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Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...

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auch in Taizé existent. Er wird im gemeinsamen Gebet durch eine andere Zeitwahrnehmung<br />

aufgehoben. Gerade das ist interessant, denn die Gebete sind von ihrer täglichen dreimaligen<br />

Wiederkehr äußerlich betrachtet purer Alltag. Durch ihre andere Funktionsweise, in der sie<br />

gedacht sind, nämlich nicht als ein „um zu“ sondern absichtslos, sind sie der alltäglichen Zeit<br />

enthoben. Zu dieser Dimension des Gebets, „zur Absichtslosigkeit“, kann man laut Gélineau<br />

durch das wiederholende Singen, wie es in Taizé geschieht, kommen.<br />

Symbolisch <strong>für</strong> die Auferstehung steht die „Kreuz-Ikone“ während der Woche vorne rechts in<br />

der Kirche, am Freitag wird sie beim Abendgebet, zum Gebet vor dem Kreuz, in die Kirche<br />

gelegt. Dann findet am Samstag eine „Auferstehungsfeier, […] mit vielen Kerzen“ statt <strong>und</strong><br />

damit ist eigentlich, wie Frère Alois meint, jeder Sonntag „ein Fest der Auferstehung.“ 244<br />

Taizé ist nicht <strong>für</strong> die Ewigkeit erbaut, die Brüder wollen im Provisorium leben. Trotzdem<br />

bleibt es mit eben dieser in Berührung, durch die Rückbindung an die Quellen des Lebens.<br />

Die Ähnlichkeit mit einer Ferienkolonie, die Foucault als Beispiel <strong>für</strong> eine zeitweilige<br />

Heterotopie benennt 245 , findet sich wenigstens ansatzweise in der Betrachtung der „Zeltstadt“<br />

wieder, deren Größe sich je nach Besucherzahl reguliert. Und das Zelt als archaisches Symbol<br />

markiert die „Spannung zwischen Vorläufigkeit <strong>und</strong> Kontinuität“, denn in seiner gebauten<br />

Flüchtigkeit ist es dennoch ein (vorübergehender) „Ort <strong>für</strong> Heimat.“ 246<br />

4.2.8 Öffnung <strong>und</strong> Schließung – fünftes Merkmal<br />

Bevor man nach Taizé fahren kann muss man sich in der Regel anmelden, unter Angabe des<br />

letzten Aufenthaltes, <strong>und</strong> eine Bestätigung abwarten. Jeder der in Taizé ankommt bezahlt am<br />

kommunitätseigenen „Ortseingang“, in einem kleinen Häuschen, einen Tagessatz, den er oder<br />

sie selbst leisten kann, wobei es je nach Land einen vorgeschlagenen Rahmen gibt <strong>und</strong><br />

bekommt Essensmarken, die bei jeder der Mahlzeiten abgestempelt werden. Eine Woche<br />

beträgt die eigentliche Aufenthaltszeit, wie auf der Homepage betont wird. Man kann aber<br />

auch nach Absprache länger mit den Brüdern leben. Die Einladung nach Taizé zu kommen<br />

gilt <strong>für</strong> alle, insbesondere aber <strong>für</strong> Menschen zwischen 15-29 Jahren. Ab 30 Jahren gibt es<br />

Zeiteinschränkungen im Jahr <strong>und</strong> man darf maximal <strong>für</strong> eine Woche im Jahr nach Taizé<br />

kommen. 247<br />

244 Vgl.: Seiterich-Kreuzkamp. Die Ikonen <strong>und</strong> das Kreuz. S. 26.<br />

245 Vgl.: Foucault. Von anderen Räumen. S. 325.<br />

246 Vgl.: Erne. Neue Wahrnehmung des Kirchenraumes im Protestantismus. S. 49.<br />

247 Vgl.: http://www.taize.fr/de_article5502.html (zuletzt eingesehen am 16.08.2011).<br />

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