Taschenatlas Augenheilkunde (Thieme Verlag, 2004)
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16 Medikamentöse Nebenwirkungen<br />
222<br />
A. Kausalitätsnachweis<br />
Die medizinische Literatur berichtet ständig<br />
und in wachsendem Maße über unerwünschte<br />
Arzneiwirkungen am Auge. Richtig ist sicher,<br />
dass unerwünschte Arzneiwirkungen auch am<br />
Auge häufig sind, wenngleich eine Vielzahl von<br />
ihnen bislang nicht ausreichend erforscht ist.<br />
Für viele berichtete Nebenwirkungen fehlt ein<br />
eindeutiger Kausalitätsnachweis, da sie sehr<br />
selten sind und damit erst nach der Zulassung<br />
eines Medikaments im Rahmen der langfristigen<br />
klinischen Anwendung vereinzelt sichtbar<br />
werden. Die Kenntnis gesicherter unerwünschter<br />
Nebenwirkungen von Medikamenten gehört<br />
aber ohne Frage zu den grundlegenden<br />
Pflichten des klinisch tätigen Arztes.<br />
B. Veränderungen der Bindehaut und Lider<br />
Bindehaut und Lider können zahlreiche, medikamentös<br />
bedingte Veränderungen aufweisen:<br />
● Bindehautblutungen, z. B. durch Antikoagulanzien,<br />
Thrombozytenaggregationshemmer,<br />
Kortikosteroide;<br />
● konjunktivale Hyperämie, z. B. durch lokal<br />
eingesetzte Parasympatholytika (Atropin), Parasympathomimetika<br />
(Pilocarpin), Betarezeptorenblocker,<br />
Prostaglandinanaloga, Cromoglicinsäure;<br />
● toxisch-irritative Konjunktivitis, z. B. durch<br />
lokal und systemisch eingesetzte Antibiotika<br />
und konservierungsmittelhaltige Augentropfen;<br />
● Conjunctivitis sicca, z. B. Verschlechterung<br />
oder Auslösung durch systemisch und lokal<br />
eingesetzte Betarezeptorenblocker, konservierungsmittelhaltige<br />
Augentropfen (Benzalkoniumchlorid);<br />
● pseudomembranöse Konjunktivitis (Ba) bei<br />
Stevens-Johnson-Syndrom/Lyell-Syndrom,<br />
z. B. durch Salicylate, Antibiotika;<br />
● medikamentös induziertes okuläres Pemphigoid<br />
(s. u.);<br />
● Pigmentierungen und Ablagerungen, z. B.<br />
durch Amiodaron, Gentamycin, Chloroquin<br />
und Derivate;<br />
● Nekrosen der Bindehaut, z. B. durch Antikoagulanzien;<br />
● allergische Blepharokonjunktivitis (Bb), auslösbar<br />
durch zahlreiche lokale und systemisch<br />
verabreichte Medikamente, insbesondere<br />
lokale Mydriatika, Miotika und systemische<br />
Antibiotika (v. a. Sulfonamide);<br />
● Anästhesie der Bindehaut, durch lokal eingesetzte<br />
Betarezeptorenblocker und nichtsteroidale<br />
Antiphlogistika;<br />
● Lidödem, Liddermatitis, z. B. durch Goldpräparate,<br />
synthetische Retinoide;<br />
● Photosensitivitätsreaktionen, z. B. durch synthetische<br />
Retinoide und nichtsteroidale Antiphlogistika;<br />
● Depigmentierung der Lider, sehr selten, z. B.<br />
durch Zytostatika (Methotrexat);<br />
● vermehrte Pigmentierung der Lider, z. B. durch<br />
lokal eingesetzte Prostaglandinderivate in der<br />
Glaukomtherapie;<br />
● Wimpernverlust (Madarosis), z. B. durch Zytostatika,<br />
Amiodaron, Chloroquin und Derivate,<br />
Acetazolamid, Lithium, Allopurinol, Betarezeptorenblocker<br />
(lokal);<br />
● Wimpernwachstum (Bc), durch Prostaglandinanaloga<br />
in der Glaukomtherapie.<br />
C. Effekte einer Langzeittherapie mit Antiglaukomatosa<br />
auf Bindehaut und Lider<br />
Die lokal angewandten Glaukomtherapeutika<br />
führen wegen ihrer Langzeitanwendung besonders<br />
häufig zu unerwünschten Effekten, die nicht<br />
nur durch die Wirkstoffe, sondern oft auch<br />
durch Konservierungsmittel (meist Benzalkoniumchlorid)<br />
hervorgerufen werden (Tab. 1, C).<br />
Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden!<br />
Aus T. Schlote u.a.: <strong>Taschenatlas</strong> <strong>Augenheilkunde</strong> (ISBN 3-13-131481-8) © <strong>2004</strong> Georg <strong>Thieme</strong> <strong>Verlag</strong>, Stuttgart