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Taschenatlas Augenheilkunde (Thieme Verlag, 2004)

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6 Strabismus<br />

A. Prüfung der Netzhautkorrespondenz<br />

Für die Untersuchung des Binokularsehens ist<br />

die Prüfung auf normale oder anormale Netzhautkorrespondenz<br />

(NRK oder ARK) wichtig<br />

(Aa). Am häufigsten wird der Bagolini-Streifengläsertest<br />

(Lichtschweiftest) eingesetzt.<br />

Durch eingeritzte feine, parallele Streifen im<br />

Glas wird aufgrund der Lichtstreuung bei Betrachten<br />

eines Fixierlichtes ein Lichtstrich<br />

wahrgenommen, der senkrecht zu den Ritzen<br />

des Glases steht. Bei 90° versetzt angeordneten<br />

Ritzen in beiden Gläsern (z. B. rechts 135° und<br />

links 45°) nimmt der Patient im Normalfall ein<br />

Lichtkreuz wahr mit dem Fixierlicht an der<br />

Kreuzungsstelle. Die Fusion wird bei diesem<br />

Test nur geringfügig beeinträchtig, da durch die<br />

Gläser die Umgebung weiterhin gesehen wird.<br />

Der Patient soll schildern, wie er die Lichtstriche<br />

und die Lichtquelle wahrnimmt (Ab). Mit<br />

dem Lichtschweiftest nach Bagolini wird Simultansehen<br />

abgefragt und bei guter Mitarbeit<br />

kann die Netzhautkorrespondenz geprüft werden.<br />

Ein weiterer Test zur Korrespondenzprüfung<br />

ist das Hering-Nachbild, welches bei zentraler<br />

Fixation angewendet werden kann. Mit<br />

einem Blitzgerät wird in jedes Auge ein unterschiedliches<br />

Bild (z. B. ein Quer- und ein Längsbalken)<br />

auf die Fixierstelle eingeblitzt. Der Patient<br />

schildert dann die Anordnung der beiden<br />

Nachbilder zueinander, die jeweils die Richtung<br />

der Fovea jedes Auges wiedergeben. Wird<br />

die Lage der Nachbilder an derselben Stelle angegeben<br />

(z. B. mittig angeordnetes Kreuz), dann<br />

haben beide Foveae dieselbe Raumempfindung,<br />

unabhängig von der Augenstellung. Es<br />

besteht somit normale Netzhautkorrespondenz<br />

(NRK). Liegen die Nachbilder an unterschiedlichen<br />

Stellen, dann besteht anomale<br />

Netzhautkorrespondenz (ARK).<br />

Test benötigt keine Brille und ist daher schon<br />

bei Kleinkindern als Screening-Test zum Ausschluss<br />

eines Schielens anwendbar.<br />

C. Schielwinkelmessung<br />

Mit dem Dunkelrotglas-Test kann bei entsprechender<br />

Mitarbeit der subjektive Schielwinkel<br />

gemessen werden. Durch Vorhalten<br />

eines Dunkelrotglases vor ein Auge wird die<br />

Fusion (Verschmelzen beider Seheindrücke zu<br />

einem Bild) aufgehoben. Mit beiden Augen<br />

werden somit unterschiedliche Bilder wahrgenommen,<br />

deren Lage zueinander dann abgefragt<br />

wird. Verlässliche Aussagen werden nur<br />

bei normaler Netzhautkorrespondenz (NRK)<br />

und zentraler Fixation erhalten. Der Patient<br />

fixiert eine Lichtquelle, die sich in der Mitte<br />

einer Tangententafel oder an der Tangentenwand<br />

nach Harms befindet. Bei Abdecken eines<br />

Auges mit dem Dunkelrotglas nimmt der<br />

Patient nun mit dem abgedeckten Auge nur<br />

noch einen roten Lichtpunkt wahr. Über das<br />

Gehirn lokalisiert er den roten Lichtpunkt auf<br />

die korrespondierende Netzhautstelle des anderen<br />

Auges, d. h. auf deren Fovea. Bei normaler<br />

Augenstellung kann nun abwechselnd der<br />

rote Lichtpunkt und das gelbe Fixierlicht wahrgenommen<br />

werden (Konfusion). Im Falle einer<br />

manifesten oder latenten Schielabweichung<br />

wird der rote Lichtpunkt nicht im Zentrum der<br />

Tangententafel lokalisiert. Der Patient kann<br />

durch Angabe des Ortes, wo er den roten Lichtpunkt<br />

wahrnimmt, den subjektiven Schielwinkel<br />

festlegen. Wird statt eines Fixierlichtes ein<br />

Lichtstrich verwendet, dessen Achslage eingestellt<br />

werden kann, kann auch die Verrollung<br />

der Augen zueinander (Zyklotropie) gemessen<br />

werden.<br />

52<br />

B. Prüfung des Binokularsehens<br />

Beim Binokularsehen werden Simultansehen,<br />

Fusion und Stereosehen unterschieden. Werden<br />

querdisparate Bilder beiden Augen unter<br />

Farb- oder Polarisationstrennung angeboten,<br />

können diese Bilder bei vorhandenem Stereosehen<br />

zu einem Bildeindruck mit Tiefenwahrnehmung<br />

verschmolzen werden. Durch Abstufung<br />

der Querdisparation kann die Stereopsis<br />

quantifiziert werden. Gebräuchliche Stereosehtests<br />

als Bildvorlagen sind der Lang-Stereotest,<br />

der Titmus-Test und der TNO-Test. Der Lang-<br />

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden!<br />

Aus T. Schlote u.a.: <strong>Taschenatlas</strong> <strong>Augenheilkunde</strong> (ISBN 3-13-131481-8) © <strong>2004</strong> Georg <strong>Thieme</strong> <strong>Verlag</strong>, Stuttgart

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