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Taschenatlas Augenheilkunde (Thieme Verlag, 2004)

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11 Linse<br />

144<br />

A. Katarakt (Fortsetzung)<br />

Therapie. Fänger freier Radikale (z. B. Vitamin C)<br />

sollen die Kataraktentwicklung verlangsamen<br />

können. Die diesbezügliche Datenlage ist aber<br />

noch sehr spärlich. Medikamente, die vorhandene<br />

Linsentrübungen rückbilden, gibt es nicht.<br />

Ausnahmsweise wird (bei Kindern) eine dauerhafte<br />

medikamentöse Mydriasis vorgenommen,<br />

wenn die parazentralen Linsenanteile<br />

klar sind. Die Behandlung der Katarakt ist aber<br />

fast immer eine operative.<br />

Die Kataraktextraktion wird dann vorgenommen,<br />

wenn die Sehschärfe so weit abgefallen<br />

ist, dass eine Beeinträchtigung im täglichen<br />

Leben besteht. Mitunter muss eine Linse entfernt<br />

werden, um den Augenhintergrund besser<br />

untersuchen und ggf. behandeln zu können<br />

(z. B. bei diabetischer Retinopathie). Die Kataraktextraktion<br />

ist im Regelfall ein elektiver,<br />

mittelfristig planbarer Eingriff. Linsenbedingte<br />

Komplikationen wie z. B. ein lentogenes Glaukom<br />

oder eine Entzündung durch Linsenzersetzung<br />

(Phakolyse) können allerdings ein zügiges<br />

Handeln erfordern. Die angeborenen und<br />

frühkindlich erworbenen, deutlich funktionsmindernden<br />

Katarakte bedürfen ebenfalls einer<br />

zügigen Extraktion, da sonst eine Unterentwicklung<br />

von Netzhaut und Sehrinde (Amblyopia<br />

ex anopsia) droht.<br />

Die heutzutage gängigste Operationsmethode<br />

ist die extrakapsuläre, d. h. unter Erhaltung des<br />

Kapselsackes vorgenommene Kataraktextraktion<br />

mit Ultraschallzerkleinerung des Linsenkernes<br />

(Phakoemulsifikation) und Implantation<br />

einer intraokularen Linse (IOL). Der prinzipielle<br />

Ablauf dieses Eingriffs ist in Tab. 1 geschildert<br />

und auf der vorherigen Seite illustriert<br />

(s. S. 143, Ad 1–4). Bei sehr hartem Linsenkern<br />

wird dieser nach einem größeren Schnitt und<br />

einer größeren Kapseleröffnung durch leichten<br />

Druck aus dem Auge herausgeleitet (Kernexpression).<br />

Nur in Ausnahmefällen, meist bei insuffizientem<br />

Zonulaapparat, wird die Linse im<br />

Kapselsack entfernt (intrakapsuläre Kataraktextraktion).<br />

Da eine Kunstlinsenimplantation<br />

in oder auf den Kapselsack dann nicht mehr<br />

möglich ist, muss die Linsenlosigkeit (Aphakie)<br />

durch eine Vorderkammerlinse, eine an der Iris<br />

fixierte Linse oder eine an der Sklera angenähte<br />

Hinterkammerlinse ausgeglichen werden.<br />

Kongenitale und infantile Katarakte können<br />

einfach abgesaugt werden, da die Linse zu Beginn<br />

des Lebens sehr weich ist. Der Zugang erfolgt<br />

von vorn oder über die Pars plana. Üblicherweise<br />

wird wegen der bei Kindern großen<br />

Nachstar- und damit Amblyopiegefahr eine<br />

vordere Vitrektomie und eine Ausschneidung<br />

der hinteren Linsenkapsel (primäre Kapsulotomie)<br />

vorgenommen. Kunstlinsen werden bei<br />

Kindern zurückhaltend und meist erst ab dem<br />

3. oder 4. Lebensjahr eingepflanzt, wenn der<br />

Augapfel annähernd die endgültige Länge erreicht<br />

hat und die Refraktion damit stabiler ist.<br />

Der Aphakieausgleich erfolgt vorher meist mit<br />

Kontaktlinsen.<br />

Künstliche Intraokularlinsen werden heutzutage<br />

aus starrem Plexiglas (Polymethylmethacrylat,<br />

PMMA) oder weichen Materialen wie<br />

Acrylaten oder Silikon, die eine Faltung der<br />

Linse und damit eine Implantation über einen<br />

kleineren Schnitt erlauben, in den unterschiedlichsten<br />

Designs hergestellt. Sie bestehen<br />

alle im Prinzip aus einer zentralen Optik<br />

und meist 2 Bügeln (Haptiken), welche für die<br />

Zentrierung der Linse im Kapselsack sorgen.<br />

Der Verlust der Linse geht mit einem Verlust<br />

der Naheinstellungsfähigkeit (Akkommodation)<br />

einher. Operierte Patienten brauchen deshalb<br />

normalerweise mindestens eine Fernoder<br />

eine Nahbrille. Sog. „akkommodative“<br />

Kunstlinsen gewährleisten bisher wenn überhaupt<br />

nur eine sehr geringe Naheinstellungsfähigkeit.<br />

Eine „Pseudoakkommodation“ ist<br />

durch multifokale Kunstlinsen erzielbar. Diese<br />

nur ausnahmsweise implantierten Linsen<br />

haben den Nachteil einer etwas geringeren<br />

Sehschärfe und eines verminderten Kontrastsehens.<br />

In geübten Händen liegt die technische Erfolgsrate<br />

der Kataraktextraktion bei normalen<br />

anatomischen Verhältnissen bei 95–99 %, und<br />

die große Mehrzahl der operierten Patienten<br />

erfährt einen deutlichen Funktionsgewinn.<br />

Allerdings liegen bei den meist älteren Patienten<br />

nicht selten Begleitveränderungen wie<br />

Makuladegeneration, diabetische Retinopathie<br />

oder glaukomatöse Optikusatrophie vor, welche<br />

den Anstieg der Sehschärfe limitieren können.<br />

Trotz sehr ausgereifter Operationstechniken<br />

gibt es Komplikationen während der Operation<br />

wie auch im kurz- bis langfristigen postoperativen<br />

Verlauf (Tab. 2).<br />

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden!<br />

Aus T. Schlote u.a.: <strong>Taschenatlas</strong> <strong>Augenheilkunde</strong> (ISBN 3-13-131481-8) © <strong>2004</strong> Georg <strong>Thieme</strong> <strong>Verlag</strong>, Stuttgart

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