8 - Metal Mirror
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INTERVIEW ~ WALDGEFLÜSTER<br />
Hoffnungsvolle<br />
Melancholie<br />
WALDGEFLÜSTER ist der Name des Soloprojekts<br />
von Winterherz. Mit „Herbstklagen“ veröffentlicht<br />
der Einzelgänger melancholischen Black <strong>Metal</strong>, der<br />
von seiner Naturverbundenheit geprägt ist.<br />
Interview: Dorian Gorr | Foto: Waldgeflüster<br />
Winterherz, der Bandname und einzelne Songtitel lassen<br />
auf eine starke Naturverbundenheit deinerseits<br />
schließen. Wie drückt sich diese außerhalb der Musik aus?<br />
Zum einen versuche ich so oft wie möglich hinaus in die Natur<br />
zu kommen. Leider gelingt mir dies viel zu selten. Aber diesen<br />
Sommer planen mein Bruder und ich eine Trekking-Reise in<br />
Norwegen, auf der wir uns vollkommen von der Hektik der Welt<br />
abschotten wollen, um uns auf uns selbst und die Schönheit und<br />
Kraft der Natur besinnen zu können. Auf der anderen Seite versuche<br />
ich natürlich einigermaßen umweltbewusst zu leben, ab<br />
und zu das Auto stehen zu lassen und meinen Müll nicht überall<br />
wahllos zu hinterlassen.<br />
Inwiefern beeinflusst die Natur dein musikalisches Schaffen?<br />
Die Natur liefert mir Inspiration. Viele Ideen zu einzelnen<br />
Stücken entstehen nur durch besonders schöne Anblicke. Zum<br />
Beispiel fiel mir die Textzeile „Herbst befiel das Land“ auf einer<br />
Fahrt von St. Pölten nach Rosenheim in der Höhe von Salzburg<br />
ein. Es ging langsam auf die Abenddämmerung zu und auf einmal<br />
erstrahlten die waldbedeckten Berge in einem wunderschönen<br />
goldenen Schimmer. Diese Aussicht inspirierte mich zu dem<br />
Lied. So läuft es oftmals ab.<br />
wirkliche Tiefe zu erreichen. Die Musik beinhaltet ja schon seit<br />
Jahrzehnten satanische Texte. Natürlich gibt es immer wieder<br />
Bands, die es schaffen, absolut ergreifende Lyrik zu schreiben.<br />
Aber es existieren eben auch noch viele andere negative Gefühle,<br />
die durch Musik ausgedrückt werden wollen. Und so entwickelt<br />
jeder seine eigenen Vorlieben und seinen persönlichen<br />
Schreibstil. Ich denke, dass sich die Black <strong>Metal</strong>-Szene in den<br />
letzten Jahren diesbezüglich geöffnet hat. Einige Bands haben<br />
vorgemacht, dass man auch mit anderen Themen neben Satan<br />
tiefgehende, emotionale und dunkle Musik schaffen kann. Und<br />
das schlägt sich nun wohl in dieser breitgefächerten Auswahl an<br />
Themen nieder.<br />
Oftmals finden bei deinen Titeln die Jahreszeiten Erwähnung.<br />
Einzig und alleine der Frühling wird in keinem Songtitel<br />
erwähnt. Hat das einen Grund?<br />
Eigentlich dachte ich, dass dies offensichtlich wäre: „Herbstklagen“<br />
ist eine abgeschwächte Form von Konzeptalbum, welches<br />
meine Gefühle und Gedanken in einer herbstgewandten<br />
Lyrik beschreibt. Um dieses Konzept noch etwas abzurunden,<br />
wusste ich schon ziemlich zu Beginn der Schreibarbeiten, dass<br />
ich ein Intro und ein Outro haben wollte. Das Intro sollte hierbei<br />
den Abschluss des Sommers und seinen Übergang in den Herbst<br />
markieren. Sozusagen ein letztes Aufblitzen der wärmenden<br />
Sonnenstrahlen, bevor einen der Herbst in die Abgründe seiner<br />
düsteren Stimmungen zieht. Am Ende des Herbstes weisen<br />
die ersten Schneeflocken den Weg in den Winter. Dieser „Erste<br />
Schnee“ fällt in der Abenddämmerung, das Stück baut eine sehr<br />
melancholische und traurige Stimmung auf, die keine Hoffnung<br />
zulässt. Aber ich wollte nicht nur die negativen Aspekte hervorheben,<br />
denn auch Melancholie kann hoffnungsvoll und schön<br />
sein. Dies wollte ich mit „Wintermorgen“ ausdrücken. Dieses<br />
Lied beschreibt das Gefühl des morgendlichen Sonnenlichts, das<br />
sich auf den weißen, schneebedeckten Feldern bricht, die Hoffnung<br />
und die Schönheit solcher Momente. Der Frühling hätte<br />
somit in diesem Konzept keinen Platz gehabt. Was aber nicht<br />
bedeutet, dass ich den Frühling niemals in meine Musik aufnehmen<br />
werde. Nur auf „Herbstklagen“ hatte ich keine Verwendung<br />
dafür.<br />
www.waldgefluester-blackmetal.de.vu<br />
Textlich und auch musikalisch wirken einige Parts durchaus<br />
melancholisch, beispielsweise der Song „Von Einsamkeit...“.<br />
Spielt Melancholie in deinen Texten eine große Rolle?<br />
Ja, sie spielt eine große Rolle bei Waldgeflüster. Jeder Text beinhaltet<br />
eine gewisse Melancholie, auch wenn sich diese manchmal<br />
in einer Form von hoffnungsvoller Melancholie äußert. Ich<br />
versuche bei Waldgeflüster immer meine innersten Gefühle auszudrücken<br />
und zu verarbeiten und diese äußern sich hauptsächlich<br />
in tief empfundener Melancholie.<br />
Die Entwicklung zeigt eindeutig einen Trend hin zu solchen<br />
Texten. Viele Bands entfernen sich zunehmend von den satanisch<br />
angehauchten Lyrics. Worin siehst du diese Entwicklung<br />
begründet?<br />
Ich denke, dass die satanischen Lyrics zu einem großen Teil<br />
ausgereizt wurden und dass es schwierig ist, mit ihnen noch<br />
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