Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...
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Er wollte am liebsten nur durch seine Texte wirken, um frei sein zu können im Schreiben. 13<br />
"Da du nicht weißt, wer ich bin, wirst du nicht in Versuchung kommen, nach den Gründen zu fragen,<br />
weshalb ich sage, was ich hier sage. Sage du dir einfach: das ist wahr, das ist falsch. Das gefällt mir, das<br />
gefällt mir nicht. Ein Punkt, mehr nicht.“ 14<br />
Der Heterotopie-Begriff findet sich bei Foucault nur 1966 direkt, im „Vorwort zur Ordnung<br />
der Dinge“ – wobei er dort dezidiert an die Sprache geb<strong>und</strong>en ist – <strong>und</strong> noch im selben Jahr in<br />
einem Radiovortrag, ‚Die Heterotopien’, dort bezieht er ihn ausdrücklich auf den Raum. 15<br />
Dieser Radiovortrag vom 7. Dezember 1966 war der Auslöser <strong>für</strong> Foucaults Begegnung mit<br />
der Architektur, was ihn, einem Brief nach zu urteilen, überraschte:<br />
„Erinnerst du dich noch an das Telegramm, über das wir so gelacht haben, von einem Architekten, der<br />
ein ganz neues Konzept des Städtebaus zu erkennen glaubte? […] in einem Radiovortrag über die Utopie.<br />
[…].“ 16<br />
Ionel Schein war wohl dieser Architekt <strong>und</strong> ein Mitglied des Cercle d’études<br />
architecturales der Foucault 1967 zu einem Vortrag vor Architekten, mit dem Titel „Von<br />
anderen Räumen“, einlud <strong>und</strong> so erheblich zur darauf folgenden internationalen Rezeption<br />
beitrug. 17 Infolge der Veröffentlichung von „Die Ordnung der Dinge“ 1966, die den<br />
französischen Originaltitel „Les mots et les choses“ trägt <strong>und</strong> sich als „systematische<br />
Beschreibung von Räumen rekonstruieren“ lässt, zeigt sich immer wieder, dass der Raum<br />
in Foucaults Werk ein zentrales Thema ist. 18 Foucault hat den Heterotopie-Begriff ebenso<br />
<strong>für</strong> die Bezeichnung von „Ordnung bzw. […] Un-Ordnung eines Wissens“ gebraucht wie<br />
<strong>für</strong> eine „räumliche Struktur, eine architektonische, eine topologische Anordnung“, das<br />
zeigt, dass ein Nebeneinander von Diskurs- <strong>und</strong> Raumstrukturen sein Denken in diesen<br />
<strong>und</strong> den folgenden Jahren prägte. 19 Indem er sein Konzept der Heterotopie mehrfach Ende<br />
der 1970er <strong>und</strong> Anfang der 1980er Jahre wieder aufgreift, beispielsweise „in einem<br />
Gespräch über Benthams Panopticon“, oder in einem in der „Architekturzeitschrift<br />
Skyline“, bezieht er sich zurück auf seine Besessenheit <strong>für</strong> den Raum, über die er zu den<br />
Themen kam, die <strong>für</strong> ihn gr<strong>und</strong>legend seien, „nämlich die möglichen Beziehungen<br />
zwischen Macht <strong>und</strong> Wissen.“ 20 Noch im Frühjahr 1984 stimmte Foucault der Publikation<br />
des Vortrags von 1967 „Von anderen Räumen“ zu, der der „Internationalen Bauausstellung<br />
13<br />
Vgl.: Kammler, Parr, Schneider. Foucault Handbuch. S. 1.<br />
14<br />
Foucault, Michel. Der maskierte Philosoph. In: Defert, Daniel/ Ewald, Francois/ Lagrange, Jacques (Hg.).<br />
Ästhetik der Existenz. Frankfurt am Main 2007, S. 52.<br />
15<br />
Vgl.: Kammler/ Parr/ Schneider. Foucault Handbuch. S. 263f.<br />
16<br />
Defert, Daniel. Raum zum Hören. In: Foucault, Michel. Die Heterotopien. Der utopische Körper. Zwei<br />
Radiovorträge. Frankfurt am Main 2005, S. 73; 77. Brief an Defert vom 2. März 1967, verfasst in Sidi Bou Said.<br />
17<br />
Vgl.: ebenda. S. 70ff.<br />
18<br />
Vgl.: Simons, Oliver. Raumgeschichten. Topographien der Modernen Philosophie, Wissenschaft <strong>und</strong><br />
Literatur. München 2007, S. 26f.<br />
19<br />
Vgl.: Sarasin. Michel Foucault. S. 96f.<br />
20<br />
Vgl.: Defert. Raum zum Hören. In: Foucault. Die Heterotopien. S. 86f.<br />
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