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Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...

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3.2 Glaube <strong>und</strong> Räume bei Andreas Mertin<br />

Mertin bezieht sich in seinem Text „‚…<strong>und</strong> räumlich glaubet der Mensch‘. Der Glaube <strong>und</strong><br />

seine Räume“ 79 , nach den Darstellungen der Modelle von Eliade <strong>und</strong> Lorenzer auf Foucault<br />

als „Reflexionshistoriker“, der auch in der heutigen Zeit Räume nicht als „gleich-gültig“<br />

ansieht, sondern sie noch mit einer andauernden „stummen Sakralisierung“ belegt. 80<br />

Gegenwärtig ist die Zunahme einer allgemeinen Religiosität wahrzunehmen, die sich auch auf<br />

Orte <strong>und</strong> Räume bezieht <strong>und</strong> so ein Bedürfnis nach religiösen Räumen artikuliert, wobei sich<br />

der „religiöse Raum der Gegenwart […] durch religiöse Subjekte konstituiert“ <strong>und</strong><br />

insbesondere in historischen Gebäuden erfahrbar wird, aber nicht länger ontologisch real<br />

existiert. 81 Mertin stellt ein Bedürfnis nach religiösen Räumen fest, macht aber auch deutlich,<br />

dass dem heutigen Menschen weitgehend der verständige Zugang zu diesen fehlt. Mit<br />

Foucault wird es möglich derartige Räume auch noch in der Gegenwart zu verorten, da er<br />

darauf hinweist, dass bereits „die dichothome Entgegensetzung von Räumen eine religiös zu<br />

nennende Gr<strong>und</strong>struktur enthält.“ 82 Er findet seine Vermutungen in Foucaults Ausführungen<br />

gestützt, dass Räume zentral <strong>für</strong> Religion sind <strong>und</strong> sie uns die Möglichkeit bieten unseren Ort<br />

in der Welt zu reflektieren <strong>und</strong> uns zu orientieren. Zudem machen diese deutlich, dass nicht<br />

erst <strong>kirchliche</strong> Räume als sakral charakterisiert werden können, sondern dass bereits<br />

räumliche Entgegensetzungen im elementarsten Sinne auf Religion verweisen. 83<br />

Mertin meint, dass Kirchenräume ’Widerlager’ sein könnten, die Jugendlichen heute neue<br />

Zugänge zur Tradition ermöglichen, da wirkliches Verständnis von Räumen sich nicht<br />

unmittelbar einstellt, sondern seiner Meinung nach an „einen bestimmten Erfahrungskontext“<br />

gekoppelt ist, der aber einerseits nicht mehr greifbar ist <strong>und</strong> andererseits durch die<br />

frühkindliche Sozialisation in der Familie nicht mehr vorausgesetzt werden kann. 84 Deshalb<br />

schlägt er vor, dass Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer mit Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern gemeinsam<br />

heterotopologisch tätig werden, indem sie ‚Raum-Lektüre’ betreiben, damit das unbestimmte,<br />

aber noch vorhandene Raumgefühl weicht <strong>und</strong> „das Spiel der symbolischen Formen, das im<br />

Kirchenraum <strong>und</strong> im Gottesdienst stattfindet“ wieder wahrnehmbar wird, dazu muss es jedoch<br />

79 Mertin, Andreas. „…<strong>und</strong> räumlich glaubet der Mensch“. Der Glaube <strong>und</strong> seine Räume. In: Klie, Thomas<br />

(Hg.). Der Religion Raum geben. Kirchenpädagogik <strong>und</strong> religiöses Lernen. Münster 1998, S. 51-76.<br />

80 Vgl.: Mertin. Die Kirche als Jurassic-Park? Oder: Lässt sich religiöses Raumgefühl pädagogisch klonen? In<br />

Glockzin-Bever/ Schwebel. Kirchen – Raum – Pädagogik. S. 125.<br />

81 Vgl.: Mertin. „…<strong>und</strong> räumlich glaubet der Mensch“. S. 52.<br />

82 Vgl.: ebenda. S. 58.<br />

83 Vgl.: ebenda. S. 59.<br />

84 Vgl.: ebenda. S. 73.<br />

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