8 - Metal Mirror
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LIVE - CHRIS WITCHHUNTER MEMORIAL CONCERT<br />
Hatte Tränen in den Augen: Schmier von Destruction<br />
140 Kilogramm geballte Erotik: Tankard<br />
Anschließend wird es herzergreifend. Tom Angelripper, Mitveranstalter<br />
des Konzerts, kommt auf die Bühne und kündigt<br />
an, dass Chris‘ Familie gerne ein paar Worte an die Anwesenden<br />
richten möchte. Bruder, Schwester und Mutter Witchhunter<br />
stellen sich anschließend auf die Bühne und werden von einem<br />
„Witchhunter, Witchhunter“-Chor überrollt. Mama Witchhunter<br />
bedankt sich höflich, dass die <strong>Metal</strong>-Fans ihren Sohn heute so<br />
feiern würden und Chris‘ Schwester betont, dass Mama Witchhunter<br />
ihren Sohn stets in seiner Musikleidenschaft unterstützt<br />
habe, wofür es natürlich noch einmal extra viel Applaus gibt.<br />
Danach ist die Stimmung so aufgeheizt, dass DESTRUC-<br />
TION nur gewinnen können. Daran, dass Schmier auf Grund<br />
scheinbarer Ego-Probleme das Event noch Monate vorher sausen<br />
lassen wollte, scheint in dem Moment niemand zu denken.<br />
Stattdessen wird das Thrash-Urgestein gnadenlos abgefeiert.<br />
Nachdem der Hüne und seine Gesellen mit dem frischen<br />
„D.E.V.O.L.U.T.I.O.N.“ eröffnen, zerschlagen Destruction aber<br />
jeden Gedanken daran, dass sie ihre Klassiker vernachlässigen<br />
würden. Das Metzger-Doppelpack „The Butcher Strikes Back“<br />
und „Mad Butcher“ steht ebenso auf dem thrashigen Speiseplan<br />
wie „Life Without Sense“, „Nailed To The Cross“, das textsicher<br />
von der gesamten Turbinenhalle mitgebrüllt wird, und natürlich<br />
das obligatorische Finale in Form von „Total Desaster“. Weiterhin<br />
erarbeitet sich Schmier Sympathien zurück mit seinen leicht<br />
pathosgetränkten Ansagen und der Bekundung, dass er mit den<br />
Tränen zu kämpfen hatte, als Chris‘ Mutter derart warmherzig<br />
begrüßt wurde. Ende gut, alles gut.<br />
Doch Ende ist in Oberhausen noch lange nicht. Vorher gibt es<br />
noch „140 Kilogramm geballte Erotik“, wie sich TANKARD-<br />
Sänger Gerre selbst vorstellt. Es wäre in<br />
Chris‘ Sinne gewesen, dass die Anwesenden<br />
heute alle ihren Spaß haben, ist sich der beleibte<br />
Lockenkopf und Anti-Weight-Watcher<br />
weiterhin sicher. Und für jede Menge Spaß,<br />
aber auch thrashige Nackenaction sorgen<br />
Tankard problemlos. Ob „Zombie Attack“,<br />
„Slippin‘ From Reality“, „Chemical Invasion“,<br />
„666 Packs“ oder „Octane Warriors“<br />
von der jüngsten Platte - die Turbinenhalle<br />
tobt. Und auch Gerre bewegt seinen Bierbauch<br />
eilig über die Bühne und wirkt trotzdem<br />
nur sehr vereinzelnd außer Atem. Und<br />
genug Kraft, um für die ganze Halle „Freibier“<br />
zu fordern oder die Zuschauer mit auf<br />
eine Reise nach „Beermuda“ zu nehmen, hat<br />
der Spaßmacher immer übrig. Das Ende des<br />
Auftritts markiert schließlich der obligatorische<br />
Partysong „(Empty) Tankard“, der für<br />
jede Menge Hüpferei vor der Bühne sorgt.<br />
Großartig!<br />
SODOM-SETLIST<br />
Napalm In The Morning<br />
Outbreak Of Evil<br />
The Saw Is The Law<br />
Sodomized<br />
City Of God<br />
Obsessed By Cruelty<br />
Agent Orange<br />
Witching <strong>Metal</strong><br />
Iron Fist (Motörhead-Cover)<br />
One Step Over The Line<br />
Wachturm<br />
Blasphemer<br />
Aber bitte mit Sahne<br />
Ausgebombt<br />
----------------------------------<br />
Remember The Fallen<br />
Bombenhagel<br />
Seite 79<br />
Nach so viel Action könnte man fast schon befürchten, dass<br />
die Thrasher nicht mehr fit für den Hauptact sind, doch die Turbinenhallen-Besucher<br />
beweisen Kondition, so dass SODOM auf<br />
gut gefüllte Reihen blicken können, als sie um kurz nach Mitternacht<br />
die Bühne für neunzig Minuten Thrash <strong>Metal</strong> betreten.<br />
Mit „Napalm In The Morning“ entzünden die Ruhrpott-Veteranen<br />
gleich das Feuer im Publikum, das vor allem in den ersten<br />
Reihen kollektiv auszurasten scheint und die Bandklassiker der<br />
Marke „Obsessed By Cruelty“ und „Sodomized“ abfeiert. Ob<br />
es tatsächlich notwendig ist, dass zwischendurch noch einmal<br />
Witchhunters Bruder die Bühne betritt und eine eher peinliche<br />
Ansage tätigt (O-Ton: „Chris hat für Sodom gelebt!“), bevor er<br />
mit seiner Schwester einen schiefstimmigen „Witchhunter“-<br />
Chor anstiftet, sei einmal dahin gestellt. Die Stimmung sinkt dadurch<br />
nur kurzfristig und kann mit „Witching <strong>Metal</strong>“ und „Agent<br />
Orange“ problemlos wieder aufpoliert werden. Zwischendurch<br />
werden noch die ehemaligen Sodom-Mitglieder Andy Brings<br />
und Frank Blackfire auf die Bühne geholt, Schlager-<strong>Metal</strong> in<br />
Form von „Aber bitte mit Sahne“ geboten und als besonderen<br />
Hingucker The Battalions Tore auf die Bretter gebeten, um als<br />
Sänger das Motörhead-Cover „Iron Fist“ zum Besten zu geben.<br />
Die Stimmung könnte kaum besser sein, allerdings beweist das<br />
Finale in Form von „Ausgebombt“, nach dem Sodom erstmals<br />
die Bühne verlassen, sowie „Remember The Fallen“ und natürlich<br />
„Bombenhagel“, das Sodom die Show noch einmal mit einem<br />
besonderen Adrenalinkick beenden.<br />
Es ist 1.35 Uhr, als ein ereignisreicher Tag sein Ende nimmt<br />
und die kaputtgethrashten Massen an die frische Luft strömen<br />
(das war ab 20 Uhr nicht mehr möglich, zumindest nicht, wenn<br />
man wieder hinein wollte - Grund: unbekannt).<br />
Manche haben Zelte aufgeschlagen<br />
und übernachten auf dem steinigen, unebenen<br />
Boden vor der Halle, andere legen sich<br />
einfach irgendwo in ihr Auto und einzelne<br />
Thrasher haben sich derartig viele Lampen<br />
ausgeschossen, dass sie einfach auf der Treppe<br />
zur Halle liegen bleiben. Sie alle können<br />
zufrieden sein, denn sie haben Thrash-Geschichte<br />
erlebt und abgefeiert. Ob es noch<br />
einmal ein Thrash-Event mit einem entsprechendem<br />
Line-Up geben wird, ist unklar,<br />
auch wenn Tom Angelripper andeutete, dass<br />
man daraus ja eigentlich ein regelmäßiges<br />
Event machen könnte. Man wird sehen, im<br />
Namen der Authentizität und Aufrichtigkeit<br />
sei nur die Hoffnung gewahrt, dass sich das<br />
einmalige Benefizkonzert nicht in ein kommerzielles<br />
Ausschlachten unter dem Banner<br />
des Tributs an einen toten Musiker verwandelt.