazin und Fluphenazin<br />

können Veränderungen des retinalen Pigmentepithels<br />

verursachen, die zu einer Sehschärfereduktion<br />

und Störungen des Farbsinn<br />

und der Dunkeladaptation führen. Meist komplette<br />

Rückbildung der Symptome nach Therapiebeendigung.<br />

Ein halbjährliches Screening<br />

wird unter Therapie empfohlen.<br />

Das Antiepileptikum Vigabatrin wird bei<br />

schweren Formen der kindlichen Epilepsie<br />

eingesetzt. Es kommt häufig zu irreversiblen,<br />

konzentrischen Gesichtsfeldausfällen (Ac). Okuläre<br />

Nebenwirkungen und Nutzen der Behandlung<br />

sind im Einzelfall gegeneinander abzuwägen.<br />

B. Veränderungen der Uvea<br />

Eine Reihe von Medikamenten werden als mögliche<br />

Auslöser einer Uveitis diskutiert. Hierzu<br />

gehören die lokal eingesetzten Antiglaukomatosa<br />

Metipranolol (Betarezeptorenblocker),<br />

Prostaglandinanaloga und (im Rahmen der<br />

Glaukomchirurgie) die Zytostatika Mitomycin C<br />

und 5-Fluorouracil. Zu den systemisch applizierten<br />

Medikamenten gehören Biphosphonate,<br />

Chinin, Rifabutin, Sulfonamide und Impfstoffe.<br />

Für die Mehrzahl der genannten<br />

Wirkstoffe besteht kein gesicherter Zusammenhang<br />

zwischen Medikamentengabe und<br />

Uveitis.<br />

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden!<br />

Aus T. Schlote u.a.: <strong>Taschenatlas</strong> <strong>Augenheilkunde</strong> (ISBN 3-13-131481-8) © <strong>2004</strong> Georg <strong>Thieme</strong> <strong>Verlag</strong>, Stuttgart

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!