Taschenatlas Augenheilkunde (Thieme Verlag, 2004)
Taschenatlas Augenheilkunde (Thieme Verlag, 2004)
Taschenatlas Augenheilkunde (Thieme Verlag, 2004)
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8 Hornhaut<br />
102<br />
A. Hornhauttrauma<br />
Eine Einteilung kann über die Art der einwirkenden<br />
Noxe in mechanische, elektromagnetische,<br />
thermische oder chemische Traumen<br />
erfolgen. Am häufigsten finden sich Hornhautfremdkörper<br />
und traumatische Hornhauterosionen/-abrasionen.<br />
Die Therapie und Prognose<br />
orientiert sich am Ausmaß des Traumas.<br />
Penetrierende und perforierende Verletzungen<br />
verlangen eine gründliche Untersuchung und<br />
primär eine chirurgische Versorgung.<br />
B. Keratopathia photoelectrica<br />
(Verblitzung)<br />
Hierbei handelt es sich um eine Schädigung<br />
durch UV-Strahlen z. B. beim Schweißen oder bei<br />
Hochgebirgsaufenthalt. Bei den Patienten tritt<br />
nach einer Latenz von 6–8 Stunden eine schmerzhafte<br />
Visusminderung, Blepharospasmus, Epiphora<br />
und Fremdkörpergefühl auf. Klinisch sieht<br />
man eine ein- oder beidseitige Keratitis punctata<br />
superficialis (B) im Lidspaltenbereich. Je<br />
nach Anamnese muss differenzialdiagnostsich<br />
an einen Hornhautfremdkörper gedacht werden.<br />
Therapeutisch helfen Tränenersatzmittel<br />
und Gentamicin AT 3 × d. Trotz des dramatischen<br />
klinischen Bildes („Sonnenbrand auf dem<br />
Auge“) handelt es sich um eine harmlose oberflächliche<br />
Verletzung, die folgenlos abheilt.<br />
C. Verätzungen/Verbrennungen<br />
Ätiologie/Pathogenese. Verletzung durch Lauge,<br />
Säure oder Hitze (Ca, b). Der Schweregrad der<br />
Verletzung hängt vom Agens, dessen Konzentration<br />
und der Expositiondauer ab. Laugenverätzungen<br />
erzeugen größere Schäden als Säureverätzungen.<br />
Die durch eine Säureverätzung<br />
hervorgerufene Koagulationsnekrose verhindert<br />
das weitere Eindringen der Säure. Die Kolliquationsnekrose<br />
der Laugenverätzung führt<br />
zu einer raschen Penetration der Lauge in den<br />
vorderen Augenabschnitt.<br />
Epidemiologie. Häufiger Arbeitsunfall. 7–10 %<br />
aller Augenverletzungen. Ein großer Teil der Patienten<br />
sind junge berufstätige Männer zwischen<br />
dem 20.–40. Lebensjahr. Das Verhältnis<br />
der Säure- zu Laugenverätzung beträgt ca. 1: 2<br />
bis 1 : 3.<br />
Klinik. Die akute Phase geht zunächst mit einer<br />
unterschiedlich ausgeprägten Visusminderung,<br />
Schmerzen, Epiphora und Blepharospasmus<br />
einher.<br />
Klinisch kann das Ausmaß der Verätzung in vier<br />
Stadien (nach Reim) eingeteilt werden:<br />
I. Erosio corneae, klare Hornhaut, Hyperämie,<br />
intaktes Randschlingennetz.<br />
II. Erosio corneae, geringe Hornhauttrübung,<br />
Ischämie der Limbusregion > 1 / 3 der Zirkumferenz,<br />
Chemose (Cc).<br />
III. Erosio corneae, Hornhauttrübung, Ischämie<br />
der Limbusregion > 1 / 2 der Zirkumferenz, Ulkusbildung,<br />
Pannusbildung, stromale Neovaskularisationen,<br />
Narbenbildung (Cd).<br />
IV. Erosio corneae, Ischämie der Limbusregion<br />
> 3 / 4 der Zirkumferenz, Nekrosen, Ulzera, Symblephara,<br />
Narben, Lidfehlstellungen, Sekundärglaukom,<br />
Katarakt, Hypotonien, Phthisis bulbi.<br />
Diagnose. Erfolgt über die Anamnese. Die Stadieneinteilung<br />
orientiert sich am klinischen<br />
Bild. Intraokulare Strukturen des vorderen<br />
Augenabschnittes können mitbetroffen sein<br />
und mit Linsentrübungen und der Ausbildung<br />
eines Sekundärglaukoms einhergehen.<br />
Therapie. Sofortiges Spülen des Auges ist die<br />
wichtigste Erstmaßnahme.<br />
Prognose. Die Prognose der Erkrankung hängt<br />
entscheidend davon ab, wie rasch gespült<br />
wurde. Vom Ausmaß der geschädigten limbalen<br />
Stammzellen hängt die Regeneration des<br />
kornealen Epithels ab. Bei einer Schädigung<br />
des Limbus von mehr als die Hälfte der Zirkumferenz<br />
findet keine Epithelialisierung<br />
durch die Stammzellen statt. Es wächst vielmehr<br />
konjunktivales Gewebe über den Defekt.<br />
D. Sekundenkleberverletzungen<br />
(Cyanoacrylat)<br />
Der ins Auge gelangte Sekundenkleber verhärtet<br />
auf der Hornhaut und fällt ab (D). Die entstandene<br />
Hornhauterosio wird mit Tränenersatzmitteln<br />
und lokalen Antibiotika behandelt.<br />
Der Befund heilt in der Regel folgenlos ab.<br />
Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden!<br />
Aus T. Schlote u.a.: <strong>Taschenatlas</strong> <strong>Augenheilkunde</strong> (ISBN 3-13-131481-8) © <strong>2004</strong> Georg <strong>Thieme</strong> <strong>Verlag</strong>, Stuttgart