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Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...

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„prophetisches Zeichen“ <strong>und</strong> solche sind niemals Modelle, sie rufen nicht zur „Nachahmung,<br />

sondern nur zum Nachdenken über das Bezeichnete auf.“ 279 Auch Zimmerling betont, dass<br />

das „ökumenische Modell von Taizé […] einmalig <strong>und</strong> nicht auf die Ebene der Ortsgemeinde<br />

oder gar das Verhältnis der verschiedenen Kirchen übertragbar“ ist. 280<br />

Im Gegensatz zur Geschichte, in der Cluny <strong>und</strong> Cîteaux tonangebend in Burg<strong>und</strong> waren, ist<br />

die Gegend heute multireligiös geprägt <strong>und</strong> es gibt neben Moscheen dort auch – „in einem<br />

einsamen Tal“ – seit 1987 den größten buddhistischen Tempel Europas. 281<br />

Horst Köhler meint: „Wahrscheinlich gibt es in Europa kein internationaleres Dorf als Taizé.“<br />

Und bezeichnet Taizé als ein „kleines, aber wirkmächtiges Zeichen <strong>für</strong> eine bessere Welt, ein<br />

leises, aber höchst lebendiges Kraftzentrum in <strong>und</strong> <strong>für</strong> Europa.“ 282<br />

4.4.5 Was Taizé geben kann<br />

„Wenn das Gebet ganz <strong>und</strong> gar Sache des Verstandes würde, wenn es so säkularisiert würde, dass es<br />

keinen Sinn <strong>für</strong> das Mysterium, <strong>für</strong> die Poesie mehr kennen würde, so dass <strong>für</strong> das Betreten des Leibes,<br />

<strong>für</strong> Intuition, <strong>für</strong> das Gemüt kein Platz mehr vorhanden wäre…[…] wo gäbe es dann noch einen Ort der<br />

Gemeinschaft <strong>für</strong> alle Menschen?“ 283<br />

Das Gebet, als Handlung gehört f<strong>und</strong>amental zur „Religion als […] Lebensäußerung“, die<br />

zunehmend wieder in den „kulturellen Erfahrungskontext“ integriert wird. 284 In Taizé wird<br />

Religion gelebt, auf eine glaubwürdige <strong>und</strong> inklusive Weise. Im Leben der Brüder drückt sich<br />

die bedingungslose Annahme eines jeden Menschen aus. Sie hören zu, ohne davon etwas <strong>für</strong><br />

sich zu erwarten beispielsweise nach dem Abendgebet in der Kirche. Aber auch die<br />

„Väterlichkeit“, die sie auf eine besondere Weise ausstrahlen <strong>und</strong> die „ein Stück<br />

Geborgenheit“, in einer Gesellschaft vermitteln kann, in der das Aufwachsen mit einem Vater<br />

lange keine Selbstverständlichkeit mehr ist. 285 Eine anscheinend vorhandene „Sehnsucht nach<br />

einem Wir, das dem Individuum genügend Raum lässt <strong>für</strong> eine ganz persönliche Gottsuche<br />

[…]“ 286 , lässt sich in Taizé stillen. In einem klaren Rhythmus wird erfahrbar, wie sehr man<br />

selbst durch die Übernahme einer kleinen Aufgabe <strong>und</strong> eigene Beteiligung dazu beitragen<br />

kann, dass das Leben in einer Gemeinschaft gelingt.<br />

278<br />

Ebenda. S. 30.<br />

279<br />

Vgl.: Stökl. Taizé. S. 10.<br />

280<br />

Vgl.: Zimmerling. Die Communauté von Taizé. S. 207.<br />

281<br />

Vgl.: Strack. Taizé bei Cluny, Cluny bei Taizé. S. 263.<br />

282<br />

Köhler, Horst. Zeichen <strong>für</strong> eine bessere Welt. In: Taizé – Weltdorf. S. 168.<br />

283<br />

Frère Roger. Ein Fest ohne Ende. In: Leben, um zu lieben. Worte des Vertrauens. Freiburg im Breisgau<br />

2010, S. 24.<br />

284<br />

Vgl.: Schieder. Michel Foucault: Religion als Transgressionsdiskurs. S. 224.<br />

285<br />

Vgl.: auch Clément. Taizé. S. 39.<br />

286<br />

Bode, Franz-Josef. Sehnsucht nach dem Wir. In: Taizé – Weltdorf. S. 170.<br />

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