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Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...

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heiligen Orte als Heterotopien anführt.“ 57 Demzufolge könnte man also Kirchen als „heilige<br />

Orte“ der Gegenwart ansehen. Mit Erne gesprochen handelt es sich heute nicht mehr um eine<br />

nicht-rekonstruktive „Topologie des Heiligen“, in der am „heiligen Ort“ die Heiligkeit<br />

identifizierbar wäre. Es ist vielmehr eine rekonstruktive „Topologie des Heiligen“ die sich im<br />

Raum religiöser Erfahrung <strong>und</strong> damit auch im Kirchenraum, immer wieder neu „zwischen<br />

den Polen […] der Beheimatung <strong>und</strong> Irritation […]“ einstellt. 58<br />

Bevor im Folgenden der Rezeptionsbezug des Konzepts der Heterotopie auf Kirchen(-räume)<br />

beschränkt bleibt, sei auf Hans-Joachim Sander verwiesen, der in „Heterotopien – Orte der<br />

Macht <strong>und</strong> Orte <strong>für</strong> Theologie. Michel Foucault“, unter anderem eine heterotopische<br />

Annährung an „Jesus von Nazareth“ vorschlägt, die diesem eher entsprechen würde als eine<br />

über den Personenbegriff. 59<br />

3. Die Rezeption des Heterotopie-Konzepts in der Theologie<br />

Die gegenwärtig andauernde Wiederentdeckung des Raumes ist unverkennbar <strong>und</strong> strahlt<br />

auch auf den <strong>kirchliche</strong>n <strong>und</strong> religiösen Kontext aus. Erne verweist in einem Artikel über die<br />

„Wiederentdeckung des Raumes in der Evangelischen Theologie“ auf Michel Foucault, der<br />

die „aktuelle Epoche eher“ als eine „Epoche des Raumes“ charakterisiert. 60 Auch Patrick<br />

Fries hält fest, dass der Raum in der Praktischen Theologie zunehmend beachtet wird, „bis hin<br />

zu einer praktisch-theologischen Hermeneutik des Kirchenraumes.“ 61 Anscheinend besteht<br />

eine allgegenwärtige „Sehnsucht nach heiligen Räumen“ 62 die sich insbesondere auch in<br />

neueren wissenschaftlichen Arbeiten, in denen der „Raumbezug spirituellen Lebens“ 63 zum<br />

Gegenstand der Untersuchung aufgestiegen ist, manifestiert. Aber auch Foucault <strong>und</strong> sein<br />

Konzept der Heterotopie werden zunehmend in die praktisch-theologischen Überlegungen<br />

zum Kirchenraum aufgenommen – gegensätzlich zu den Modellen des<br />

57 Vgl.: Wolfers, Carsten. Die Foucaultschen Subjekte. Wien 2009, S. 260.<br />

58 Vgl.: Erne, Thomas. Neue Wahrnehmung des Kirchenraumes im Protestantismus. Theologische Reflexionen<br />

<strong>und</strong> Impulse. In: Keller, Manfred/ Vogel, Kerstin (Hg.). Erweiterte Nutzung von Kirchen – Modell mit Zukunft.<br />

Band 3. Berlin 2008, S. 49.<br />

59 Sander, Hans-Joachim. Heterotopie – Orte der Macht <strong>und</strong> Orte <strong>für</strong> Theologie. Michel Foucault. In: Hardt,<br />

Peter/ von Stosch, Klaus (Hg.). Für eine schwache Vernunft? Beiträge zu einer Theologie der Postmoderne.<br />

Ostfildern 2007, S. 91-115.<br />

60 Vgl.: Erne, Thomas. Die Wiederentdeckung des Raumes in der Evangelischen Theologie. In: Arbeitsstelle<br />

Gottesdienst. Raumerk<strong>und</strong>ungen. 21. Jg. 02/2007, S.6.<br />

61 Vgl.: Fries, Patrick. „Wir leben nicht in einem leeren, neutralen Raum“. Kirche in der Stadt als Heterotopie<br />

<strong>und</strong> ‚urban player’. In: Theologie <strong>und</strong> Glaube. Jg. 97.Paderborn 2007, S. 218.<br />

62 Vgl.: Jäggi, Carola. „Heilige Räume“ Architektur <strong>und</strong> Sakralität – Geschichte einer Zuschreibung. In: Nollert,<br />

Angelika/ Volkenandt, Matthias/ Gollan, Rut-Maria/ Frick, Eckhard (Hg.). <strong>Kirchenbau</strong>ten in der Gegenwart.<br />

Architektur zwischen Sakralität <strong>und</strong> sakraler Wirklichkeit. Regensburg 2011, S. 27.<br />

63 Vgl.: Zimmerling, Peter. Heilige Räume im Protestantismus – gibt es das? In: Raumerk<strong>und</strong>ungen. S. 24.<br />

Zimmerling verweist hier beispielsweise auf Woydack, Tobias. Der räumliche Gott. Was sind Kirchengebäude<br />

theologisch? Schenefeld 2005.<br />

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